10. Dezember 2023, 6:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bei der Stadt Sagres in Portugal befindet sich der südwestlichste Punkt des europäischen Festlands – auch deshalb ist sie ein beliebtes Urlaubsziel bei Besuchern der portugiesischen Algarve. Unsere Autorin Anna Wengel (heute Chiodo) hat in der Nähe gewohnt und gibt Tipps für den Küstenort.
Es fühlt sich an, als führe ich ans Ende der Welt. Das denke ich jedes Mal, wenn Sagres in der Ferne auftaucht. Und es fühlt sich irgendwie beklemmend an. Ob es das Ende-der-Welt-Gefühl oder die neblige Unwirklichkeit des kleinen Städtchens ist, ich kann es nicht sagen. Das Gefühl taucht jedoch immer an der gleichen Stelle auf. Immer dann, wenn ich kurz nach Vila do Bispo weiter auf der N268 fahre. Verwöhnt von scharfen Kurven, berauschenden Klippen- und Meeraussichten und einer Prachtstraße mit links und rechts säumenden Bäumen auf meiner Fahrt von Aljezur und Bordeira hierher. Auf diesem Teil der Nationalstraße bleibt gefühlt während der Fahrt die Zeit stehen. Links und rechts eine riesige, überwiegend freie Fläche. Am Ende der sich gefühlt ewig ziehenden Straße erscheint Sagres in der Ferne. Eine neblige Erscheinung, fast, wie ich mir eine Fata Morgana vorstelle.
Eine Fahrt ans Ende der Welt
Die Beklemmung löst sich, sobald links und rechts die diversen Gästehäuser, Surfshops, Restaurants, ein Supermarkt und mehr auftauchen – und die Vorfreude wächst, auf die unfassbare Naturkulisse, die gleich vor der Nase auftauchen wird. Zuallererst einmal fahren wir schnurstracks durch Sagres hindurch und wieder raus. Die Nationalstraße trifft schließlich auf einen Kreisverkehr, von dem die erste Ausfahrt zum südwestlichsten Punkt des europäischen Kontinents führt: dem Cabo de São Vicente. Die Straße heißt Ecovia do Literal oder auch weiterhin N268. Rechterhand taucht fast direkt ein kunterbuntes Haus auf, behängt mit unzähligen bunten Tellern, das Artesanato a Mó, in dem man wunderschöne portugiesische Keramik bekommt.
Bereits kurz danach beginnt die Kulisse, faszinierend, um nicht zu sagen, spektakulär zu werden. Schon auf der Straße lässt sich erahnen, was gleich kommt, zumindest fast. Für den Moment fällt vielen wohl erst einmal auf, wie der Wagen leicht beginnt zu wackeln und mehr Gegendruck am Lenkrad entsteht. Auf dem Weg zum Cabo de São Vicente ist es oft sehr windig. Unterwegs kommen wir an fast wüstenartig erscheinenden, ockerfarbenen Sandplätzen und grünem Gestrüpp vorbei, teils umzäunten Freiplätzen und gefühlt jeder Menge Nichts. Unterbrochen von einem Parkplatz zur Linken, von dem aus man zum Praia Beliche gelangt – einem der schönsten Strände bei Sagres. Kurz danach geht es um die Kurve und gefühlt nimmt der Wind noch einmal zu, was vielleicht auch stimmt, liegt jetzt links und rechts von uns das Meer. Schon von hier bekommt man wunderschöne Aussichten auf das tiefblaue Meer und das Gefühl, fast allein irgendwo am Ende der Welt angekommen zu sein, verstärkt sich. Linker Hand tauchen die Gemäuer einer alten Festungsanlage auf, das Forte do Beliche. Ansonsten weiterhin Grün, Ocker und Blau bei zunehmend beeindruckender anmutenden, zerklüfteten Klippen.
Zu Besuch am Cabo de São Vicente
Und dann gehen die Wagenkolonnen los. Auto neben Auto reiht sich kurz vor dem Kap aneinander, Reisebusse karren Menschenmassen heran, Wohnmobile versperren die Sicht. Und der Anblick, der mich jedes Mal am meisten Schmunzeln lässt: Einer der diversen Straßenstände, die hier ihre Waren von Tüchern bis Essbarem anbieten, preist die letzte Bratwurst vor Amerika an. Auf Deutsch. Drumherum Menschenmassen. Wer sich dran stört, so wie ich, muss sich diese ein bisschen wegblinzeln. Denn viel zu schön ist die Umgebung, als sie sich durch irgendwen kaputtmachen beziehungsweise nicht mitkriegen zu lassen. Die Straße endet am Farol do Cabo de São Vicente, dem von Weitem sichtbaren 22 Meter hohen, rot-weißen Leuchtturm. Wenn das Gelände für Besucher geöffnet ist, kann man hineingehen und befindet sich nun wirklich am südwestlichsten Punkt Europas.
Viel spannender als den Leuchtturm finde ich persönlich die gigantischen Klippen, die sich links und rechts davon die westliche und südliche Algarve, der Südregion Portugals, hinauf- und entlangziehen. Dort oben ist es mitunter extrem windig und teils rutschig und man sollte unbedingt genau darauf Acht geben, wohin man tritt. Denn Absperrungen gibt es nicht. Die Aussicht von dort oben ist jedoch phänomenal. Wer die Klippenlandschaft der Westalgarve liebt, ist hier im Paradies.
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Weitere Tipps für Sagres
Ehrlicherweise sind die Klippen und das Kap das Sagres-Highlight. Sicherlich ist auch der Keramikhändler auf dem Weg eine Sehenswürdigkeit. Sagres selbst ist eine kleine Stadt, in der jede Menge Unterkünfte, Restaurants und Bars zu finden sind. Lohnenswert sind zum Beispiel die Restaurants „The Hangout“, „Arte Bianca“ und „Three Little Birds“. Ein bei Surfern beliebter Strand ist unter anderem der Praia do Tonel. Die Auswahl an Surfstränden ist an der Westalgarve allerdings riesig. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht.
Neben surfen und essen kann man in Sagres noch ein paar weitere Dinge tun, sich zum Beispiel die diversen Sehenswürdigkeiten anschauen. Lohnenswert sind unter anderem die kleine katholische Kirche Igreja de Nossa Senhora da Graça und das Fort Fortaleza de Sagres. Das Nationaldenkmal steht südwestlich der Stadt auf der Ponta de Sagres, einer ebenfalls spektakulären Klippe. Etwas weiter, an der Klippenspitze, lohnt sich auch die Aussicht vom Miradouro do Cabo Sagres.