10. Oktober 2014, 17:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wer schnell und unkompliziert heiraten möchte, muss nicht in die Staaten jetten. Auch in Dänemark sind Hochzeiten ohne viel Bürokratie und lange Warterei möglich. Was den Nachbarn im Norden so attraktiv zum Heiraten macht – und ob Kopenhagen nun das Las Vegas Europas ist.
Sie sind die glücklichsten Menschen Europas (nach dem World Happiness Report 2013), oft recht wohlhabend (Kopenhagen zählt zu den teuersten Städten der Welt) und aufrichtig offenbar auch – zumindest, wenn man Otto Waalkes glauben schenken mag („Dänen lügen nicht“). Glücklich, reich und ehrlich – alles Eigenschaften, die man sich von seinem Partner ja nur wünschen kann. Doch nicht nur die Menschen, auch das Land selbst hat so manches zu bieten, weshalb immer mehr Heiratswillige „ja“ sagen zum Nachbarn im Norden – und zwischen dänischer Küste und Kleiner Meerjungfrau ihre Hochzeit feiern.
Die Anfragen häufen sich, bestätigt auch die Presseabteilung der dänischen Botschaft in Berlin, die auf ihrer offiziellen Homepage inzwischen einen eigenen Menüpunkt zum Thema eingerichtet hat. Doch was macht Dänemark so attraktiv für Hochzeitspaare? TRAVELBOOK hat die Gründe dafür zusammengetragen.
1. Das Prozedere ist sehr viel einfacher
In Dänemark mahlen die Mühlen etwas schneller als in Deutschland. Und sehr viel unkomplizierter ist das Prozedere auch. Für Deutsche, die vorher nicht verheiratet waren, reicht ein aktueller Reisepass bzw. Personalausweis, eine Meldebescheinigung aus dem Heimatort und eine Geburtsurkunde. Auch für binationale Paare und Nicht-EU-Bürger ist das Heiraten in Dänemark einfacher als anderswo in Europa. Die Wartezeiten, die in Deutschland vorgeschrieben sind, gibt es in Dänemark nicht. Nicht selten ist eine Heirat daher auch sehr spontan möglich.
Allerdings: Wer keine Agentur mit der Planung beauftragen möchte, die einem so manches abnehmen kann, sollte sich das Standesamt gut aussuchen. In Kopenhagen, zum Beispiel, muss man zwei bis drei Wochen vor dem Wunschtermin vorstellig werden, eine Eheerklärung ausfüllen und Kopien der eigenen Papiere abgeben. Es wären dann also zwei Reisen nach Dänemark nötig, oder man zieht die Flitterwochen einfach vor. Auch wünschen manche Standesämter in Dänemark ein paar Tage Aufenthalt im Land, bevor geheiratet werden darf.
2. Die Locations
Neben den sehr viel geringeren Reisekosten im Vergleich zu Las Vegas spricht noch mindestens ein weiterer guter Grund für die dänische Alternative: Die Kitschkapellen der Casino-Stadt bleiben den Heiratswilligen erspart. Stattdessen können sie aus diversen herrlichen Kulissen für ihre Hochzeit wählen. Wie wäre es mit dem Kopenhagener Rathaus, zum Beispiel? Oder besser noch: am Strand? Etwa auf Ärö, der Ostseeinsel, die als besonders „hyggelig“, also als ausgesprochen „idyllisch“ und „typisch dänisch“ gilt – und inzwischen „Hochzeitsinsel“ genannt wird: Allein im vergangenen Jahr gaben sich 2000 ausländische Paare auf dem rund 6000-Einwohner-Eiland das Jawort.
So könnte der Hintergrund für das Hochzeitsfoto aus Kopenhagen aussehen (klicken Sie sich einfach durch die Bildergalerie):
3. Flitterwochen gleich miterledigen
Wenn seitens des Standesamtes ein längerer Aufenthalt im Land verlangt wird, verbindet man am besten gleich die Flitterwochen mit dem Aufenthalt in Dänemark. Und Gründe für einen Honeymoon bietet das skandinavische Reiseland mit seinen 7300 Kilometern Küste und herrlichen Stränden reichlich. Und wer schon Kinder hat, muss sicher nicht lange überlegen. Dann nimmt man doch glatt ein Ferienhaus.
4. Keine Zeugen? Kein Problem.
Wer heimlich heiraten will, hat natürlich keine Zeugen zur Hand, sollte doch genau das vermieden werden. Doch was tun, wenn das Standesamt in Dänemark nun mal zwei Zeugen sehen will? Ruhe bewahren. Denn feiert das Paar ohne Zeugen, werden diese kostenlos von der Gemeinde gestellt. Das ist nicht nur nett, sondern auch praktisch, können diese einem doch gleich noch schnell einflüstern, wie man „Ich liebe dich“ auf Dänisch sagt. Geschrieben wird es so: Jeg elsker dig!
5. Der Exotik-Faktor
Wer heiratet, verspürt oft nicht nur den unbändigen Drang, endlich „ja“ zu sagen, sondern oft auch den Wunsch, sich währenddessen von der Masse abzusetzen. Hochzeiten an ungewöhnlichen Orten stehen hoch im Kurs. Da werden Leuchttürme, Strände und Grünanlagen zum Standesamt, müssen Pfarrer, Priester und Standesbeamte Berge besteigen oder Boote. Heiraten in Dänemark bietet daher nicht nur sehr viel praktische Vorteile, sondern auch einen Exotik-Faktor, mit dem man im Freundes- und Kollegenkreis punkten kann – wenn man das denn will.
6. Sofort-Hochzeit ist möglich
Zugegeben, auch wenn in Dänemark alles etwas schneller geht: Kopenhagen ist nicht Las Vegas. So ganz spontan wie die Hochzeitsprofis in Nevada sind die Dänen in der Regel nicht. Allerdings: So genannte Express-Hochzeiten sind – mit etwas professioneller Hilfe – durchaus möglich. So bietet eine dänische Agentur das Komplettprogramm für ganz Eilige an. Gegen eine entsprechende Aufwandsentschädigung, versteht sich.
7. Dänische Hochzeitsbräuche
Natürlich muss man diese nicht unbedingt mitmachen, aber lustig wäre es schon. So gilt in Dänemark zum Beispiel während der gesamten Hochzeitsfeier die Regel, dass der Bräutigam von allen Frauen geküsst werden darf, sobald die Braut den Raum verlassen hat – etwa, um auf Toilette zu gehen – und umgekehrt. Und um den Bräutigam endgültig für alle anderen Frauen unattraktiv zu machen, werden ihm die Spitzen der Socken angeschnitten – denn welche Frau möchte schon einen Mann mit Löchern in den Strümpfen?
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Verheiratet – und dann?
Auch wenn in Dänemark vieles unkomplizierter ist, ganz herum kommt man um ein bisschen deutsche Bürokratie aber nicht. So muss die internationale Heiratsurkunde, die das frisch getraute Ehepaar erhält, in Deutschland anerkannt werden. Oft verlangt das Standesamt zusätzlich eine Beglaubigung, die sogenannte Apostille. Diese sollte man sich idealerweise gleich nach der Heirat vor Ort ausstellen lassen. Auch ein gemeinsamer Familienname muss in Deutschland angemeldet werden – bei einer Trauung in Dänemark behält jeder Partner automatisch seinen eigenen.