27. Januar 2023, 6:39 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel (heute Chiodo) hat den beliebten Urlaubsort São Martinho do Porto an Portugals Silver Coast besucht. Dort ist sie – neben schönen Stränden und gutem Essen – auch auf einen dunklen Tunnel im Berg und ein verlassenes Hotel mitten im Stadtzentrum gestoßen. Beide scheinen nicht so richtig hierher zu passen.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um São Martinho do Porto gibt Anna Wengel in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Die Sonne geht langsam unter, färbt den Himmel über der Jakobsmuschel-förmigen Bucht von São Martinho do Porto in diesen landestypischen Lila-Pink-Rot-Orange-Gelb-Mix. Der Strand ist verlassen, leise schwappt das Wasser heran. Obwohl es der Atlantik ist, gibt es hier keine Wellen. Menschen im Moment auch nicht. Ich laufe den Strand entlang, vorbei an der Straße, die zu meinem gerade neu entdeckten Lost Place führt – aber dazu später mehr. Am Ende des Strands erhebt sich ein Hügel. Dunkel liegt er da im Dämmerlicht. Dann ganz plötzlich leuchtet es hell aus einem Loch im Hügel. Ich glaube, einen Schatten darin zu sehen. Könnte ein Mensch sein. Was ist das für ein Loch? Dann ist es wieder weg. Optische Täuschung? Nein. Da ist es wieder.
Der Tunnel von São Martinho do Porto
Am Ende der Baía de São Martinho do Porto angekommen und vorbei an blauen, pinkfarbenen und anderweitig bunten Häusern, laufe ich Richtung Ende der Lagune, rechts von mir der Hügel. Es ist nicht weit bis zum Loch, das in Wahrheit ein kleiner Tunnel mitten im Fels ist. Das Licht ist weg, der andere Mensch auch. Hoffe ich zumindest, denn sehen kann ich ihn nicht mehr. Stockdunkel liegt São Martinho do Portos kleiner Fels-Tunnel vor mir. Am Ende ist Licht. Ein anderes, als das, was ich aus der Ferne sehen konnte.
Langsam trete ich in den Tunnel hinein. Die Felswände sind nass. Der Boden auch. So ganz ohne Licht ist es ganz schön gruselig hier drin. Nichts kann ich sehen, links und rechts. Nur weiter vorn das helle Ende des Tunnels. Hören kann ich dafür umso mehr. Meeresrauschen. Kräftige Wellen, die tosend heranrollen und nicht weit entfernt auf Stein klatschen. Irgendwie dumpf.
Ich laufe immer tiefer in den Tunnel hinein und komme plötzlich in eine gefühlt andere Welt. Aus der dumpfen Dunkelheit heraus, trete ich auf eine kleine Steinplattform. Vor mir der offene, tosende Atlantik. Salzgeschmack liegt in der Luft. Nur noch Wellen sind zu hören. Links, rechts und vor mir liegen dunkle Felsen. Direkt dahinter das Meer. Ich habe meinen neuen Lieblingsplatz in São Martinho do Porto gefunden.
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São Martinho do Portos faszinierendster Lost Place
Und dabei dachte ich, das sei das zugleich gruselige wie faszinierende alte Hotel, an dem ich immer wieder vorbeilaufe und insgeheim hoffe, dass irgendjemand unheimlich Aussehendes aus einem der Fenster schaut. Die Rede ist vom Hotel Parque in der Rua Marechal Carmona, São Martinho do Portos Highlight in Sachen Lost Place.
Das ikonische Belle-Époque-Hotel kann ich aus meiner Unterkunft heraus sehen – und irgendwie kaum den Blick davon abwenden. Das verfallene Haus liegt da mitten im Zentrum der kleinen Stadt, umgeben von einem hohen Zaun, langsam vor sich hinrottend und dabei trotzdem imposant. Gruselig, keine Frage. Besonders abends, wenn es dunkel daliegt und man fast das Knarren und Knarzen alter Fußböden im Innern hören kann, die unter der Last noch älterer Schränke und Betten ganz langsam nachgeben. Zumindest stelle ich es mir so vor. Hineingehen konnte ich leider nicht.
