26. Mai 2023, 12:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Nirgendwo auf der Welt liegen mehr Stars begraben als auf dem Hollywood Forever Cemetery in Los Angeles. Bereits vor über 120 Jahren eröffnet, ist er die letzte Ruhstätte für unzählige Größen der legendären Filmstadt. Dennoch stand er kurz vor dem finanziellen Ruin. Bis ein findiger Unternehmer ihn mit einer ungewöhnlichen Idee zu einer der größten Attraktionen der Millionen-Metropole machte.
Stellen Sie sich einmal kurz vor, Sie möchten an einem warmen Abend mit Freunden einen netten Abend in einem Freilicht-Kino verbringen. Wir wagen an dieser Stelle zu prognostizieren, dass sie dabei wohl kaum an einen Friedhof als Veranstaltungsort denken würden, oder? Doch in Los Angeles ist genau das möglich, und zwar auf dem Hollywood Forever Cemetery. Wo einige der größten Stars der Glitzerstadt aus dem vergangenen Jahrhundert begraben liegen, treffen sich heute regelmäßig Menschen aus aller Welt, um gemeinsam Filme zu schauen.
Die Geschichte des Hollywood Forever Cemetery beginnt laut American Heritage im Jahr 1899, als der Farmer und Geschäftsmann Isaac van Nuys ein 40 Hektar großes Grundstück zwischen dem Santa Monica Boulevard und der Melrose Avenue erwirbt. Hollywood selbst ist zu diesem Zeitpunkt noch eine kleine, weitgehend unbedeutende Nachbarschaft inmitten des Moloch Los Angeles. Erst etwa ein Jahrzehnt später wird hier der Grundstein für die heute erfolgreichste Filmindustrie der Welt gelegt werden.
Zahllose Hollywood-Größen ruhen hier
Die kleine Kommune stemmt sich lange vehement gegen den Friedhof. Man befürchtet, er würde ihr gutes Image ruinieren, und damit gar für sinkende Bodenpreise sorgen. Van Nuys verspricht daher, seinen Friedhof eher wie einen Park zu gestalten. Das bedeutet weite, offene Grünflächen, wenige Wege, klassische Architektur und eine ständige Pflege, um den Ort und sein Erscheinungsbild in die gehobene Gemeinde einzupassen. Dennoch sollte der Widerstand gegen den Hollywood Forever Cemetery, der damals noch Hollywood Memorial Park Cemetery hieß, für fast ein Vierteljahrhundert anhalten.
Bei den Größen der Stadt fand der Friedhof jedoch weit besseren Anklang, und so ließ sich schon früh ein wahres Who’s who aus der Film- und Musikwelt hier bestatten. So zum Beispiel der Stummfilmstar Rudolph Valentino. Seit dessen Tod am 23. August 1926 kommen noch heute Fans an diesem Tag in Schwarz gekleidet an seinem Grab zusammen, um ihr Idol zu feiern und Gedichte zu verlesen. Auch andere Granden Hollywoods wie der Regisseur Cecille B. DeMille, Judy Garland, Douglas Fairbanks und Mickey Rooney fanden hier ihre letzte Ruhe, genauso wie die Musiker Johnny und Dee Dee Ramone.
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Grab auf einer Privatinsel
Der Industrielle William Clarke Jr. ließ sich 1921 ein ganz besonderes, 500.000 Dollar teures Mausoleum errichten. Auf einer eigenen Insel gelegen, erreicht man das mit Carrara-Marmor ausgeschmückte Gebäude auch heute noch über eine zwölf Meter lange Brücke aus Granit. Der offiziellen Seite des Friedhofs zufolge arbeiteten 14 italienische Steinmetze 18 Monate lang an dem Monument. Als die Filmindustrie in den 1920er Jahren zu boomen begann, kamen auch immer mehr Menschen auf den Hollywood Forever Cemetery, um die Gräber ihrer Stars zu besuchen. Bis heute gibt es keinen anderen Friedhof auf der Welt, auf dem so viele berühmte Persönlichkeiten bestattet liegen.
Bereits in den 1940er Jahren jedoch begann der Stern des Hollywood Forever Cemetery langsam zu sinken. Die Mächtigen der Filmstadt ließen sich fortan lieber auf dem Forest Lawn Memorial Park, in Glendale, bestatten. Die Betreiber des einstigen Star-Friedhofs trugen in den Folgejahren ebenso zu seinem Verfall bei. So verkauften sie in den 1970ern zahlreiche Hektar Land, und schnitten sich damit unbeabsichtigt selbst von der Wasserversorgung ab. In der Folge verkam die Begräbnisstätte immer mehr, da man ihre riesigen Grünflächen nicht mehr ordentlich gießen konnte.
Rettung vor dem Aus
1994 verwüstete ein Erdbeben in der Gegend den Hollywood Forever Cemetery. Nur zwei Jahre später musste die Gesellschaft, die ihn bis dahin verwaltet hatte, Bankrott anmelden. Es schien so, als sei das endgültige Aus für den Friedhof der Stars damit gekommen. Über ein Jahr lang stand das nun noch 25 Hektar große Gelände zum Verkauf. Doch trotz des lächerlichen Preises von 375.000 Dollar fand sich zunächst niemand, der es übernehmen wollte. Hauptgrund dafür waren die zu erwartenden Renovierungskosten von etwa sieben Millionen Dollar. 1997 dann kam doch noch die Rettung.
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Der damals 27-jährige Tyler Cassity übernahm den Friedhof und nannte ihn um in Hollywood Forever Cemetery. In den Folgejahren erlebte er ein beispielloses, sehr ungewöhnliches Revival. Denn Cassity organisiert seit dem Jahr 2002 zusammen mit der Organisation Cinespia auf dem Gelände der Begräbnisstätte öffentliche Filmvorführungen. Seit nunmehr 20 Jahren kommen so jeden Sommer Hollywood-begeisterte Menschen aus aller Welt zusammen, um gemeinsam von Mai bis September ganz großes Kino mal anders zu erleben.
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Kino, Konzerte, Filmdrehs
Auch Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen finden seitdem regelmäßig auf dem Hollywood Forever Cemetery statt. Die Feier zum mexikanischen Tag der Toten, dem Día de los Muertos am 2. November, ist jedes Jahr wieder die größte ihrer Art weltweit außerhalb von Mexiko. Wenig verwunderlich ist der Hollywood Forever Cemetery im Laufe seiner bewegten Geschichte auch schon selbst zum Drehort diverser Film- und Serienproduktionen geworden. Szenen aus Californication, Duell der Magier und Columbo wurden hier gedreht. Die legendären Paramount Filmstudios entstanden 1920 sogar auf seinem ehemaligen Südende.
Dieses Jahr stehen auf dem Kinoprogramm des Hollywood Forever Cemetery noch Kino-Klassiker wie Indiana Jones, Harry Potter und Ghostbusters. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann hier den gesamten Veranstaltungskalender sowie die Eintrittspreise einsehen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass der Ort immer noch und vor allem ein echter Friedhof ist. Auch heute noch finden regelmäßig Beerdigungen statt. Neben den Stars aus Hollywood liegen hier mittlerweile etwa 80.000 „Normalsterbliche“ begraben. Seit 1999 ist der Friedhof aufgenommen in das Nationale Register Historischer Orte. Als ein Ort, der genauso ikonisch ist wie die Glitzerstadt Hollywood selbst.