
24. April 2025, 6:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Für die meisten Touristen in Hanoi gehört ein Besuch der berühmten Train Street, durch die zweimal am Tag ein Zug brettert, zum Pflichtprogramm. Die Zugtrasse, die zwischen engen Häuserblocks hindurchführt, ist bei Hanoi-Besuchern ein beliebtes Instagram-Motiv, wurde in der Vergangenheit aufgrund gefährlicher Zwischenfälle immer wieder gesperrt. Derzeit ist sie wieder offen – und erlebt einen Ansturm.
Auf Klappstühlen plaudern Hunderte Touristen aus aller Herren Länder mitten in der Altstadt von Vietnams Hauptstadt Hanoi. Sie schlürfen traditionellen Eierkaffee oder frisches Kokoswasser. Das Besondere an dieser Straßenszene: Genau in der Mitte zwischen den engen Häuserblocks mit ihren zahlreichen bunten Cafés verläuft eine Zugtrasse – die Hanoi Train Street.
Dann wird es hektisch: Kellnerinnen räumen eiligst alle Stühle in unmittelbarer Nähe der Gleise fort und fordern die Gäste auf, sich mit dem Rücken möglichst nah an die Häuserwände zu drängen. Die zunächst entspannte Stimmung wird immer aufgeregter, die meisten bringen erwartungsvoll ihre Smartphone-Kameras in Stellung.
Neuer Boom wegen besonderem Jahrestag
Dann erschallt ein schriller Pfiff – und nur Sekunden später donnert ein Zug mit voller Geschwindigkeit direkt an den Nasen der Schaulustigen vorbei. Die Train Street ist längst zu einer der beliebtesten – und gleichzeitig kontroversesten – Sehenswürdigkeiten von Hanoi avanciert.
Gerade erlebt die Attraktion wieder einen besonderen Boom: Zahlreiche Touristen aus aller Welt sind in diesen Tagen in das südostasiatische Land gereist, wo am Mittwoch in einer Woche (30. April) mit großem Pomp der 50. Jahrestag des Endes des Vietnamkriegs gefeiert wird.

Hanoi Train Street – vom Geheimtipp zum Selfie-Spot
Lange galt das malerische Sträßchen als Geheimtipp, mit gerade einmal einer Handvoll Cafés. Dann aber entdeckten die sozialen Medien die Train Street, und ab 2018 setzte ein wahrer Run von Instagrammern auf der Jagd nach Selfie-Klicks ein. Weitere Cafés und Souvenirstände öffneten, Anwohner stellten Essensstände auf und arrangierten besonders geeignete Plätze zum Fotografieren.
Wegen Sicherheitsbedenken haben die Behörden die Touristenattraktion in den vergangenen Jahren aber immer wieder gesperrt, so zuletzt diesen März. Denn mehrmals kam es zu Zwischenfällen.
Einmal musste ein Zug eine Notbremsung machen, um nicht mit Besucherscharen zu kollidieren. 2022 war ein Urlauber aus Südkorea von einem langsam fahrenden Zug gestreift worden. Er hatte Glück und wurde nur leicht verletzt. „Meist hält so ein Verbot aber nicht lange – irgendwann öffnen die Cafés einfach wieder“, erzählt eine Mitarbeiterin des historischen Hotels Metropole Hanoi.

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Die längste Bahnstrecke Vietnams
Die 200 Meter lange Zugtrasse stammt aus der französischen Kolonialzeit und wurde 1902 gebaut. Züge rauschen hier noch heute mehrmals am Tag durch. Sobald das Spektakel vorbei ist, rücken die Cafébesitzer in Windeseile wieder Stühle und Tische in Richtung Schienen. Denn die nächste Besucherschar auf der Suche nach dem ultimativen Nervenkitzel wartet schon.
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Die Gleise in der Hanoi Train Street sind Teil der längsten und wichtigsten Bahnstrecke Vietnams. Sie verbindet Vietnams Hauptstadt Hanoi im Norden mit Ho Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) im Süden. Daher wird die Strecke auch Nord-Süd-Bahn oder in Anspielung auf die Wiedervereinigung des bis 1976 geteilten Vietnams auch „Wiedervereinigungs-Express“ („Reunification Express“) genannt. An der insgesamt 1726 Kilometer langen Bahnstrecke mit 1334 Brücken liegen 191 Bahnhöfe. Eine Fahrt mit dem „Reunification Express“ von Hanoi nach Ho Chi-Minh-Stadt oder umgekehrt dauert mindestens 30 Stunden.
Mit Material von dpa