20. November 2015, 9:14 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Salzburg ist natürlich immer eine Reise wert, aber gerade zur Adventszeit strahlt die österreichische Stadt einen ganz besonderen Zauber aus.
Mit Adventssingen, Christkindlmarkt am Dom und dem Schloss Hellbrunner Adventzauber verwandelt sich Salzburg im Dezember zu einer stimmungsvollen Kulisse. Wen wundert es da noch, das auch das berühmteste Weihnachtslied der Welt im Salzburger Land entstand: „Stille Nacht, heilige Nacht“. Pfarrer Joseph Mohr schrieb diese Zeilen, die der Dorfschullehrer Franz Xaver Gruber Anfang des 19. Jahrhunderts vertonte.
Wer durch Salzburgs geschmückte Altstadt streift, fühlt sich zwangsläufig ein bisschen wie in eine andere Zeit versetzt. Das liegt auch daran, dass man hier auch Handwerke in kleinen Manufakturen entdecken kann. Die guten Dinge aus alter Zeit findet man hinter den Fassaden stolzer Bürgerhäuser. Und wenn man schon mal dem Christkindlmarkt einen Besuch abstattet, warum nicht auch mal eine Tour machen, bei der man die Traditionen der Stadt kennenlernen kann. Fünf Salzburger Manufakturen und ihre Geschichte:
1. Die Teppichweberei Weiss
Maximilian Weiss muss lächeln, wenn er von diesen Begegnungen berichtet: „Manche Kunden hören es bei uns rumpeln und fragen dann: Wird bei Ihnen umgebaut?“ Die rumpeligen Geräusche schallen vom Obergeschoss bis in den kleinen Laden der Teppichweberei hinunter. Oben sitzt die Handweberin Veronika Redhammer und fertigt am Webstuhl traditionelle Fleckerlteppiche. Früher kamen die Kunden auch mit dem eigenen Material – Stoffreste und Altkleider etwa – in die Weberei. Machen Sie was Schönes daraus, habe es dann häufig geheißen. „Heute werden Farben und Formen von den Kunden mit der häuslichen Einrichtung genau abgestimmt“, so Juniorchef Weiss. Seit mehr als 65 Jahren sind Laden und Werkstätte der 1843 gegründeten Teppichmanufaktur im Niederleghaus in der Getreidegasse zu Hause.
Die Teppichweberei Weiss zählt zu den mehr als drei Dutzend kleinen Manufakturen und Läden, die im Zentrum der 150.000-Einwohner-Stadt angesiedelt sind. Zu finden sind: Weber, Kürschner, Konditoren, Schlosser, Schneider, Schuster, Gürtler und Likörerzeuger. Handwerkskunst wird in der Mozartmetropole nicht nur gelebt, sondern von den Einheimischen und Gästen auch hoch geschätzt.
Besucher entdecken die Manufakturen bei dem Themenrundgang „Traditionen in Salzburg“. Mit der Kunstgeschichtlerin und Stadtführerin Cornelia Thöni geht es kreuz und quer durch die Altstadt, die sich auf nur 1500 Meter am Ufer der Salzach entlang zieht. Geschichten und Geschichte werden während des Rundgangs erlebbar – Salzburg ist viel mehr als Festspielmetropole und Heimat von Wolfgang Amadeus Mozart.
35 bedeutende Handelsfamilien wurden im 16. Jahrhundert in der Stadt gezählt. In jenen Jahren blühten die Geschäfte. Die Handelshäuser zwischen Salzach und Mönchsberg platzten aus allen Nähten und wurden durch Hinterhäuser erweitert. Die Vorderhäuser bekamen breite Durchgänge, sodass Kutschen einfahren und in den Innenhöfen entladen werden konnten. Die sogenannten Durchhäuser sind eine Besonderheit von Salzburg.
2. Die Schlosserei Wieber
Sie prägen auch heute noch das Bild der Altstadt. Besonders fein herausgeputzt sind sie in der Getreidegasse, wo im Haus Nummer 9 Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Januar 1756 geboren wurde. Nur wenige Schritte weiter, hinter einem unscheinbaren Holztor, verbirgt sich die traditionsreiche Schlosserei Wieber. In der Getreidegasse Nummer 28 führt Meister Christian Wieber die Schlosserei, deren Geschichte bereits im Jahr 1415 beginnt. Im mittelalterlichen Werkstattgewölbe entstehen nach wie vor barocke wie moderne Balkongitter, die für Salzburg so typischen Zunftzeichen, Treppenläufe, Torgitter und schmiedeeiserne Lampen. „Unsere Generation hat die Verpflichtung, solche Betriebe zu erhalten“, sagt Wieber.
3. Die Konditorei Fürst
Feine Schneeflocken haben der Stadt inzwischen ein weißes Kleid angelegt, duftende Tannengirlanden schmücken Türen und Tore der barocken Häuser. Festlich verziert ist auch die Konditorei Fürst in der Brodgasse. Im Schaufenster steht das Porträt von Paul Fürst, dem Erfinder der Original Mozartkugel. Der Konditormeister präsentierte seine süße Schleckerei aus Nougat, Marzipan und Pistazien 1905 auf der Pariser Weltausstellung und wurde damals mit einer Goldmedaille geehrt.
4. Schuhmachermeister Haderer
Schuhmachermeister Herbert Haderer in der Pfeifergasse hat sich in seinem winzigen Laden und den Werkstätten in Großgmain und Kitzbühel auf die Anfertigung feiner Maßschuhe spezialisiert. Mehr als 100 Jahre existiert der Familienbetrieb, richtig bekannt wurden die Haderers allerdings in den 1950er-Jahren: Damals entstand bei ihnen ein neues Skischuh-Modell, mit dem der Skirennläufer Toni Sailer bei den Olympischen Winterspielen 1956 im Slalom, Riesenslalom und in der Abfahrt jeweils die Goldmedaille holte.
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5. Knopferlmayer
Beim Knopferlmayer am Rathausplatz dreht sich alles um kleine und auch größere Knöpfe. Wie viele verschiedene Modelle im Angebot sind? „Oh je“, antwortet Veronika Stockinger, geborene Mayer. Diese Frage hat sie schon so oft gehört. Und kann doch nur mit einer ungefähren Anzahl antworten. 3500 verschiedene Modelle mögen es wohl sein, schätzt die heutige Inhaberin des seit 1758 bestehenden Spezialgeschäftes. Ein Griff, und die kundigen Verkäuferinnen holen, angefangen vom Hirschhorn- über den Goldknopf bis hin zum Perlmuttknöpflein, das jeweils Gewünschte.