13. Juni 2023, 6:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Porta Nigra ist heute das unumstrittene Wahrzeichen von Deutschlands ältester Stadt Trier. Vor mehr als 1850 Jahren von den Römern erbaut, deutet ihr Name auf die ehemalige Funktion als eines der Stadttore hin. Doch warum ist das Monument eigentlich schwarz? Und welche wichtige Rolle spielte es noch in seiner langen Geschichte? TRAVELBOOK erklärt das monumentale Welterbe-Denkmal.
Unter den Stadt-Wahrzeichen, die in Deutschland wegen ihrer Bedeutung und ihrer Geschichte herausragen, ist die Porta Nigra in Trier wohl eines der besonderen. Massiv thront sie auf einem eigens nach ihr benannten Platz in der ältesten Stadt unseres Landes – und blickt zurück auf eine mehr als 1850 Jahre lange Geschichte. Die Porta Nigra ist sowohl die größte Touristenattraktion von Trier als auch Unesco-Welterbe, und als eine der baulichen Ikonen der Bundesrepublik sogar auf einer Zwei-Euro-Sondermünze verewigt. Doch nur Geschichtsinteressierte dürften wohl wissen, dass das ehemalige Stadttor jahrhundertelang noch eine ganz andere Funktion hatte.
Um das Jahr 170 nach Christus ist Trier laut „Süddeutsche“ so etwas wie eine Mega-City. Gegründet von den römischen Besatzern zwischen 16 vor und 14 nach Christus, hat die Stadt an der Mosel damals bereits 80.000 Einwohner. Die leben auf einer Fläche von 284 Hektar, womit Trier größer ist als die anderen Römer-Kolonien Köln, Mainz und Xanten zusammen. Augusta Treverorum, so ihr römischer Name, leitet sich ab sowohl von Kaiser Augustus als auch dem keltischen Volksstamm der Treverer, wie die Zeitung „Trierischer Volksfreund“ berichtet. Da es sich um eine überaus wohlhabende Stadt handelt, sucht man natürlich auch, sie entsprechend zu schützen.
Vom Stadttor zur Kirche
Und so erbauen die Römer schließlich eine gut sechs Kilometer lange Mauer um die Ansiedlung, die sie mit mehreren Stadttoren verstärken. Eines davon ist die Porta Nigra, die bis heute überdauert. 7200 Quader aus hellem Sandstein schleppt man dafür an, die ganz nach römischer Technik völlig ohne Mörtel zu dem gewaltigen steinernen Tor aufgeschichtet werden. Etwa vier davon können die Bauarbeiter zu damaligen Zeit über- bzw. aneinander setzen. Der Bau muss also mehrere Jahre gedauert haben. Damals trägt die Porta Nigra allerdings noch längst nicht diesen Namen. Vielmehr ist das „Schwarze Tor“, so die aus dem Latein übersetzte Bedeutung, unter den Römern bekannt als Porta Martis.
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Dieser Name wiederum geht zurück auf den römischen Kriegsgott Mars. Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass die Porta Nigra von den Truppen genutzt wurde, wenn sie für einen Feldzug die Stadt verließen. Dennoch wird sie schätzungsweise nur zwei Jahrhunderte lang als Stadttor genutzt. Nach dem Zerfall des weströmischen Reiches verliert sie in dieser Funktion an Bedeutung. Erst ab 1028 dann wird das Monument wieder ein wichtiger Fixstern der Stadt. In diesem Jahr nämlich zieht der Mönch Simeon in ihren Ostturm ein, wo er als Einsiedler leben möchte. Nach seinem Tod wird er vom Vatikan heilig gesprochen, und zu seinen Ehren verwandelt sich das ehemalige Stadttor nun in eine Kirche.
Woher kommt die schwarze Verfärbung?
Im unteren Teil der Porta Nigra betet fortan das einfach Volk, während der obere Bereich für die wohlhabenden Bürger von Trier reserviert ist. 800 Jahre lang bleibt sie fortan ein Gotteshaus, bis im Jahre 1804 der französische Kaiser Napoleon ihren Rückbau verfügt. Die Entscheidung bleibt auch nach seinem Machtverlust bestehen, und so ist die Porta Nigra seitdem einfach wieder „nur“ Stadtor. Ihren Namen trägt sie übrigens bereits seit dem zwölften Jahrhundert. Es lässt sich also annehmen, dass ihre charakteristische schwarze Färbung bereits damals bestand.
Diese liegt übrigens in der Beschaffenheit des Sandsteins begründet, den man zum Bau der Porta Nigra verwendete. Auf ihm machten sich mitunter Pflanzen und Moose breit. Gingen diese ein, hinterließen sie schwarze Flecken. Aber auch die Korrosion des im Gestein enthaltenen Eisenoxids wird als Grund für die Verfärbung des Monuments vermutet. Dieses wird heute verwaltet von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und regelmäßig saniert. Denn längst ist die Porta Nigra der größte Touristenmagnet von Trier, den jährlich etwa eine Viertelmillion Menschen besuchen.
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Seit 1986 Unesco-Welterbe
2020 feierte die Porta Nigra dann ihren 1850. Geburtstag. Dass man diesen überhaupt begehen konnte, war einer Entdeckung nur zwei Jahre zuvor zu verdanken. Damals fand man nämlich hölzerne Teile der ehemaligen Stadtmauer. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Bäume, aus denen diese hergestellt wurden, in den Jahren 169/170 gefällt worden sein mussten. Zuvor hatten Historiker immer wieder über das wahre Alter des Stadttors gestritten. Bereits seit 1986 zählt das Schwarze Tor zum Unesco-Welterbe.
Wer die Porta Nigra gerne besuchen möchte, kann das laut dem offiziellen Stadtportal von April bis September täglich zwischen 9-18 Uhr tun. Im weiteren Verlauf des Jahres variieren die Öffnungszeiten für das Monument. Der Eintritt für Erwachsene beträgt aktuell 4 Euro, Kinder von 6-18 Jahren zahlen 2,50 Euro. Wer möchte, kann auf der Webseite auch verschiedene Touren wählen, zum Beispiel mit einem als römischem Soldaten verkleideten Schauspieler. Die Porta Nigra ist der Seite zufolge das am besten erhaltene Stadttor Deutschlands und sogar nördlich der Alpen.