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Ungersheim in Frankreich

Was die Welt von diesem Dorf lernen kann

Ungersheim
Sehr idyllisch: In Ungersheim gehen die Uhren etwas langsamer Foto: dpa picture alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

4. August 2017, 12:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In einer Pferdekutsche werden die Kinder zur Schule gebracht und die Sporthalle wird mit Holz beheizt: In Ungersheim geht alles scheinbar einen Schritt zurück – und dabei soll das Dörfchen die Welt einen gewaltigen Schritt nach vorn bringen!

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Nicht weit von Freiburg entfernt, kurz hinter der französischen Grenze, liegt das 2500-Seelen-Dorf Ungersheim. Auf den ersten Blick nicht sehr spektakulär, verbirgt sich doch eine kleine Revolution in dem französischen Dorf. Denn in Ungersheim gehen die Uhren anders.

Ungersheim
Das Freilichtmuseum von UngersheimFoto: dpa picture alliance Foto: dpa picture alliance

Kutschen, Solarenergie und keine Pestizide

Das Ziel des Dorfes: Umweltbewusst und ökologisch will man wieder lokaler und nachhaltiger leben – dabei wird auf regenerative Energie und effiziente Nutzung aller Rohstoffe gesetzt. Mitverantwortlich für die richtungsweisenden Veränderungen des Dorfes sei der Bürgermeister Jean-Claude Mensch, wie die „Badische Zeitung“ berichtet. Zu seinen Amtshandlungen gehörte es unter anderem, dass die Sporthalle mit Holz beheizt wird, Pestizide und Düngemittel aus der Landwirtschaft verschwinden und das Schwimmbad über Solarzellen warm gehalten wird. „Wir versuchen etwas anderes. Andere Lebensformen sind möglich“, sagte er der Tageszeitung.

Klar, neben den Pferdekutschen gibt es auch auch noch Eltern, die ihre Kids mit Autos zur Schule bringen. Trotzdem: Ungersheim ist ungewöhnlich – und der Bürgermeister geht mit breiter Brust voran.

Sein Ziel ist es, ein nahezu autarkes, also unabhängiges Dorf aufzubauen. Dass Ungersheim vermutlich nie vollkommen autark werden wird, ist Mensch bewusst. Dennoch ist er zuversichtlich: „Wir wollen so weit wie möglich gehen!“ Alle erzeugten Produkte sollen effizient genutzt werden. Die Gärtnerei und der Biohof beliefern die Schulkantinen Ungersheims und die umliegenden Dörfer, was übrig bleibt, geht an die Suppenküche. Frei nach dem Motto: Müll gibt es nicht! Alles hat seine Daseinsberechtigung! Alles kann verwendet werden!

Ungersheim
Authentisches Dorfleben im Ungersheimer MuseumFoto: dpa picture alliance Foto: dpa picture alliance

Die Erträge aus den Gewächshäusern und den pestizidfreien Feldern, die nicht sofort genutzt werden, werden eingelegt oder zu Suppen verarbeitet, bald soll es auch eine offizielle „Conserverie“ geben. Der Umschwung bewährt sich bereits: 100 neue Arbeitsplätze wurden in der kleinen Gemeinde geschaffen, 120.000 Euro und 600 Tonnen Treibhausgase wurden eingespart, schreibt die „Badische Zeitung“. Jean-Claude Mensch möchte die Welt verändern – und fängt bei Ungersheim an.

Ungersheim
Die Ziege durchs Dorf treiben – im Freiluftmuseum in Ungersheim AlltagFoto: dpa picture alliance Foto: dpa picture alliance

Neues Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns

Das Dorf hat schon längst das Interesse der Franzosen geweckt. Marie-Monique Robin, eine französische Journalistin und Aktivistin, hat eine Dokumentation über das moderne Retro-Dorf gedreht. „Qu’est-ce qu’on attend?“ heißt der Film, „Was erwarten wir?“ bedeutet das auf Deutsch. Bürgermeister Mensch sagt zustimmend: „Alles steckt in dieser Frage!“ Das Dorf schafft ein neues Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns. Wer eine gesunde Welt möchte, muss dafür sorgen, sie nicht zu zerstören. Der Biobauer Jean-Christophe Moyses meint in der Dokumentation: „Wir werden die Welt nicht ganz allein verändern, aber wir zeigen hier, dass eine Veränderung möglich ist.“

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Die Transition-Town-Bewegung

Dieses Prinzip nennt sich Transit-Town-Bewegung. Transit Town bedeutet soviel wie „eine Stadt im Wandel“. Auch in Deutschland gibt es einige Gruppen, die nach dem Prinzip leben, wie die Tageszeitung „FAZ“ berichtet. In der Bewegung geht es darum, wieder kleiner zu denken, lokaler. Man möchte die Welt verändern, indem man nicht auf fossile Energie zurückgreift und im lokalen Rahmen handelt und konsumiert.

Auch interessant: Joysxee Island – die Insel, die ein Mann komplett aus Müll erbaute

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Écomusée d’Alsace und le Parc de petit Prince

Passend zum umweltfreundlichen Motto der Stadt gibt es auch ein Museum: Das Écomusée d’Alsace zeigt, wie Menschen vor der Zeit von Smartphones & Co. gelebt haben. In mehr als 70 Häusern werden mit Kühen, Schweinen und jeder Menge Kreativität die Traditionen des früheren Elsass präsentiert und gelebt. Das Écomusée d’Alsace ist Frankreichs größtes lebendiges Freilichtmuseum.

Wer sich das revolutionäre kleine Dorf ansehen will, kann auch einen Abstecher in den Freizeitpark „Le parc de petit prince“ (also „Der Park des kleinen Prinzen“) machen. Inspiriert von dem bekannten Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry lädt der Park gerade die kleineren Besucher dazu ein, Ungersheim auch unter weniger revolutionären Aspekten in Erinnerung zu behalten.

Themen Europa Frankreich
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