1. Juni 2022, 5:55 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Wenn Istanbul eines ganz sicher nicht ist, dann eine Stadt, die man kurz mal an einem Wochenende erkunden kann. Wer es trotzdem versucht, erkennt schnell, dass vieles zwangsläufig unentdeckt bleibt und man wiederkehren muss. TRAVELBOOK gibt in diesem Guide einen Überblick über die Highlights der Metropole.
Hektisch, voll und vor allem groß: Das ist Istanbul. Für Reisende, die zum ersten Mal in die Metropole am Bosporus kommen, ist es nicht einfach, sich einen Überblick zu verschaffen. „Lassen Sie sich treiben“, hören viele, die erstmals nach Istanbul reisen. Schließlich treibt in Istanbul fast alles – mehr oder weniger flüssig: die Fähren auf dem Bosporus, der Verkehr, die Menschenmassen in den Einkaufsstraßen.
Schon die Wahl der Sehenswürdigkeiten fällt schwer, so viele sind es, jede für sich bedeutend und voller Geschichte und Geschichten. Unser Guide soll Ihnen helfen, einen Überblick über Istanbul zu bekommen, sodass Sie die besten Seiten der Stadt entdecken können.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um Istanbul gibt Sonja Koller in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Hier gibt es weitere Podcast-Folgen in der Übersicht.
Futtern und flanieren in Karaköy und dem Galata-Viertel
Einen Überblick im buchstäblichen Sinne bekommt man auf dem Galataturm im gleichnamigen Stadtviertel. Fans von Boutique-Geschäften und kreativen Cafés werden das Schlendern durch die Straßen des Viertels lieben. Galata ist jung, hip und lebhaft – und von überall ist der 1348 erbaute Galataturm zu sehen. Auffällig ist er deshalb, weil er zwischen den engen Gassen deplatziert wirkt, oft wird man von seinem Anblick am Ende einer Gasse überrascht.
Unbedingt sollten Sie auch im coolen Karaköy vorbeischauen. Das Viertel liegt direkt neben Galata und ist eine der Gegenden in Istanbul, die sich in den letzten Jahrzehnten am meisten entwickelt haben. Es sind vor allem kulinarische Highlights, die in das Hafenviertel locken, so führen auch einige Streetfood-Touren durch Karaköy. Am besten kommen sie schon nachmittags, um sich durch die Restaurants zu testen und anschließend die Bar- und Clubszene zu kennenzulernen.
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Auf dem Weg nach Karaköy und Galata sollte man unbedingt die Galatabrücke überqueren. Die doppelstöckige Überführung wird sowohl von Autofahrern, Fußgängern als auch von einer Straßenbahn genutzt. Eigentlich braucht man nur wenige Minuten, um die Brücke zu überqueren und so von Karaköy nach Eminönü zu gelangen. Und doch verweilen hier sowohl Einheimische als auch Touristen manchmal stundenlang. Entweder, um in einem der unzähligen Restaurants einzukehren, die auf der unteren Etage der Brücke dicht nebeneinander Fisch anbieten, oder um selbst von der Brücke aus zu fischen.
Istanbul – das Zentrum der Welt
Es ist nur eine kleine, unscheinbare Säule, die von vielen Touristen kaum wahrgenommen wird, doch einst – als Kaiser Konstantin der Große Istanbul zum „Neuen Rom“ erklärte – markierte der Millennium-Stein das Zentrum der Welt. Von hier aus wurden sämtliche Entfernungen in die wichtigsten Städte des byzantinischen Reiches bemessen. Heute lassen sich von der Säule aus die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im historischen Viertel Sultanahmet fußläufig erreichen: nur wenige Meter entfernt liegt etwa die Cisterna Basilika, die auch „versunkener Palast“ genannt wird. Direkt gegenüber befindet sich die weltberühmte Moschee Hagia Sophia, daneben die Blaue Moschee.
