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Geschäfte und Restaurants alle dicht

Warum man Rom im August besser meiden sollte

Geschlossene Geschäfte und Restaurants in Rom
Geschlossene Geschäfte und Restaurants: Im August flüchten die Römer ans Meer Foto: dpa picture alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

14. Mai 2018, 17:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Eine der chaotischsten Städte steht Mitte August fast völlig still. Mit leeren Straßen und geschlossenen Läden zeigt das sonst so wuselige Rom sich von einer ganz anderen Seite. Die mag nicht jeder.

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Es sind stille Tage in der Ewigen Stadt. Römer, die fliehen konnten, liegen im August auf Sardinien oder in der Toskana am Strand. Unzählige Läden sind geschlossen, viele Handwerksbetriebe verwaist.

Die Stadt gehört im August allein den Touristen. Die schleppen sich in der Hitze durch die Gassen des historischen Zentrums. Den Kindern im Schlepptau ihrer kulturbeflissenen Eltern steht der Sinn nach einem Gelato und kalten Erfrischungen fest ins Gesicht geschrieben. Das ist Rom rund um den Feiertag Ferragosto (Mariä Himmelfahrt, 15. August). Es ist der wahrlich nicht bei allen beliebte Zenit in der sommerlichen Urlaubszeit Italiens, wenn fast alle Italiener zur gleichen Zeit ans Meer fahren. Dass die Strände dann heillos überfüllt sind, scheint niemanden zu stören. Die Tradition, immer im August Urlaub zu machen, hält sich in ganz Italien hartnäckig.

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Die Geheimtipp-Restaurants der Einheimischen sind meist geschlossen

„Finalmente“, endlich konnte Panificio Fabio in der Via Urbana seine Bäckerei dichtmachen, die Regale hatte er am letzten Tag vor dem Urlaub kaum noch gefüllt. Für daheimgebliebene Römer wird die Suche nach manchen Dingen jetzt zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Der achteckige und typisch grüne Edicola-Kiosk des Zeitungsverkäufers im Herzen von Trastevere hat dicht. Man muss sich „La Repubblica“ oder „Il Messagero“ irgendwie anders besorgen. Eine Bar für den Cappuccino und ein Cornetto am frühen Morgen findet sich eher noch – aber auch davon sind viele geschlossen, vor allem in den Vororten Roms.

Wer aber Frau und Kinder ans Meer geschickt hat und kein Fan von Kochlöffel und Pasta in der heimischen Küche ist, der steht jetzt vor einem Dilemma. Wie in anderen Metropolen auch haben etliche Osterien statt des Menüs ein Schild mit chiuso ausgehängt: geschlossen. Und das gilt vor allem für die Ristoranti, die was auf sich halten und auf ein römisches Publikum setzen. Die Abfütterung von Touristen ist immer gesichert. Aber das sind nicht gerade die Orte, die Römer ansteuern.

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Geschlossene Bäckerei in Rom
„Chiuso“ – in dieser Bäckerei gibt’s bis Ende August keine Brötchen Foto: dpa picture alliance

Apropos Gattin am Meer: Einem nicht totzukriegenden Klischee zufolge sind die daheimgebliebenen Ehemänner in diesen heißen Augusttagen mit Vorliebe auf der Jagd nach außerehelichen Abenteuern. Aber bei diesen Temperaturen? Da sitzen auch die Garagisten eher gelangweilt im Schatten, spielen mit ihren Handys und warten auf Kunden. Ach ja: Wehe dem, der jetzt in Rom ist, gilt nicht für die Autofahrer. Denn endlich einmal gibt es in der sonst so wuseligen Stadt Parkplätze und man wird nicht allerorts beinahe überfahren.

Buongiorno, Sommer-Tristesse: Wenn der Ferragosto-Höhepunkt überschritten ist, kehrt piano, piano, also ganz langsam, wieder mehr Leben in die Stadt am Tiber kommt. Im September nimmt dann auch die Politik neu Fahrt auf.

Wehe aber auch dem bildungshungrigen Touristen, der sich mehr als antike Ruinen, das eingerüstete Kolosseum oder die Restaurierung des Trevi-Brunnens ansehen will. Denn an herausragenden Ausstellungen bietet Rom mitten in der Hauptreisezeit sehr wenig.

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Und was, wenn man im Sommer trotzdem in Rom landet?

