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Ein Park als letzte Ruhestätte

Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg ist größer als der Central Park

Ohlsdorfer Friedhof
Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg erstreckt sich auf einer gigantischen Fläche von 400 Hektar. Er ist sowohl letzte Ruhestätte als auch eine beliebte Parkanlage. Foto: dpa picture alliance/Petra Schumacher
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

12. Februar 2024, 6:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Ohlsdorfer Friedhof im Norden Hamburg ist eine letzte Ruhestätte der besonderen Art. Denn er wurde von Anfang an nicht nur als Gedenkort an die Verstorbenen konzipiert, sondern auch als Raum für die Lebenden. Man legte ihn nämlich als weitläufiges Naherholungsgebiet an, das auch heute noch ob seiner Größe sprachlos macht. Denn der Friedhof der Hansestadt hat nicht nur mehr Fläche als der Central Park in New York, sondern ist sogar der größte Parkfriedhof der Welt.

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Im Norden der Hansestadt Hamburg befindet sich eine der schönsten und gleichzeitig ungewöhnlichsten Parkanlagen Deutschlands. Wer sie zu Fuß erkunden wollte, müsste ob ihrer gewaltigen Fläche sicher mehr als einen Tag dafür einplanen. Es ist auch ein Ort, an dem man unzählige berühmte Töchter und Söhne Hamburgs „besuchen“ kann – denn sie alle haben auf dem Ohlsdorfer Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Gleichzeitig dient dieser, von seinem geistigen Vater gestaltet wie ein englischer Landschaftspark, seit fast 150 Jahren auch als Erholungsgebiet für die Lebenden.

Laut der offiziellen Seite der Stadt Hamburg ist der Ohlsdorfer Friedhof nicht einfach nur eine ganz besondere letzte Ruhestätte, sondern ein Gedenkort der wahren Superlative. So erstreckt er sich im Bezirk Hamburg-Nord als größter Park der Stadt auf einer Fläche von 400 Hektar, und ist damit deutlich größer als der Central Park in New York. Der ebenfalls immense Hyde Park in London kommt nicht einmal auf die Hälfte seiner Ausdehnung. Tatsächlich handelt es sich bei dem Hamburger Gottesacker um den größten Parkfriedhof auf der ganzen Welt. Und der ist eben auch ein wahres Naturparadies für alle Lebenden.

Ein Friedhof UND ein Landschaftspark

Ohlsdorfer Friedhof
Der Ohlsdorfer Friedhof ist konzipiert wie ein Landschaftspark nach englischem Vorbild Foto: dpa picture alliance/Petra Schumacher

Es ist der 1.Juli 1877, als der Ohlsdorfer Friedhof mit einer Zeremonie feierlich eingeweiht wird. Bereits seit 1854 war wegen des starken Bevölkerungswachstums in der Hansestadt der Ruf nach einem neuen, größeren Zentralfriedhof laut geworden. 1874 erwarb die Stadt ein damals 130 Hektar großes Grundstück, und der Architekt Wilhelm Cordes, der später auch Friedhofsdirektor wurde, begann mit seinem Bau. Von Anfang an hatte er dabei eine weitläufige Anlage im Sinne, ganz im Stile eines englischen Landschaftsparks. Das bedeutete unter anderem: Schattige Waldflächen, zahlreiche Teiche und Fließe, romantisch geschwungene Wege.

Noch heute begeistert der Ohlsdorfer Friedhof nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seinen Reichtum an Flora und Fauna. Riesige Rhododendren wachsen unter insgesamt 450 verschiedenen Arten Laub- und Nadelhölzern, in denen sich Igel und Uhu genauso zuhause fühlen wie Fledermäuse, Gänse und sogar Rehe. Ein bereits 1875 vorgestellter Generalplan für den Bau hatte festgelegt, dass die „Gesamtanlage der Umgebung parkartig und landschaftlich gehalten werden müsse“. Doch zu seinen Anfängen war der Friedhof noch kein Ort für jedermann, so wie heute. Eher im Gegenteil.

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Letzte Ruhe vor allem für Reiche

Ohlsdorfer Friedhof
Der Ohlsdorfer Friedhof ist besonders bekannt für seine zahlreichen Promi-Gräber. 580 von ihnen finden sich auf der riesigen Fläche Foto: dpa picture alliance/ | –

Denn die Pläne von Cordes sahen auf dem Gelände auch riesige, quasi private Flächen vor, die nur der besonders betuchten Hamburger Bürgerschaft vorbehalten sein sollten. So sicherten sich denn auch bereits kurz nach der Eröffnung des Ohlsdorfer Friedhof vier Familien ihren Anteil an dem Landschaftspark, wo sie sich nach ihrem Tod bestatten lassen wollten. In der Folge bricht in der Bourgeoisie ein wahrer Wettbewerb um besonders prunkvolle Gräber und Mausoleen aus. Bekannte Künstler und Architekten werden mit deren Errichtung betraut.