Im Stadtteil Sultanahmet befindet sich außerdem der beeindruckende Topkapi-Palast mit dem Gülhane-Park. Mehr als 400 Jahre haben die osmanischen Sultane mit ihren Frauen, Kindern und dem Hofstaat im Harem des Topkapi Palastes gelebt. Heute ist die Palastanlage mit einer Größe von 70.000 Quadratmetern ein Museum. Für das Ticket müssen Sie mit etwa 200 TL pro Person rechnen. Das beträgt ungefähr 11 Euro. Wer sich viele weitere Sehenswürdigkeiten anschauen will, sollte sich einen Istanbul Museum Pass holen, denn bei dem sind auch der Eintritt für Sehenswürdigkeiten wie der Hagia Sofia, der Chora Kirche und dem archäologischen Museum mit inbegriffen. Wie lang der Pass gültig sein soll, ist Ihnen überlassen. Der 1-Tages Pass kostet 85 Euro. Wenn Sie vorhaben, mehr als drei Sehenswürdigkeiten zu besuchen, dann lohnt sich der Kauf auf jeden Fall.
Shoppen am großen Basar
Für einen Istanbul-Besuch sollte man genügend Budget einplanen. Nicht weil die Stadt überteuert ist – sie ist im Vergleich zu anderen Metropolen sogar günstig –, nein, Istanbul eignet sich wie kaum eine andere City in Europa für ausgedehnte Einkaufstouren. Einmal im Jahr findet hier zudem das Istanbul Shopping Fest (ISF) statt, ein mehrwöchiges Festival, zu dem über die ganze Stadt verteilt zahlreiche Malls und Shops spezielle Rabatte – auf Türkisch: „Indirim“ – anbieten.
Niemand sollte Istanbul verlassen, ohne wenigstens einmal den Großen Basar, Kapalı Çarşı, gesehen zu haben. Für regelmäßige Besucher der Stadt mag er zu überlaufen und in seinem Angebot von Stand zu Stand zu einheitlich sein. Aber allein seine Größe, die Architektur, die Vielzahl der Düfte (Leder, Gewürze, Tees, Seifen) machen den Mitte des 15. Jahrhunderts erbauten Basar zu einem Must-See in Istanbul.
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Wie groß genau der Basar aber genau ist, gilt als ungeklärt: Die Angaben schwanken zwischen rund 31.000 und 55.000 Quadratmetern. Sicher ist hingegen, dass der Kapalı Çarşı zu den größten überdachten Basaren der Welt gehört. Mehr als 4000 Shops zählen zu dem circa 60 Gassen umfassenden Komplex im Stadtteil Eminönü. Auch wenn alles zufällig zusammengewürfelt zu sein scheint, der große Basar folgt einer Ordnung und ist nach Gewerben unterteilt. So finden sich etwa Leder-, Teppich- oder Schmuckhändler in entsprechend benannten Gassen. Sie werden sehen: Bereits nach kurzer Zeit verlieren Sie wie in einem Labyrinth die Orientierung.
Im Vergleich zum großen Basar ist Mısır Çarşısı etwas übersichtlicher. Er wird auch ägyptischer oder Gewürzbasar genannt und befindet sich direkt gegenüber der neuen Moschee. Nirgends duftet Istanbul vielfältiger und einladender. Lokum, die süßen Delikatessen, die viele auch als „Turkish Delight“ kennen, finden Sie hier in den rund 100 Geschäften ebenso wie unzählige Gewürz- und Teesorten.
Die asiatische Seite von Istanbul entdecken
Das Besondere an Istanbul ist, dass sich die Stadt über zwei Kontinente erstreckt. Ein Ausflug zu dem Teil der Stadt, der in Asien liegt, sollte also Teil jedes Istanbul-Besuchs sein. Am sehenswertesten sind Kadiköy und Moda. Die Viertel liegen direkt nebeneinander und sind entweder über die günstige Fähre, die U-Bahn oder die berühmte Bosporus-Brücke, die Asien und Europa verbindet, zu erreichen.
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Die hippe Jugend trifft sich auf der Moda Caddesi und der Bahariye-Straße. Dort kann man Kaffee schlürfen und muss dafür deutlich weniger bezahlen als auf der europäischen Seite der Stadt. Neben den coolen Cafés und Bars sollte man auf jeden Fall den Kadıköy Balık Pazarı, den Fischmarkt in Kadiköy, besuchen. Anders als der Geruch vermuten lässt, werden auf dem Fischmarkt nicht nur Wassertiere angeboten, sondern auch die für Istanbuls Märkte typischen Leckereien wie Nüsse, Tee oder Honig.
Unser Tipp: Lassen Sie sich den Sonnenuntergang nicht entgehen, den man von der asiatischen Seite der Stadt besonders gut beobachten kann.