Wer im August dennoch in die Ewige Stadt möchte, sollte sich bei den Einheimischen einige Tricks abschauen, um der Hitze zu entgehen. Die erste und einfachste Maßnahme ist natürlich: früh aufstehen. Um sechs Uhr morgens hat man selbst das Ballett der Meeresgötter und Nymphen am Trevi-Brunnen ganz für sich allein. Eine besondere Erfahrung. Wenn die Sonne im Zenit steht, sollte man sich dagegen in seine Unterkunft zurückziehen.

Abends ist dann wieder die Zeit, sich nach draußen zu begeben: Natürlich speist man im Sommer unter freiem Himmel, so ist es seit jeher Brauch bei den Römern. Die Spanische Treppe wird zur Bühne. Rosenverkäufer, Gitarrenspieler und Straßenmaler sind in Aktion. Es ist ein großes Stadttheater. Und wenn um Mitternacht die Küchen schließen, ist es Zeit, den Eissalon aufzusuchen. Besonders berühmt: Gelateria Giolitti. Die Kundschaft ist so gemischt wie das Eis-Sortiment.

Eine weitere Maßnahme im Sommer besteht darin, die großen Plätze tagsüber zu meiden und in die Gassen des Altstadtviertels abzuwandern. Und es gibt 2500 kostenlose Erfrischungsstationen: die uralten, wunderschönen römischen Trinkwasserbrunnen, von den Einheimischen nasoni genannt, was ungefähr „große Nasen“ bedeutet. Das Wasser sprudelt unaufhörlich, einen Hahn zum Abdrehen gibt es nicht. Gerade deutsche Touristen haben oft Bedenken, sich hier zu bedienen, doch genau dazu sind die Brunnen da. Die Qualität des Wassers ist hervorragend. Dementsprechend wundern sich die Römer über Touristen, die schwere Wasserflaschen mit sich herumschleppen oder bei fliegenden Händlern einen Euro für ein kleines Fläschchen bezahlen.

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Abkühlung findet man auch in der Villa Borghese, dem großen Park, in dem man flanieren, reiten und im Gras liegen kann. Und Boot fahren, auf einem See mit einer künstlichen Insel, auf der sich malerisch ein antiker Tempel erhebt. Der ist zwar nur eine Fälschung von 1786, aber das sieht man auf den Erinnerungsfotos nicht.

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Zum Abkühlen in den Monsterwald

Wer länger bleibt, sollte auf jeden Fall einen Ausflug ins Umland unternehmen, das tun die Römer auch. Ein schattiges Ziel mit Gänsehauptpotenzial ist der Monsterwald von Bomarzo, von Rom aus etwa anderthalb Stunden mit dem Mietwagen entfernt.

Der Park ist in jeder Hinsicht eine willkommene Abwechslung, nicht zuletzt auch deshalb, weil er abseits aller großen Touristenströme liegt. In einer Senke unterhalb des malerischen Ortes Bomarzo erheben sich hier aus einem Geflecht von Bäumen und Sträuchern riesige steinerne Figuren: kämpfende Riesen, Drachen, Löwen, Nymphen, ein Kriegselefant, eine gigantische Schildkröte. Am verblüffendsten ist ein schiefes Haus, wie man es so ähnlich heute noch auf der Kirmes finden kann. Wer nicht aufpasst, verliert drinnen das Gleichgewicht.

All diese Dinge sind fast 500 Jahre alt. Die Figuren wurden im 16. Jahrhundert von dem exzentrischen Adligen Vicino Orsini (1523-1585) geschaffen. Bis heute ist die Anlage ein Rätsel, denn niemand kann mit Sicherheit sagen, was Orsini der Welt mit seinem Gesamtkunstwerk sagen wollte. Damals übliche Hinweise auf Gott und Religion fehlen. Ist dies am Ende das Werk eines frühen Atheisten? Ließ hier einer seine Alpträume in Stein meißeln? Oder ist es lediglich die Spielerei eines gelangweilten Renaissance-Fürsten?

Der Park ist in jedem Fall eine noch immer kaum bekannte Attraktion ersten Ranges, die auch Kinder sofort fesselt. Mit einem farbigen Plan, auf dem die insgesamt 35 Figuren und Bauten eingezeichnet sind, erkunden sie das Gelände mit seinen Bächen, Felsen und Hügeln. Auf der Rückfahrt kann man dann in irgendeinem Dorf im schönen Latium stoppen und genießen, was man in Rom nie und nimmer bekommen würde: einen perfekten Cappuccino für 1,50 Euro.

Themen Europa Italien Rom
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