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Deutschland-Urlaub statt Malle

Wie die Hamburger Reeperbahn die Corona-Regeln umsetzt

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TRAVELBOOK Redaktion

25. Juni 2020, 6:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Kiez um die Hamburger Reeperbahn erwacht langsam aus dem Corona-Schlaf. Doch wie vertragen sich die Corona-Regeln mit einem Viertel, das für Sünde und Ekstase steht?

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Eigentlich will Lea tanzen. Doch in „Susis Show Bar“ am Beatles-Platz zwischen Hamburger Reeperbahn und Großer Freiheit ist nichts mit Show. Statt Tabledance, serviert die groß gewachsene Blondine Getränke – in Dessous und mit Mundschutz.

„Natürlich wünscht man sich, auf die Bühne zu gehen“, sagt sie. „Deswegen sind wir ja auch eigentlich hier.“ Doch mehr als eine kleine Drehung beim Servieren ist gerade nicht drin.

Restaurants und Kneipen wieder geöffnet

„Wir sind der erste Laden auf der Freiheit, und wir müssen natürlich auch ein bisschen Flagge zeigen“, sagt Christian Schnell, Geschäftsführer von „Susis Show Bar“. Wirtschaftlich rentiere sich die Wiedereröffnung vor rund vier Wochen nicht. Maximal 35 Gäste dürften sich in der Bar aufhalten – ein Drittel der eigentlichen Kapazität. Aber es fehlten ohnehin noch die Gäste, vor allem die Touristen. Etwa ein Fünftel des üblichen Umsatzes mache er. Statt 20 arbeiten aktuell nur fünf Frauen. Es sei ein Kampf, den sie aufgenommen hätten, sagt Schnell. „Und den werden wir auch durchziehen.“

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Seitdem Mitte Mai Restaurants und Kneipen unter Auflagen wieder öffnen konnten, kommen zumindest allmählich wieder mehr Menschen und auch Touristen auf den Kiez. Das bestätigt auch die Polizei. Die Besucherzahlen seien aber im Vergleich zur Zeit vor Corona niedriger. Und so schlendern zwar Pärchen und kleinere Gruppen über die Reeperbahn, normalerweise wären die Bürgersteige an einem lauen Sommerabend aber wesentlich voller.

150 Meter weiter befindet sich das „Pink Palace“ auf der Reeperbahn. Die 55 Zimmer des Bordells sind seit Mitte März verwaist. Er komme nur vorbei, etwa um die Post durchzugehen, sagt Geschäftsführer Thorsten Eitner. „Momentan ist einfach nur Abwarten.“ Zu Anfang habe er die Entwicklung rund um die Corona-Pandemie noch ständig im Fernsehen verfolgt, mittlerweile mache er das aber nicht mehr. Selbst wenn eine Öffnung wieder erlaubt sein sollte, wolle er nichts überstürzen. Zurzeit fehlten ohnehin noch die Club-Gänger und Touristen.

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Hamburg als Ersatzurlaub

Um die Ecke in der Kultkneipe „Zur Ritze“ sitzen Kirsten Markgraf und Andreas Wegenhoff am Tresen. Sie sind für drei Tage in Hamburg und kommen aus dem Ruhrgebiet. „Da darf man zum Beispiel gar nicht am Tresen sitzen“, sagt Wegenhoff. Sie seien froh, dass das hier zumindest mit Abstand möglich sei. In dem Lokal hängen signierte Fotos von Kiezgrößen und Prominenten dicht an dicht – neu sind die Absperrungen aus rotem Flatterband und die mit Folie improvisierten Trennwände. Wegenhoff scheint das nicht zu stören. „Sehr, sehr schön“, finde er es. „Eigentlich wären wir jetzt auf Mallorca“, sagt Kirsten Markgraf. Hamburg sei der Ersatzurlaub.

Im Ersatzurlaub sind auch Frank und Viola Meyer aus der Nähe von Heidelberg. Sie hatten eigentlich nach England reisen wollen. Stattdessen lassen sie sich nun hinter der „Ritze“ von Michael Gremliza die Geschichte des Lokals erzählen – früher ein Treffpunkt von Rotlichtgrößen. Gremliza bietet zusammen mit seinem Partner Sven Jakobsen als „Kiezjungs“ Touren über die Reeperbahn an. Seine anderen beiden Kunden – Michael Fechtner und Heike Koch aus Essen – wären jetzt eigentlich auf Fuerteventura. Beide seien auch schon vor Corona auf dem Kiez gewesen. Was jetzt anders ist? „Ist total leer“, sagt Heike Koch.

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Stadtführungen mit kleinen Gruppen

Das bekommt auch „Kiezjung“ Gremliza zu spüren. „Wenig Gäste, aber die waren zufrieden“, sagt er nach der Tour. Statt vier Teilnehmern, hätten die „Kiezjungs“ vor Corona auch Touren mit 100 Leuten gehabt. Seit rund vier Wochen sind Stadtführungen in Hamburg wieder erlaubt. Es kämen mehr Anfragen, aber aufholen können man die Verluste nicht mehr. „Das Jahr ist kaputt, völlig“, sagt Gremliza. Bei unter zehn Prozent des üblichen Umsatzes seien sie aktuell. Von unter zehn Prozent Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat spricht auch Uwe Schindzielorz, Geschäftsführer von „Unser Hamburg“, das Stadtführungen in ganz Hamburg anbietet.

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Während Bars und Kneipen unter Auflagen wieder geöffnet haben, ist das Tanzen in Clubs weiter untersagt. „Das trifft einen natürlich total ins Mark“, sagt Sebastian Rübsam, genannt Baster. Er ist Inhaber der „Komet Musik Bar“ in einer Parallelstraße der Reeperbahn, wo er normalerweise auch Platten auflegt. Stattdessen empfängt er mit Mundschutz die Gäste und reicht ihnen Listen für deren Kontaktdaten. Gut ein Dutzend Besucher haben sich auf die Sitzplätze verteilt. Die Tanzfläche ist leer.

Seit Anfang Juni hat der „Komet“ mit Barbetrieb wieder geöffnet. Gefragt nach der schwierigsten Corona-Auflage, nennt Baster wie andere Barbetreiber auch, die Regel, dass sich nur Personen zweier Haushalte treffen dürfen. Er hoffe, dass diese Auflage wie zuvor schon in anderen Bundesländern bald auch in Hamburg falle.

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Themen Coronakrise Deutschland Hamburg
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