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Kommt nach der „High Line“ die „Lowline“?

The Lowline – die faszinierenden Pläne für New Yorks Unterwelt

Was den Menschen in Großstädten am meisten fehlt, ist die Natur. Orte, an denen sie zur Ruhe kommen und dem Lärm der Stadt für eine Weile entkommen können.
Was den Menschen in Großstädten am meisten fehlt, ist die Natur. Orte, an denen sie zur Ruhe kommen und dem Lärm der Stadt für eine Weile entkommen können. Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

31. Juli 2015, 9:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Im vergangenen Jahr eröffnete in Manhattan der dritte Abschnitt der „High Line“, eine Parkanlage auf einer ehemaligen Hochbahntrasse, und ist sofort zum Besuchermagneten geworden. Nun plant ein Team aus New Yorker Designern und Architekten einen weiteren Park an ungewöhnlicher Stelle: unter der Erde. Erste Visualisierungen geben Einblicke in das faszinierende Projekt mit dem Namen „Lowline“.

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Was den Menschen in Großstädten am meisten fehlt, ist die Natur. Orte, an denen sie zur Ruhe kommen und dem Lärm der Stadt für eine Weile entkommen können. Einzig an Platz für neue Grünanlagen mangelt es in den ohnehin schon eng bebauten Metropolen dieser Welt. Seit einigen Jahren lassen sich Städteplaner und Architekten deshalb immer ungewöhnlichere Konzepte einfallen, um urbane Strukturen in Parks zu verwandeln.

Der New Yorker High Line Park, eine 2,3 Kilometer lange grüne Schneise im Westen Manhattans, ist eines davon. 2014 eröffnete nach achtjähriger Bauphase das dritte und letzte Teilstück der begrünten Hochbahntrasse. Es zählt bereits jetzt zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Als Vorbild diente die Anfang der 1990er-Jahre in Paris erbaute „Promenade plantée“,  die sich auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke durch das 12. Arrondissement zieht.

Der erste Untergrundpark der Welt

Natürlich kann eine Stadt wie New York, die mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als 10.000 Einwohnern je Quadratkilometer zu den am dichtesten besiedelten der Welt zählt, durchaus noch mehr Grünflächen vertragen. Und wenn oben kein Platz mehr ist, dachten sich der Architekt James Ramsey und der Investor Dan Barasch, muss man eben in die Tiefe gehen. Ihre Idee: New York soll den ersten unterirdischen Park der Welt bekommen. „Unsere Vision ist ein Untergrundpark, der einen Rückzugsort und einen kulturellen Anziehungspunkt in einer der dichtesten und aufregendsten städtischen Gegenden der Welt bietet“, schreiben die Macher auf ihrer Projektwebsite.

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Kollektoren sammeln an der Erdoberfläche Sonnenlicht, das dann unten über Distributoren verteilt wird. Foto: The Lowline

Inspiriert von der High Line wollen Ramsey und Barasch ihren unterirdischen Park ebenfalls dort errichten, wo einst Züge fuhren: in einer stillgelegten Straßenbahnendstation in Lower Manhattan. Die Haltestelle an der Williamsburg Bridge ist seit der Abschaffung der Straßenbahnen in New York vor mehr als 65 Jahren verlassen, die alten Oberleitungen und Schienen sind noch zu sehen. Nur: Wie erschafft man an einem unterirdischen Ort, der vom Tageslicht abgeschnitten ist, eine Welt mit Bäumen, Wiesen und Blumen? Ganz einfach: mit Sonnenlicht.

„Der Plan ist, innovative Solartechnologie zu nutzen, um die historische Straßenbahnstation auszuleuchten“, schreiben die Macher in ihrem Konzept, das sie gemeinsam mit einem insgesamt sechsköpfigen Team entwickelt haben. Dazu sollen an der Erdoberfläche Kollektoren abgebracht werden, die Sonnenlicht einfangen und über Glasfaserkabel in den Untergrund transportieren. Über Distributoren und Spiegel an der Decke soll das Licht von dort aus weitergeleitet werden und den riesigen Raum ausleuchten. „Diese Technologie würde ausreichend Lichtwellenlängen übertragen, um Photosynthese zu ermöglichen und damit Pflanzen und Bäume wachsen zu lassen“, heißt es auf der Website weiter. Der Einsatz von elektrischem Licht wäre nur notwendig, wenn es bewölkt ist oder nach Sonnenuntergang.

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Das eingesammelte Licht soll ausreichen, um Photosynthese zu ermöglichen. Foto: The Lowline
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Finanzierung über Crowdfunding

55 Millionen Euro soll der Ausbau der alten Tramstation als Park insgesamt kosten, das haben Ramsey und Barasch ausgerechnet. 155.186 US-Dollar (140.000 Euro) haben die beiden bisher an Privatspenden über Kickstarter eingesammelt. Das reicht noch lange nicht, und bislang haben weder die Stadt New York, noch die Verkehrsbetriebe, denen das Areal gehört, ihre Unterstützung signalisiert.

Um Bewohnern, Politikern und Touristen ihr Vorhaben näher zu bringen, errichtet das Lowline-Team gerade eine Art Versuchslabor, in dem demonstriert wird, wie der Park aussehen soll, wie sich die Luft anfühlen und welche Pflanzen dort wachsen könnten. Das sogenannte „Lowline Lab“ soll im September für sechs Monate in einer verlassenen Markthalle nahe der stillgelegten Tramstation für Besucher offen stehen. Unter anderem installieren die Visionäre dort ein Modell der Solartechnologie, die sie verwenden wollen – auch, um damit weitere Tests durchzuführen. Allein hierfür haben Ramsey und Barasch noch mal 223.506 US-Dollar (202.000 Euro) über Kickstarter einsammeln können.

Wenn es nach Ramsey und Barasch geht, soll der Untergrundpark schon 2018 eröffnen. Allerdings erscheint dieses Ziel angesichts der fehlenden finanziellen Mittel eher unrealistisch. Und so steht, trotz der vielen privaten Unterstützer und Spender, zurzeit noch in den Sternen, ob wirklich irgendwann Menschen durch einen unterirdischen Park in New York spazieren werden. Beim Vorzeigeprojekt High Line Park, der mit 187 Millionen Dollar weitaus teurer war, dachte allerdings anfangs auch kaum jemand, dass er wirklich kommen würde.

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Grüne Schneise in Manhattan: Die New Yorker High Line gilt als Erfolgsprojekt. Foto: Getty Images
Themen New York
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