In Balat und Fener Café trinken
Unser Guide enthält noch zwei weitere Viertel, die sie unbedingt besuchen sollten: Früher war Fener Istanbuls griechisch-orthodoxes und Balat das jüdische Viertel der Stadt, jetzt sind sie für ihre baufälligen, aber schönen alten Häuser und versteckten Kirchen bekannt. Sofort sticht einem das Griechisch-Orthodoxe Gymnasium ins Auge, dass wohl am ehesten mit Hogwarts zu vergleichen ist. Hinter der burgartigen Fassade verbirgt sich die älteste Schule der Stadt, die immer noch in Betrieb ist. Heute werden in dem riesigen Gebäude aber nur noch 50 bis 60 Schüler unterrichtet.
Auch Balat ist für seine bunten Häuser bekannt, in denen zwar keine Schüler, dafür aber hippe Studenten ein- und aus gehen. Boho-Flair pur: Die Cafés und Vintage-Läden sind hier besonders kreativ und definitiv einen Besuch wert. Wer auf dem Kopfsteinpflaster durch die Straßen mit den kunterbunten Häusern schlendert, wird sich schwertun, die Kamera in der Tasche zu lassen.
Die belebte Istiklal Avenue
Auf der 1,4 Kilometer langen Istiklal Straße ist immer was los: Manche Reiseblogs bezeichnen die Straße gar als die belebteste der ganzen Türkei. Auf der Avenue, die übrigens nur für Fußgänger zugänglich ist, kann man schlendern, Street-Art bewundern und natürlich shoppen. Wer keine Lust hat, über Preise zu verhandeln, ist beim Shoppen direkt auf der Istiklal Avenue gut aufgehoben. Denn bei den Läden der internationalen Ketten, die sich auf der Straße befinden, gibt es meist keinen Verhandlungsspielraum für Kunden. Bei den einheimischen Ladenbesitzern in den Nebenstraßen sieht das anders aus. Da wird Tee ausgeschenkt und leidenschaftlich über Preise verhandelt.
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Besonders beliebt bei Touristen ist das einzige Verkehrsmittel, dass die Istiklal Avenue entlangfahren darf: Die Straßenbahn, die in nur einem einzigen roten Wagen Passagiere transportiert, ist zu einem der bekanntesten Symbole Istanbuls geworden. Aber Achtung: In der Hochsaison kann es in der Tram sehr eng werden. Die Strecke führt über die gesamte Istiklal Avenue und endet am Taksim Square.
Entspannen auf den Prinzeninseln
Istanbul kann, wie jede Großstadt, anstrengend sein: das ständige Hupen der Autos, die verstopften Straßen und Gehwege, das Rufen der Händler. Wer etwas Ruhe braucht, sollte nach „Adalar“. So nennen die Istanbuler eine Inselgruppe im Marmarameer. Zu erreichen sind die Prinzeninseln, wie sie auch genannt werden, mit der Fähre, etwa vom Hafen in Kabataş. Knapp eine Stunde ist man unterwegs, bevor man in Kinaliada ankommt, der ersten Station. Es folgen die Inseln Burgazada, Heybeliada und Büyükada, die größte der Gruppe.
Wer zum ersten Mal die Prinzeninseln besucht, sollte auf Heybeliada und Büyükada Halt machen. Auf letzterer geht es etwas lebhafter zu, auch sind hier die eigentlichen Sehenswürdigkeiten der Prinzeninseln zu finden. Angst davor, von einem Auto angefahren zu werden wie etwa im Zentrum Istanbuls, muss man hier nicht haben – die Inseln sind fast komplett autofrei. Lange waren es Pferde, die Menschen hier buchstäblich von A nach B kutschierten. Um die Tiere zu schützen, sollen das nun Elektrofahrzeuge übernehmen.
Heybeliada dagegen ist das ideale Ziel für Naturliebhaber. Schon wenige Meter nach dem Fischerdorf am Fährhafen beginnt eine Art Kurpark. Wanderer können hier ihren Inselrundgang starten, der rund zweieinhalb Stunden in Anspruch nimmt. Unterwegs gibt der Wald immer wieder die Sicht auf die schönen Buchten der Inseln frei. Ein Sprung ins Marmarameer ist allerdings nicht ohne Weiteres möglich. Die Badestellen gehören alle zu Clubs, die Eintritt verlangen. Zudem sind die kleinen Küstenabschnitte so dicht mit Liegestühlen voll gestellt, dass sie so gar nicht zu dem restlichen Bild der Insel passen mögen. Umso schöner dagegen ist der Anblick des Cam-Hafens.