14. Juli 2021, 10:21 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Millionen von Besuchern und gigantische Kreuzfahrtschiffe in der Lagune: In Venedig haben Umwelt und Substanz durch den Massentourismus massiv gelitten. Jetzt untersagt Italien großen Kreuzfahrtschiffen endgültig die Einfahrt ins historische Zentrum der Lagunenstadt.
Ab dem 1. August soll das Verbot von großen Kreuzfahrtschiffen zum Schutz der Stadt gelten. Das teilte Kultusminister Dario Franceschini nach einer Kabinettssitzung am Dienstag mit. Zuvor hatte die Unesco damit gedroht, das Weltkulturerbe Venedig wegen des fehlenden Einlaufverbots auf eine schwarze Liste zu setzen.
Das Verbot gilt für Schiffe von über 25.000 Tonnen. Die großen Kreuzfahrtschiffe wiegen meist das Vierfache, teilweise bis zu 200.000 Tonnen. Damit können nur noch kleine Passagierschiffe und Transportschiffe durch die Lagune fahren. Für Kreuzfahrtanbieter wie Carnival Cruises, zu dem auch Aida gehört, dürfte das Einlaufverbot ein herber Rückschlag sein. Venedig mit dem legendären Markusplatz ist ein beliebtes Reiseziel. Das neue Gesetz sieht eine Entschädigung für betroffene Firmen und Arbeiter vor. Von Carnival war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Streit um Kreuzfahrtschiffe in Venedig währt seit Jahren
Seit Jahren herrscht Streit darüber, dass die Kreuzfahrtschiffe Venedigs Umwelt und Substanz zerstören. Auf nur noch etwa 50.000 Einwohner kommt die Unesco-Welterbestadt. Dafür ist der Tourismus bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im letzten Jahr kontinuierlich gestiegen. Millionen Menschen kamen mit Kreuzfahrtschiffen in die Stadt. 2019 wurden laut Region rund 13 Millionen Übernachtungen registriert.
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Welterbe in Gefahr
Anwohner, Kultur- und Umweltschützer klagen schon lange über Schäden, die die Riesenschiffe anrichten: Sie gefährden das ökologische Gleichgewicht in der Lagune, können historische Gebäude beschädigen und stoßen Schadstoffe aus. Außerdem spucken sie noch mehr Touristenmassen in der Stadt aus, die sowieso schon vom Ansturm überfordert ist. Auch der Unesco sind die Kreuzfahrtschiffe schon lange ein Dorn im Auge: Die UN-Kulturschutzorganisation warnte sogar, Venedig auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter zu setzen, wenn keine Lösung gefunden werde.
Venedig war vor der Corona-Pandemie bei Weitem nicht die einzige Stadt, die unter dem Ansturm von Kreuzfahrtouristen ächzte. Auch in Dubrovnik in Kroatien oder auf Malta gibt es zum Beispiel Widerstände gegen diesen Boom-Tourismus.
Mit Material von dpa und reuters