13. Oktober 2014, 9:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vor über 2000 Jahren kamen die Römer nach Köln. Noch heute entdecken Archäologen Gräber, Paläste, Thermen und Kanäle und erforschen die kulturellen Hinterlassenschaften. Denn alles ist noch da – man muss nur wie Indiana Jones in die Tiefen der Geschichte hinabsteigen.
Überirdisch sind vom Köln der Römerzeit – der Colonia Claudia Ara Agrippinensium – nur ein paar Mauerstücke und ein Festungsturm stehen geblieben. Aber bei der Archäologie gilt stets die Regel: Wer in die Tiefe geht, kann viel mehr entdecken. Steigt man etwa in Köln-Weiden eine Treppe sechs Meter unter das heutige Straßenniveau hinab, gelangt man durch geheimnisvolles Dämmerlicht in eine kühle Grabkammer aus dem 2. Jahrhundert.
Drei große Nischen sind wie Ruhebetten ausgearbeitet und mit farbigem Marmor verkleidet. In ihnen stehen Porträtbüsten, die vermutlich die Verstorbenen darstellen. Zum Inventar der Kammer gehörte auch ein hochwertiger Sarkophag und zwei Sessel in Korboptik. Ihr Design unterscheidet sich kaum von heutigen Modellen aus dem Möbelcenter. Nur sind sie nicht aus Rattan natürlich, sondern kunstvoll aus Kalkstein geformt und über 1800 Jahre alt. Hier unten gibt es nichts Modernes, noch nicht mal eine Infotafel. Entsprechend hoch ist der Indiana-Jones-Effekt.
Moderne Technik in alten gemäuern
Tief unter der Erde hat das Köln der Römer überdauert. Zum Beispiel ihr Prätorium, der Statthalterpalast. Er wäre nie gefunden worden, wenn das Zentrum von Köln im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört worden wäre. Heute kann man das Prätorium unterirdisch umwandern, es ist täglich außer montags geöffnet.
Direkt daneben spazieren die Besucher durch einen antiken Abwasserkanal. Die Römer führten das Frischwasser über eine mehr als 100 Kilometer lange Leitung aus der Eifel an. Das Schmutzwasser entsorgten sie in den Rhein. Der Stand ihrer Technik wurde erst im 19. Jahrhundert wieder erreicht.
Ständig kommen in Köln durch Archäologen neue Zeugnisse der römischen Kultur ans Licht. Aber auch jeder andere Kölner, der in der Innenstadt gräbt, kann etwas finden. 1965 stieß ein Südstadt-Bewohner beim Ausschachten seines Kellers auf Steinquader, die sich als haushohes Grabdenkmal entpuppten. Es ist heute eines der beiden Prunkstücke des Römisch-Germanischen Museums. Das andere ist das Dionysos-Mosaik, das 1941 beim Ausheben eines Bunkers im Boden aufschimmerte. Es besteht aus 1,5 Millionen Mosaiksteinen – etwas Schöneres ist auch in Italien schwer zu finden.
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Baden wie die alten römer
Wer sehen will, wie sich die Römer im Wellnessbad entspannten, muss von Köln einen kleinen Abstecher nach Zülpich machen. Dort sind die gut erhaltenen Römerthermen Teil eines Museums der Badekultur, das die Ausgrabungen anschaulich in Modellen und Filmen erklärt.
Die außen wie innen bunt bemalten Bäder öffneten normalerweise gegen 11 Uhr. Im Umkleideraum legte man zunächst seine Sachen ab und schlüpfte dann nackt in die Badelatschen. Im Schwitz- oder Warmbad – einem angenehm erwärmten Raum – ölte sich der Badegast ein oder ließ sich massieren. Anschließend stieg er im Heißbad in eine mit 40 Grad warmem Wasser gefüllte Wanne, um sich danach im Kaltbad zu erfrischen.
Haarausreißer, Mediziner und Köche kümmerten sich um die Gäste. In Gemeinschaftslatrinen ohne Trennwände saß man zusammen auf der Toilette und redete über Götter und die Welt. Im Keller hielten Sklaven ständig ein Feuer in Gang, dessen Wärme durch Hohlräume in die Fußböden und Wände geleitet wurde. Als die Wälder im Umland abgeholzt waren, wurden über den Rhein Tannenstämme aus dem Schwarzwald angeführt. Das war Ressourcenverschwendung im großen Stil – aber was kümmerte es die Römer? Hauptsache, sie hatten es warm.
Zur Besichtigung des Römergrabes muss man einen Termin ausmachen. Zuständig sind Thomas Metz und Sabine Abraham von der Bezirksregierung Köln (Tel.: 02234 73399). Führungen gibt es ab sieben Personen werktags zwischen 8 und 16 Uhr. Der Eintritt kostet 50 Cent.