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Wie Amsterdam, nur ohne Touristen

Warum sich Utrecht in den Niederlanden unbedingt für einen Besuch lohnt

Utrecht
Na, erinnern Sie diese Häuser an Amsterdam? Tatsächlich aber stehen sie in Utrecht. Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

14. Februar 2024, 14:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die meisten Besucher der Niederlande fahren an Utrecht vorbei. Ein großer Fehler. Denn in der viertgrößten Stadt des Landes gibt es viel zu entdecken!

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Utrecht ist fast so schön wie Amsterdam – nur deutlich weniger bekannt. Die Stadt ist auch sehr relaxt, sie hat nur knapp 370.000 Einwohner. Die scheinen gefühlt alle unter 30 zu sein, in Utrecht gibt es fast 70.000 Studenten. Viel Wasser und viel Grün, windschiefe Häuschen und gepflasterte Straßen verleihen der Stadt außerdem einen stellenweise dörflichen Charakter. Man darf sich nicht wundern, wenn plötzlich eine Schar Gänse über die Straße watschelt.

Auch in Utrecht gibt es Grachten

Utrecht hat lange nicht so viele Grachten wie Amsterdam, aber dafür eine besonders große und schöne, die sich durch das gesamte Zentrum zieht: die Oudegracht. Im Gegensatz zu den Amsterdamer Kanälen ist sie zweistöckig: Es gibt eine Ebene auf Straßenniveau und ein paar Meter darunter direkt auf Höhe des Wasserspiegels noch steinerne Anlegestege. Diese niedrig gelegenen Kaianlagen stehen über Tunnel unter der Straße direkt mit den Lagerkellern der Grachtenhäuser in Verbindung. Die Handelsware konnte dadurch vom Wasser aus gleich in die Häuser transportiert werden. Heute sind noch 732 dieser Gewölbekeller übrig, und viele von ihnen haben sich in Cafés, Restaurants, Discos, Clubs oder Geschäfte verwandelt.

Die Oudegracht von Utrecht
Die Oudegracht von Utrecht Foto: Getty Images

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Berühmter Domturm

Utrechts bedeutendste Attraktion neben der Gracht ist der Domturm. Einst besaß die Stadt die größte Kathedrale der Niederlande. Heute aber steht von diesem Dom nur noch die hintere Hälfte, die vordere ist weg. Sie verschwand am 1. August 1674, als ein Tornado das Mittelschiff einstürzen ließ. Es wurde nie wieder aufgebaut.

Utrecht
Der Dom von Utrecht Foto: Getty Images

Stehengeblieben ist der 112 Meter hohe Turm, der höchste Kirchturm der Niederlande, den man in dem platten Land schon aus vielen Kilometern Entfernung sieht. Der Domturm ist eine niederländische Ikone jenseits von Windmühlen und Straßenorgeln, und man sollte ihn unbedingt erklimmen. Von oben kann man bei gutem Wetter einen Großteil des Königreichs überblicken: Man sieht die Dächer von Amsterdam und die Hochhäuser von Rotterdam.

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Einfach treiben lassen

Top-Museen so wie in Amsterdam das Van-Gogh-Museum oder das Rijksmuseum gibt es in Utrecht nicht. Statt von einer Attraktion zur anderen zu hetzen, lässt man sich am besten einfach durch die Gassen der behaglichen Innenstadt treiben. „Gezellig“, wie der Niederländer sagt – urgemütlich. Irgendwann setzt man sich in eines der Cafés, bestellt ein Stück „appeltaart met slagroom“ (Apfelkuchen mit Sahne) und schaut den „fietsers“ (Radfahrern) zu. Die gibt es in Utrecht in so unglaublicher Zahl, dass man zu den Hauptverkehrszeiten richtige Radlerstaus beobachten kann. Helme sind unbekannt.

