4. Juni 2015, 14:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Bei Film und USA denken viele an Hollywood. Doch lange bevor die Westküste zum Zentrum der Filmindustrie wurde, drehten die Stars in Chicago. Noch immer geben sich die Schauspieler die Klinke in die Hand – und Touristen begeben sich auf ihre Spuren.
Hier stand also Cameron Diaz und sagte „Ja“ – zumindest in dem Schmacht-Streifen „Die Hochzeit meines besten Freundes“ – ein Film, den offenbar sehr vielen Menschen gefallen hat. Immer wieder zücken Touristen ihre Kameras und lichten die eher unscheinbare Kirche an der Magnificent Mile von Chicago ab. Fourth Presbyterian Church lautet ihr korrekter Name.
Es war nicht der erste Film, der in Chicago gedreht wurde: Lange bevor Hollywood zum Zentrum der Filmindustrie wurde, eröffneten in der Stadt in Illinois die Essanay-Studios. Selbst Charlie Chaplin lebte und arbeitete einst in Chicago. „Das war einer der größten Stars der Filmindustrie hier“, erzählt John Popik, Gästeführer bei den Chicago Greeters. Drei Filme in sechs Monaten drehte Chaplin – und verabschiedete sich doch recht schnell wieder in Richtung Los Angeles. Ihm war es einfach zu kalt.
Und auch heute noch werden viele Filme nicht in L.A. gedreht, sondern in Chicago – meist in den Cinespace-Studios. Das hat mitunter ganz profane Gründe. „Es ist billiger, einen Film in Chicago zu produzieren, als in Los Angeles oder New York“, sagt Popik. Das liegt vor allem an den niedrigen Löhnen für alle Mitarbeiter hinter der Kamera. Hinzu kommt: Das Reservoir an Schauspielern ist in Chicago riesig. Über 200 Theater haben ihren Sitz in der Stadt.
Die Tour beginnt im Kulturzentrum. Einst als Bücherei genutzt, schlüpfte das Gebäude schon in die unterschiedlichste Filmrollen. „Die einen nutzten es als Gerichtsgebäude, die anderen als Stadthalle – das ist das Tolle an Filmen“, so Popik. Legendär ist die Szene aus „Die Unbestechlichen”, in der Robert de Niro die eindrucksvolle Treppe des Kulturzentrums hinunterläuft.
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Allerdings: Viele alte Filmlocations gibt es nicht mehr, sie sind Wolkenkratzern gewichen. Doch in einem ist neues Film-Leben entstanden. In der Lobby des Illinois Center West richteten die Macher von „Batman Dark Knight“ Batmans Wohnung ein. Im Erdgeschoss gaukelten Bildschirme an den Fenstern vor, dass es sich um eine Penthouse-Wohnung handelt.
Ebenfalls eine Hauptrolle spielten die Hochhäuser von Chicago in „Transformers“. Jedoch keine besonders erfreuliche. Ihre Spitzen wurden einfach weggesprengt – zum Glück nur dank Spezialeffekten. Für den Streifen wurden tagelang Straßen in der Stadt gesperrt, unter anderem der Wacker Drive, die unterirdische Straße am Chicago River, wo es wilde Verfolgungsjagden gab und unzählige Explosionen. „Die Touristen freut das immer, wenn wegen Filmen hier in der Stadt so ein Auflauf ist, die Einheimischen ärgert es meistens“, erzählt Popik.
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Eines der bekanntesten Gebäude Chicagos ist der Hauptsitz eines Kaugummi-Imperiums: In dem wahrscheinlich zu Recht in Vergessenheit geratenen Film „Beginning of the End“ liefen 1957 Monstergrashüpfer an den Außenmauern des Wrigley Buildings hinauf. Doch das war nur ein billiger Spezialeffekt, die Tiere wurden aus Geldmangel einfach auf Fotos geklebt und abgefilmt.
Nicht fehlen bei einer Tour auf den Spuren des Film – wie bei jedem Chicago-Besuch – darf natürlich der Millennium Park. „In ‘Transformers 3‘ flogen hier Raumschiffe drüber“, weiß Popik. Und natürlich hat auch die Riesenskulptur Cloud Gate, der große silberne Brocken, der von allen nur Bohne genannt wird, ihren großen Auftritt in einem Streifen: Sandra Bullock wartet hier im Film „Das Haus am See“ auf Keanu Reeves.
Und welche Filme mag John Popik? „Eigentlich bevorzuge ich europäische Filme, nicht so sehr die Hollywood-Blockbuster. Aber natürlich liebe ich alle Filme, die in Chicago gedreht wurden.“
Anreise: Chicago erreichen Besucher aus Deutschland über den Flughafen O’Hare, der von einigen Städten direkt angeflogen wird.
Filmtouren: Touren auf den Spuren des Films bieten nach Anfrage die Chicago Greeter an. Daneben gibt es die Chicago Film Tour, bei der Fahrer und Reiseleiter als Blues Brothers verkleidet sind.