11. Februar 2024, 14:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Das Weiße Haus in Washington, D.C., der Hauptstadt der Vereinigten Staaten, dürfte der wohl bekannteste Regierungssitz der Welt sein. Einst niedergebrannt, mehrfach renoviert und von fast jedem seiner Bewohner ausgebaut, ist es auch heute noch sowohl Zentrum der Macht als auch Wohnsitz der jeweiligen US-Präsidenten. TRAVELBOOK erzählt die bewegte Geschichte des legendären Gebäudes.
1600 Pennsylvania Avenue in der US-Hauptstadt Washington dürfte wohl eine der bekanntesten Adressen überhaupt sein. Auf mehr als 5100 Quadratmetern Fläche erstreckt sich hier ein imposanter Sandsteinbau, in dem seit dem Jahr 1800 die Geschicke des riesigen Landes, und mitunter auch der ganzen Welt, mitentschieden und verändert werden. Das Weiße Haus ist seitdem nicht nur Regierungszentrum eines jeden Präsidenten der Vereinigten Staaten, sondern auch dessen privater Wohnsitz. Ausgerechnet der Mann aber, dem der Bau des Gebäudes zu verdanken ist, hat nie hier gelebt.
Es ist der 13.Oktober 1792, als laut „History“ in Washington, einer damals noch unbedeutenden Stadt am Potomac-Fluss, der Grundstein für eines der heute ikonischsten Bauwerke aller Zeiten gelegt wird. George Washington, seines Zeichens erster US-Präsident, hatte zuvor einen öffentlichen Wettbewerb ins Leben gerufen. Die Aufgabe: Einen dem Amt würdigen Regierungssitz zu entwerfen. Es ist schließlich der irisch-stämmige Architekt James Hoban, der den Sieger-Entwurf für das Gebäude präsentiert, das später als das Weiße Haus Weltruhm erlangen soll. Sein Vorbild ist dabei eine Villa in Dublin.
Ein zweites Weißes Haus
Acht Jahre dauern die Bauarbeiten an dem neuen Zentrum der Macht. Der Plan, europäische Gastarbeiter dafür anzulocken, geht nur bedingt auf, so dass man für die Errichtung schließlich sowohl auf freie als auch auf versklavte Afro-Amerikaner zurückgreift. Interessanterweise verschweigt die offizielle Seite des Weißen Hauses dieses pikante Detail. Dabei sind diese beim Bau gegenüber den Europäern deutlich in der Überzahl. Am 1. November 1800 beziehen dann die ersten offiziellen Bewohner das Weiße Haus: der zweite US-Präsident John Adams und seine Frau. George Washington ist damit bis heute der einzige US-Präsident, der nie dort gelebt hat.
Dabei hätte er durchaus sein eigenes Weißes Haus haben können, wie das „National Constitution Center“ berichtet. Denn Regierungshauptstadt ist zu Zeiten des Baustarts 1792 noch Philadelphia. Und diesen Status möchte die Metropole nur ungerne verlieren, weshalb man einfach zeitgleich einen konkurrierenden Regierungspalast errichten lässt. Washington lehnt es aber ab, dort zu wohnen, und spätestens mit dem Einzug von John Adams in das Weiße Haus (in Washington) ist die Sache dann endgültig entschieden.
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Zerstörung und Wiederaufbau
Von Anfang an trägt das Weiße Haus auch den Beinamen „The people’s house“, also „das Haus des Volkes“. Schon 1805 lädt Präsident Thomas Jefferson erstmals Besucher ein, lässt Touren und Empfänge zum Bespiel an Neujahr oder dem Nationalfeiertag am 4.Juli veranstalten. Doch schon neun Jahre später erlebt der mächtige Regierungssitz eine seiner düstersten Stunden. Im Zuge eines 1812 ausgebrochenen Krieges mit den Briten wird das Gebäude 1814 bei einem Angriff bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Und wieder ist es der James Hoban, der es aus der Asche auferstehen lässt. Diesmal braucht er dafür lediglich drei Jahre.
Präsident James Madison und seine Frau Dolley lassen bei „Neueröffnung“ 1817 das Weiße Haus dann mit französischen Möbeln einrichten. Und fast jeder Regierende nach ihnen lässt es sich nicht nehmen, an dem Gebäude einen persönlichen Touch zu hinterlassen. Unter James Monroe bzw. Andrew Jackson entstehen der nördliche und der südliche Säulengang, John Quincy Adams lässt als erster einen Garten anlegen. 1902 verlegt Theodore Roosevelt die Regierungsräume in den heutigen Westflügel. Er ist es auch, der schon ein Jahr vorher „das Weiße Haus“ als offiziellen Namen für das Gebäude festlegt.
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Geführte Touren auf Anfrage möglich
Sein Nachfolger William Howard Taft ist der geistige Vater des heute legendären Oval Office, seitdem ist das Büro des US-Präsidenten tatsächlich von der Raumform her oval. Am Weihnachtsabend 1929 bricht zum zweiten Mal ein großes Feuer aus. Präsident Herbert Hoover verlässt daraufhin eine Feier, um die Löscharbeiten zu dirigieren. 1948 dann wird das Weiße Haus unter Harry S. Truman aufwendig renoviert, wobei man laut offizieller Seite alles bis auf seine Außenmauern zerlegt. Zur feierlichen Wiedereinweihung 1952 lädt er das Fernsehen ein, dass das „neue“ Weiße Haus dann in seinem ganzen Glanz zeigen darf.
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Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter (1977-81) nehmen der erste Computer und Laserdrucker ihren Betrieb auf. 1992 hält dann unter George H.W. Bush das Internet Einzug in das Weiße Haus. Heute verfügt das Gebäude unter anderem über 132 Räume und 35 Badezimmer. Dazu kommen 28 Kamine. 412 Türen,147 Fenster und acht Treppen gibt es in dem gewaltigen Komplex. Die Küche kann bis zu 140 Staats-Gäste gleichzeitig bekochen. Viele wichtige Entscheidungen wurden seit seiner Einweihung hier getroffen, so zum Beispiel 1987 der Atomwaffenvertrag zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion.
Gleichzeitig ist es aber auch immer ein „people’s house“ geblieben, wie Veranstaltungen wie das jährlich stattfindende Ostereier-Suchen zeigen. Die Tradition, die bis auf das Jahr 1878 zurückgeht, zieht jedes Jahr zehntausende Menschen an, die sich per Lotterie um eine Teilnahme bewerben können. Und tatsächlich ist es auch möglich, auf rechtzeitige vorherige Anfrage eine geführte Tour durch das Weiße Haus zu erhalten. Laut der offiziellen Seite finden diese für gewöhnlich von Dienstag bis Samstag zwischen 8 und 12.30 Uhr statt. Anträge dafür kann man allerdings nicht als Privatperson stellen, sondern muss diese über die jeweilige Landesbotschaft einreichen lassen. Die Tour ist kostenlos und auch für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit geeignet.