16. Mai 2014, 10:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eigentlich ist Cannes nur ein beschauliches Plätzchen. Nur etwa 70.000 Einwohner zählt der Badeort an der Côte d’Azur, wovon natürlich viele gutbetucht sind. Davon zeugen die Jachten im Hafen. Einmal im Jahr jedoch breitet sich in Cannes eine Art Hektik aus, die so gar nicht zu dem Ort passen mag. Journalisten hetzen von Termin zu Termin, Agenten tippen und telefonieren eifrig – und Stars feiern ihre mal mehr oder weniger exzessiven Partys. Die Filmfestspiele sind für Cannes seit 1946 zweifellos der Höhepunkt des Jahres. Stefanie Rex kennt den Trubel des Festivals als Fotografin. Auf TRAVELBOOK erklärt sie die glamouröse Cannes-Welt und sagt, was das Städtchen am Meer für Touristen sonst noch alles zu bieten hat.
Für das zehntägige Festival putzt sich die kleine Stadt an der französischen Riviera regelrecht heraus. Fast alles steht im Zeichen des Kinos. Plakate der Filme werden aufgehängt, Lichterketten zieren die großen Palmen, die sich im leichten Mittelmeerwind hin- und herwiegen, Geschäfte dekorieren ihre Schaufenster, die Jachten am Jetée Albert Édouard, dem alten Hafen von Cannes, werden poliert, obwohl sie bereits glänzen. Ganz egal, wo man sich gerade befindet, dem Festival ist nicht mehr zu entkommen.
Nicht jeder kommt rein
Einer der offiziellen Hotspots während des Filmfests ist das Palais des Festivals et des Congrès de Cannes. Es befindet sich im Zentrum, zwischen dem Ende des berühmten Boulevard de la Croisette und dem alten Hafen. Diverse Absperrungen trennen die frei zugänglichen Bereiche vom offiziellen Festivalbereich ab. Zugang erhält man nur mit einer Journalisten oder Veranstalter-Akkreditierung oder eben mit einer der begehrten Party- bzw. Premieren-Einladungen.
Der beste Platz zählt!
Wer weder eine Akkreditierung noch Einladung hat, trotzdem aber den Trubel einer Premiere miterleben möchte, der platziert sich am besten am Eingangsbereich des Palais de Festival. Die besten Plätze sind aber schnell weg. Bereits Tage vorher postieren sich hier Paparazzi und Fans, teils mit Leitern, Stühlen und Treppchen ausgestattet, um ja nichts zu verpassen. Am Eingangsbereich halten auch die zahlreichen Limousinen mit abgedunkelten Scheiben, aus denen die Stars aussteigen. In diesem Jahr sind das unter anderem Nicole Kidman, Hilary Swank, Meryl Streep, Robert Pattinson oder Julianne Moore.
Gedrängel herrscht auch vor den großen Hotels, in denen die vielen Prominenten untergebracht sind. Und so groß die Begeisterung bei den Autogrammjägern und Selfie-mit-Star-Sammlern auch ist, so hält sich diese bei den zahlreichen Journalisten, die jedes Jahr aufs Neue über das Festival berichten, meist in Grenzen. Sätze werden ausgetauscht wie: „Das ist mein letztes Jahr hier, ich habe keine Kraft und Lust mehr!“ oder „Warum mache ich diesen Stress überhaupt mit?“
Doch egal, wie viele auch meckern und schnaufen: Am Ende wird doch jeder eingelullt von der Magie, die dieses Festival ausstrahlt.
Das Festival und drumherum
Einer der magischsten Orte, wo sich tagsüber Touristen, Journalisten und Kreative aus der Filmindustrie mischen, ist der Boulevard de la Croisette. Nicht nur stehen hier die großen Hotels, zum Beispiel das Martinez, Ritz Carlton oder Majestic, hier, oft direkt am Strand, finden auch viele der Foto- und Interviewtermine mit Schauspielerin und Regisseuren statt. Abpudern, nachschminken, lächeln – und hinter den Kameras machen die Agenten der Stars hektische Zeichen, wenn sie bestimmte Fragen der Journalisten nicht mögen oder es an der Zeit ist, den nächsten Termin wahrzunehmen. Abends steigen hier an der Croisette auch viele Partys, auf denen sich meist weniger bekannte Schauspieler, Filmschaffende und Journalisten tummeln.
Woran man Journalisten erkennt
Der erkennbare Unterschied zwischen Touristen und Journalisten? Die sich in eiligen Schritten fortbewegenden Presseleute haben in einer Hand meist einen Becher Kaffee, in der anderen das Programmheft der Filmfestspiele. Die großen Sonnenbrillen werden getragen, um die Folgen der langen Nächte zu verstecken. Und um den Hals befindet sich oft das nie zu vergessende Festival-Badge.
Touristen hingegen tragen ihre Badetaschen und schlendern gemütlich die Straßen entlang. Hier und da wird ein Erinnerungsfoto gemacht, auf dem „Walk of Fame“ vor dem Palais de Festival gerne auch mal mehrere. Manche entspannen am Sandstrand am Beginn der Croisette.
Während des Festivals wird ein Teil des Boulevards für Autos gesperrt. Das macht auch Sinn, denn die Bürgersteige sind oft so voll, dass das Fußvolk auf die Straße ausweichen muss.
Als Alternative zur Croisette empfiehlt sich die Rue d’Antibes. Hier bekommt man unter anderem Souvenirs, Kuchen, Törtchen, Schmuck, Musik und Mode.
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Festliche Garderobe ist Pflicht
Vor den großen Premieren wird es am späten Nachmittag für 1,5 Stunden immer etwas ruhiger auf den Straßen; alle bereiten sich auf den roten Teppich am Abend vor. Und auch wenn Touristen vom Dress Code (Black tie) ausgenommen sind, so schickt es sich, auch als „Zaungast“ ein festliches Outfit zu wählen – man ist schließlich in Frankreich!
Um die Premieren live mitzuerleben, sollte man sich einen Platz auf der linken Seite des Palais aussuchen. Auf großen Monitoren wird dort der Trubel auf dem roten Teppich übertragen. Nachdem die prominenten Gäste aus den Limousinen ausgestiegen sind, beginnt der lange Gang auf dem Teppich, der dann die berühmten Stufen hinaufführt, und wo die Stars vom Festival-Chef in Empfang genommen werden. Auf halber Strecke drehen sich viele noch einmal um und winken den Fans zu. Ein DJ sorgt für die passende Musik.
Sozusagen der Soundtrack für einen glamourösen Abend an der Côte d’Azur...