Im Jahr 1900 dann sorgt der Ohlsdorfer Friedhof erstmals auch international für Aufsehen, als er bei der Weltausstellung in Paris mit einem Grand Prix ausgezeichnet wird. Eine Jury würdigt die weltweite Vorbildfunktion der Anlage. Ab 1920 wird sie dann laut der offiziellen Seite der Hamburger Friedhöfe auch zur angesagten letzten Ruhestätte für Hamburgs Prominenz. Schon seit 1882 ließ man in Hamburg nach der Eröffnung des Ohlsdorfer „Ruhe-Parks“ Verstorbene mitunter auch hierher „verlegen“. Dies führte auch dazu, dass die Anlage heute in zahlreiche kleinere, in sich thematisch abgeschlossene Friedhöfe aufgeteilt ist.

Die zwei Friedhofs-Väter

Ohlsdorfer Friedhof
Der Rosengarten mit dem Cordesdenkmal ist nur ein keiner Teil des Ohlsdorfer Friedhof. Besucher finden hier auch zahlreiche quasi thematisch arrangierte Grabstätten Foto: dpa picture alliance/Petra Schumacher

Da ist zum Beispiel der Dichterhügel, wo zahlreiche einst kunstschaffende Töchter und Söhne Hamburgs ruhen. Ein eigener Bereich ist den 317 Menschen gewidmet, die in der Nacht zum 17. Februar 1962 bei einer verheerenden Sturmflut ums Leben kamen. Internationale Kriegsgrabstäten findet man genauso wie Gräber nur für Polizisten und einen Garten der Frauen. Einen Überblick über alle Bereiche, und was man dort entdecken kann, finden sie auf der offiziellen Seite der Hamburger Friedhöfe.

Spätestens seit 1919 ist der Ohlsdorfer Friedhof auch wirklich eine letzte Ruhestätte für alle. In diesem Jahr übernahm der Landschaftsarchitekt Otto Linne den Job als Parkdirektor, und machte Schluss mit dem Konzept des Friedhofs als Projektionsfläche für vornehmlich reiche Bürger. Er ließ den Bau neuer Gräber fortan reglementieren, um zu verhindern, dass einige selbst noch im Tod ihren bevorzugten gesellschaftliche Status herauszustellen suchten. Linne gestaltete „seinen“ Friedhofs-Park in der Folge auch eher an klaren geometrischen Linien, statt den romantischen Ideen von Cordes zu folgen. Bis heute lässt sich die „Handschrift“ der beiden Granden klar voneinander unterscheiden.

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Friedhofs-Besuch mit App und Linienbussen

Wegen seiner vielen Promi-Gräber ist der Ohlsdorfer Friedhof natürlich längst auch zu einer Pilgerstätte geworden. Neben dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und seiner Frau Loki Besucher liegen hier unter anderem die Schauspieler Hans Albers, Heinz Erhardt und Inge Meisel. Den Sänger James Last kann man genauso besuchen wie den legendären Literatur-Kritiker Hellmuth Karasek oder den Fußballer Uwe Seeler. Insgesamt sind hier in 580 Gräbern berühmte Persönlichkeiten zur letzten Ruhe gebettet.

Einen Besuch auf dem Ohlsdorfer Friedhof sollte man daher gut planen, denn den Ort an nur einem Tag zu entdecken ist so gut wie unmöglich. Besuchern hilft dabei ganz modern eine App namens „Friedhof Ohlsdorf“, die sowohl für iOs- als auch Android-Handys verfügbar ist. Neben den verschiedenen Bereichen sind hier auch alle Promi-Gräber verzeichnet, genauso wie die zahlreichen Kapellen und Bushaltestellen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Der Hamburger Friedhofs-Parks ist so gigantisch groß, dass ihn sogar zwei reguläre Linienbusse (170, 270) durchfahren. Für alle, die trotzdem lieber zu Fuß unterwegs sind, gibt es drei ausgeschilderte thematische Wanderwege.

Und der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg dürfte wohl auch einer der wenigen weltweit sein, auf denen man ein frisch gezapftes Bier trinken kann. Die gastronomische Einrichtung „Café Fritz“ sorgte für das leibliche Wohl ihrer Gäste, und versteht sich auch als Begegnungsstätte. Achtung: Obwohl es sich um einen Friedhof handelt, der 365 Tage im Jahr zugänglich ist, gibt es dennoch Öffnungszeiten. Von November bis März ist das 9-18 Uhr, von April bis Ende Oktober 9-21 Uhr. Der Besuch des größten Parkfriedhofs der Welt ist selbstverständlich kostenlos.

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