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Pfarrkirche St. Peter

Hier ruht Münchens wohl gruseligste Reliquie

Heilige Munditia
Die Heilige Munditia ruht seit 1677 in St. Peter, Münchens ältester Pfarrkirche. Sie wird als Märtyrerin und Schutzheilige der Witwen und alleinstehenden Frauen bis heute verehrt. Foto: Getty Images/iStockphoto
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

10. Februar 2025, 6:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Seit dem Jahr 1677 ruht in der Münchner Kirche St. Peter eine ganz besondere Reliquie: Ein prunkvoll geschmücktes Skelett, das Besucher auf unheimliche Weise anzulächeln scheint. Hierbei handelt es sich um die Heilige Munditia, die einst aus Rom nach München kam. Noch heute zieht sie Gläubige wie Touristen gleichermaßen an. Und jedes Jahr kann man ihr an einem Festtag zu ihren Ehren auf makabre Weise ganz nahe kommen.

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Unter den zahlreichen Kirchen in München dürfte St. Peter, liebevoll auch Alter Peter genannt, wohl für Gläubige wie Touristen gleichermaßen ein ganz besonderer Besuchermagnet sein. Denn in einer der Seitenkapellen des Gotteshauses befindet sich hier, seit mehr als 300 Jahren auf dem sogenannten Liborius-Altar ruhend, eine ganz besondere Reliquie. Hierbei handelt es sich um die Heilige Munditia, deren sterbliche Überreste, in einem Glassarg ausgestellt, nun bereits seit 1677 in Bayerns Landeshauptstadt zu sehen sind. Und jedes Jahr an ihrem Gedenktag kann man der Heiligen auf ganz besonders gruselige Weise nahekommen.

Ein Geschenk des Papstes

Laut der Müncher Zeitung „TZ“ war die Heilige Munditia eine Märtyrerin, die um das Jahr 300 in Rom auf grausame Weise zu Tode kam. Demnach wurde die Witwe wohl vermutlich mit einem Beil enthauptet. Darauf deuten Spuren am Hals des Skeletts hin, das nunmehr seit über 300 Jahren in München zu sehen ist. Unheimlich: Die sterblichen Überreste der Frau scheinen Besucher aus einem mit Glasaugen geschmückten Schädel anzulächeln. Ihr „Körper“ ist mit einem Schleier umhüllt und mit einer Brokat-Schärpe geschmückt, welche mit Perlen und Glassteinen verziert wurde. Es handelt sich bei ihr um eine als Ganzkörperreliquie bekannte Besonderheit, die bis Ende des 19. Jahrhunderts als kirchliche Sehenswürdigkeiten im Trend lagen.

Doch wie kam die Heilige Munditia einst von Rom nach München? Zu verdanken ist dies dem heimischen Kaufmann Franz Benedikt Höger. Dieser wurde 1675 beim Papst höchstselbst vorstellig und bat um eine Reliquie für St. Peter. Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge stammen die Überreste der Heiligen demnach belegbar aus der Cyriacus Katakombe in Rom. Christliche Forscher hatten diese zur Barockzeit untersucht und dort zahlreiche mutmaßliche Märtyrer entdeckt. Der Papst machte Höger die Heilige Munditia zum Geschenk, und zwei Jahre später zog sie, begleitet von einer großen festlichen Prozession, in die Münchner Kirche ein. Heute gilt die Patronin als Schutzheilige der Witwen und alleinstehenden Frauen. Als solche erlebte sie in München aber auch die nach ihrer Ermordung wohl dunkelste Stunde.

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Dunkle Stunde für die Reliquie

Denn am 4. Mai 1975 stiegen unbekannte Diebe über ein Sakristeifenster in die Kirche ein, brachen das Gittertor zu ihrem Schrein auf und stahlen die bunten Glassteine, die die Heilige Munditia bis dahin geschmückt hatten. Ihr gläserner Schrein wurde dabei zerstört, den Schädel der Märtyrerin steckte man auf ein Gitter. Die Verbrecher hatten den Schmuck der Heiligen wohl fälschlicherweise für Edelsteine gehalten. Die Reliquie wurde in der Folge natürlich wieder hergestellt, und man kann sie während der regulären Öffnungszeiten der Kirche besichtigen.

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Ein ganz besonderer Segen

Gläubige können ihr aber jedes Jahr auch noch auf eine andere, man könnte sagen, intimere Weise, nahekommen. Denn in St. Peter wird die Heilige Munditia jedes Jahr am 17. November gefeiert. Das Datum gilt gemeinhin als ihr Todestag. Dann schmückt die Kirche ihren gläsernen Sarg mit roten Girlanden und Blumen, und es gibt eine Lichterprozession zu ihren Ehren. Wer möchte, kann sich anschließend mit einem Fingerstück der Patronin segnen lassen. Der Pfarrer legt es den Menschen zu diesem Zweck dann auf die Stirn.

Wer nun selber einmal gerne Münchens vielleicht berühmteste Verstorbene sehen will, hat dazu laut offizieller Webseite der Kirche St.Peter täglich Gelegenheit. Im Sommer ist das Gotteshaus wochentags von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet, Samstag wie Sonntag dann von 10 bis 18.30 Uhr. Im Winter sind die Öffnungszeiten jeweils eine Stunde kürzer. Die Kirche bietet auch noch andere interessante Aspekte, außerdem kann man ihren Turm besteigen. St. Peter ist zudem die älteste Pfarrkirche in München überhaupt und daher schon an sich eine Sehenswürdigkeit.

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