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Schon mal Dachsfleisch probiert?

Quedlinburg ist Deutschlands unbekannte Welterbe-Perle

Quedlinburg
Wunderschönes Quedlinburg Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

8. Juli 2020, 15:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Einst Sitz von Königen und Kaisern, ist Quedlinburg dank seiner mehr als 1000-jährigen Geschichte auch heute noch eine beeindruckende Stadt im Harz in Sachsen-Anhalt. Besucher haben nicht nur die Chance, ein echtes Unesco-Welterbe zu bestaunen, sondern auch die nicht weniger beeindruckende Natur rundherum…

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Quedlinburg? Haben Sie noch nie gehört? Die Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern liegt in Sachsen-Anhalt, am Rande des Harz, und gilt es eines der größten Flächendenkmäler Deutschlands. Der Grund: In der Altstadt sind heute noch etwa 1200 Fachwerkhäuser erhalten, von denen das älteste aus dem 14. Jahrhundert datiert – das sind mehr als 600 Jahre gelebte Geschichte. Dass die Stadt einst von großer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung war, kann man an den prunkvollen bunten Bauten immer noch erahnen, auch wenn Quedlinburg heute ziemlich verschlafen wirkt.

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Cafés und Könige

Quedlinburg Harz
Die mächtige Quedlinburg ist das Wahrzeichen der gleichnamigen Stadt Foto: Getty Images

Besonders charmant sind die unzähligen kleinen Cafés, die sich überall in den kleinen Straßen und Gassen sowie rund um den Marktplatz finden und mit wahren Kuchen- und Tortenoffensiven um Touristen werben – unmöglich, an den vielen Schaufenstern vorbeizulaufen, ohne für eine kurze oder etwas längere Pause einzukehren. Vom „Café Boulevard“ aus beispielsweise hat man einen wunderbaren Blick auf den alten Marktplatz, und das zu humanen Preisen. Das „Café Roland“ ist eine Skurrilität, denn es erstreckt sich über insgesamt sieben Fachwerkhäuser, so dass man drinnen in unzähligen kleinen Nischen und Winkeln quasi wie in einem Séparée sitzen kann. Das „Vincent“ rühmt sich selbst, das älteste Käsekuchencafé in ganz Deutschland zu sein, und liegt strategisch perfekt an der imposanten Quedlinburg, die der Stadt ihren Namen gegeben hat.

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Die Festung thront auf einem 30 Meter hohen Sandsteinberg und beherbergt außerdem die mehr als 1000 Jahre alte Stiftskirche, in der man noch heute einzigartige Reliquien anschauen kann – außerdem liegt hier seit 936 Heinrich I. begraben, der als erster „deutscher“ König gilt. Nicht zuletzt hat man vom Schlossberg aus einen wunderbaren Blick über die Quedlinburger Altstadt mit ihren roten Schindeldächern. Wer möchte, kann in der Gaststätte „Schlosskrug am Dom“ zünftig essen, allerdings sind die Preise wegen der einmaligen Lage etwas gehobener. Der zweite sprichwörtliche Höhepunkt in Quedlinburg ist der Münzenberg, dessen Besiedlung bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht und auf dem auch heute noch zahlreiche Fachwerkhäuser stehen – der Blick von hier auf das Schloss und die Altstadt ist einmalig. Einst Heimat für das sogenannte Marienkloster, kann man heute Teile der historischen Klosterkirche besuchen.

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Kunst und Kirchen

Quedlinburg Harz
Das Rathaus der Stadt blickt auf eine 700-jährige Geschichte zurück und ist heute noch der Sitz der Stadtverwaltung Foto: Getty Images

Zu besichtigen gibt es in Quedlinburg außerdem laut der offiziellen Webseite der Stadt sechs Kirchen, von denen St. Blasii wohl die älteste ist – sie wurde bereits 1231 das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Marktkirche oder St. Benedikti überwältigt Besucher mit ihrem barocken Interieur, und generell sind die Gotteshäuser bzw. ihre Türme gute Orientierungspunkte, um sich in der kleinen, aber verwinkelten Altstadt nicht zu verlaufen. Imposant auch das mehr als 700 Jahre alte Rathaus, dessen Fassade den Marktplatz beherrscht und in dem heute noch die Stadtverwaltung sitzt. Die steinerne Rolandsfigur davor, übrigens eine der ältesten in ganz Deutschland, verkörpert die Freiheit des mittelalterlichen Quedlinburg als reiche Stadt mit wirtschaftlicher und politischer Bedeutung – zahlreiche Reichstage wurden einst hier abgehalten, die Stadt von vielen Königen und Kaisern oft mehrfach besucht.