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So wie es jetzt daliegt, mitten im frisch aufgeputzten Stadtzentrum, sehen es die Bewohner und Besucher São Martinho do Portos bereits seit Jahrzehnten. Seit den 1980er Jahren steht das Haus verlassen da, zerfällt zusehends. Erbaut wurde es bereits im Jahr 1910 von dem Brasilianer António Rosa, der hier zuerst wohnte und es schließlich in die Pensão Rosa umfunktionierte. Einmal in Hotel Parque umgetauft, wurde das Luxushaus zu einem gefragten Domizil, das in der ganzen Region bekannt war, wie es auf „NiT“ heißt. Dort steht auch, dass die Hotelverwaltung 1956 beschloss, es vorübergehend zu schließen. Das vorübergehend sollte permanent werden.
Zahlreiche Renovierungsversuche wurden unternommen, so richtig funktioniert hat bisher keiner. Nachdem es 2006 in dem alten Hotel brannte, wurde es zum städtischen Erbe erklärt. Dadurch ist es jetzt so geschützt, dass auch Renovierungen nur im alten Design passieren können. Abreißen ist ausgeschlossen. Der aktuelle Besitzer soll vor vier Jahren versprochen haben, das Hotel zu sanieren. Aktuell bleibt es aber weiterhin São Martinho do Portos faszinierendster Lost Place.
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Strände und Umgebung des beliebten Urlaubsziels
Die kleine Stadt an Portugals Silver Coast ist aber auch unabhängig von Tunnel und Lost Place ein schönes, wenn auch inzwischen einigermaßen zugebautes Urlaubsziel. Am besten besucht man São Martinho do Porto meiner Ansicht nach abseits der Hauptsaison, sonst tummeln sich hier nur so die Urlauber. In der Nebensaison kann man Strände und Umgebung auch mal fast für sich haben. Besonders für Familien mit kleinen Kindern eignet sich die kleine Stadt, liegt der feine Stadtstrand nicht nur direkt an Cafés und Restaurants, sondern ist er vor allem wellenfrei, sodass man gefahrlos im Meer baden kann. Das findet man an der Westküste Portugals mit seinem bei Surfern beliebten Atlantik eher selten.
Wer ein paar mehr Wellen haben möchte, kann die in der Nachbarbucht des Tunnelausgangs haben, am Praia da Gralha. Dorthin kann man entweder einen längeren Spaziergang machen oder in wenigen Autominuten hinfahren. Am Ende eines asphaltierten Hangs angekommen, trifft man hier auf eine kleine Bucht mit etwas gröberem Sandstrand und jeder Menge hoher Wellen mit teils heftiger Strömung. Und mit ein bisschen Glück hat man den Strand für sich ganz allein. Das liegt vielleicht auch daran, dass es hier keine Verpflegungsmöglichkeiten und Toiletten gibt. Beliebt ist er aber bei Paraglidern, die hier direkt oben am Berg starten.
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Auch in der Umgebung São Martinho do Portos gibt es zahlreiche schöne Strände. Außerdem sind die beliebten Surfer-Orte Nazaré (auch bekannt für seine gigantischen Wellen) und Peniche nicht weit entfernt, ebenso wie zahlreiche kleine portugaltypische Dörfer. Nach Lissabon kommt man auf der schnellsten Strecke in unter eineinhalb Stunden.
São Martinho do Porto – weitere Tipps von TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel
Wo gibt es die besten Restaurants?
Mein Lieblingsrestaurant in São Martinho do Porto ist das Novo Sabor. Das ist ein Burgerladen mit richtig guten Burgern. Ansonsten gibt es zentral mehrere nette Restaurants vor allem mit gutem Seafood. Sehr lecker fand ich auch den Süßkram im Gelatomania São Martinho do Porto, vor allem für Crêpes und Waffeln lohnt sich das.
Welche Gegend ist ideal für die Unterkunft?
São Martinho do Porto ist nicht groß, da kann man mit der Unterkunft nicht viel falsch machen. Zentral, also in der Nähe vom Wasser ist natürlich immer gut. Aber einfach mal gucken, was ihr so findet und auch wollt.
Wie kommt man am besten hin?
Von Lissabon aus fährt man mit dem Auto auf dem schnellsten Weg in knapp eineinhalb Stunden nach São Martinho do Porto. Oder man bindet es eben ein in einen Küsten-Roadtrip ein – Peniche und Nazaré sind zum Beispiel nicht weit.