Viele bezaubernde Plätze warten darauf, entdeckt zu werden. Einer davon ist der Kreuzgang des Doms samt Garten und Brunnen. Oder der botanische Garten der Universität, der verwunschen mitten in der Stadt liegt. Darin gib es einen Gingko aus dem 18. Jahrhundert und eine Amazonas-Riesenseerose mit eineinhalb Meter Durchmesser.

Gracht im Zentrum von Utrecht
An den Grachten im Zentrum von Utrecht vor allem im Sommer viel los Foto: Getty Images

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Ab ins „Kruideniersmuseum“

Das Shoppen in Utrecht führt auf einen Abstecher ins frühe 20. Jahrhundert: Freundliche ältere Damen betreiben in ehrenamtlicher Tätigkeit einen Süßigkeitenladen, genannt Kruideniersmuseum. Man kann sich dort mit allen denkbaren Leckereien eindecken, und zwar noch zu jenen Mini-Beträgen, für die man früher auch an deutschen Büdchen Drops und Lakritze erhielt. Besonders zu empfehlen sind unter anderem „heksentanden“ (Hexenzähne), „harde katjes“ (harte Katzen) und „zwarte schoolkrijt“ (schwarze Schulkreide). Ausgesprochen „lekker“!

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Das Rietveld-Schröder-Haus

Und dann schließlich das Rietveld-Schröder-Haus. Es steht für Freiheit und Klarheit. Was in Deutschland unter Bauhaus bekannt ist, hieß in den Niederlanden De Stijl. Und begann dort sogar um einiges früher. Das Rietveld-Schröder-Haus sieht aus wie ein in Architektur umgewandeltes Bild von Piet Mondrian in Rot, Gelb und Blau. Es wirkt hypermodern – dabei ist es fast 100 Jahre alt.

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Wenn man im ersten Stock die Fenster öffnet, wird das Haus eins mit der Landschaft – es scheint zu schweben. Auch die Innenwände lassen sich komplett wegklappen, sodass ein einziger Raum entsteht.

Warum ist das Haus nicht massenhaft nachbestellt worden, so wie sein Erbauer es erwartet hatte? Der Grund ist wohl, dass es zu wenig Schutz bietet. Man lebt quasi öffentlich. Und es gibt kaum Stauraum. Wer hier leben will, darf fast nichts besitzen. So ist das Haus heute zwar Weltkulturerbe – aber leben will so immer noch niemand.

Tamara Batari, Redakteurin STYLEBOOK

Utrecht ist wirklich sehr lohnenswert!

„Bedingt durch familiäre Verbindungen war ich schon etliche Male zu Besuch in Utrecht. Neben den vielen (Kindheits-)Erinnerungen, die ich mit der Stadt verbinde, lohnt es sich aber für mich immer, die Stadt zu besuchen, denn Holland-Fans kommen hier auch voll auf ihre Kosten – ohne den touristischen Trubel von Amsterdam. Natürlich ist Utrecht längst kein Geheimtipp mehr, aber noch lang nicht so überlaufen wie die Hauptstadt der Niederlande. Eine Besonderheit von Utrecht sind die Werftkeller, diese wurden ab 1150 erbaut und dienten damals als direkter Zugang vom heimischen Keller zu den Kanälen. Von ihnen existieren heute noch mehr als 700 und sie dienen mittlerweile als Räumlichkeiten für Restaurants, Geschäfte oder auch als Ferienwohnung. Eine ganz besondere Atmosphäre und absolut einmalig in den Niederlanden. Meine Familie väterlicherseits stammt aus Indonesien und aufgrund jahrhundertelanger niederländischer Kolonialherrschaft sind die indonesischen Einflüsse im ganzen Land nach wie vor tief verwurzelt. In Deutschland gibt es leider viel zu wenige rein indonesische Restaurants, in den Niederlanden dafür umso mehr. In Utrecht kann ich das Kolintang empfehlen, ein kleines Restaurant (eher ein Imbiss) und Supermarkt in einem, mit sehr authentischem Essen. Dort kehre ich immer ein, wenn ich vor Ort bin. “Tamara Batari, Redakteurin STYLEBOOK

Themen Europa Niederlande
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