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Dass die kleine Stadt auch große Kunst kann, beweist sie mit der Lionel-Feyninger-Galerie, in der sich Werke des bekannten Malers finden, außerdem auch Werke von Emil Nolde, Wassili Kandinski und Paul Klee. Hier befindet sich die größte Sammlung an Feyninger-Grafiken in ganz Europa, die Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen sowie einige frühe Gemälde des Meisters beherbergt. Eine andere Art von Kunst kann man in den zahlreichen Läden in Quedlinburg bestaunen und auch verkosten, nämlich die handgemachter Produkte – vor allem Senf in allen Geschmacksrichtungen und Variationen führt hier die Hitliste an, aber auch Wurstspezialitäten aus Wildfleisch stehen hoch im Kurs. Wenn Sie zum Beispiel immer schon wissen wollten, wie Dachs schmeckt, hier werden Sie fündig.

Wer danach Durst hat, kann im Brauhaus Lüdde seine Kehle mit flüssiger Kunst befeuchten, denn das hier gebraute Bier schmeckt exzellent, das Brauhaus ist zudem ein beliebter Treffpunkt für die Stadtbewohner wie Besucher gleichermaßen – je nach Saison gibt es verschiedene Bier-Spezialitäten zu probieren. An guten Tagen gehen davon laut Aussage des Personals bis zu 3000 Liter über die Theke.

Weihnachtszauber und Wanderparadiese

Quedlinburg Harz
Die Seilhängebrücke an der Rappbode-Talsperre wurde erst 2017 eingeweiht Foto: dpa picture alliance

Natürlich ist Quedlinburg, das 1995 zum Unesco-Welterbe ernannt wurde, nicht immer so ruhig. Über die Grenzen Deutschlands hinaus ist der „Advent in den Höfen“ bekannt geworden, der jeweils am ersten bis dritten Adventswochenende stattfindet. Auf mehr als 20 Innenhöfen der alten Fachwerkhäuser, die sonst verschlossen bleiben, findet dann ein großer Weihnachtsmarkt mit lokalen Spezialitäten und Kunsthandwerk statt.

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Außerdem gibt’s in Quedlinburg den größten Adventskalender Deutschlands – die „Türchen“, die sich hier öffnen, gehören zu 24 Häusern in der Stadt, und jeden Tag gibt es im Dezember dann eine süße Überraschung für Kinder. Für diese Zeit bietet es sich an, vorab eine Unterkunft zu reservieren, da es schnell voll werden kann.

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Lohnenswerte Umgebung

Im Übrigen ist Quedlinburg auch noch in einer anderen Hinsicht eine Reise wert, denn von dort aus gelangt man sehr schnell in die wunderbare Natur des Harz. So fuhr ich mit dem Auto nur etwa 20 Minuten nach Thale im Bodetal, von wo aus es mit einer Seilbahn in einer Gondel mit Glasboden (!) auf den sogenannten Hexentanzplatz geht. Dieser Berg, auf dem sich in früheren Zeiten Frauen mit magischen Kräften versammelt haben sollen, bietet eine unglaubliche Aussicht auf die umliegende Landschaft bis hin zum Brocken, dem wohl berühmtesten Wahrzeichen des Harz.

Eine andere Attraktion befindet sich in dem kleinen Ort Rübeland – etwa 29 Kilometer von Quedlinburg entfernt – nämlich zwei Tropfsteinhöhlen. Und mit der „Titan RT“ wartet in dem kleinen Ort Oberharz am Brocken nicht weniger als die längste Hängebrücke der Welt auf Mutige – die übrigens über die Rappbodetalsperre führt, Deutschlands höchste Staumauer.

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