21. September 2020, 6:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sogar George Clooney war schon in Goslar. Der Hollywood-Star drehte einige Szenen für den Film „The Monuments Men“ in der Stadt am nördlichen Harzrand. Inzwischen ist der Rummel lange vergessen, aber den hätte Goslar eigentlich gar nicht nötig gehabt. Mit seiner wunderschönen, gut erhaltenen Altstadt, dem ehemaligen Erzbergwerk Rammelsberg und seiner Lage ist es auch ohne Clooney eine Reise wert.
Die Stadt mit rund 50.500 Einwohnern liegt etwa 40 Kilometer von Braunschweig entfernt, nach Wernigerode sind es 25 Kilometer. Mit dem Zug braucht man von Braunschweig aus nicht einmal eine Stunde, und das macht Goslar zum interessanten Ziel auch für Wochenend-Trips. Vom 70 Kilometer entfernten Hannover aus fahren Züge in etwas mehr als anderthalb Stunden nach Goslar.
Fachwerkhäuser mit Verzierung
Für einen Bummel durch die Stadt sollte man sich Zeit lassen – und vor allem gut aufpassen, denn viele der Fachwerkhäuser sind aufwändig verziert. Manchmal sogar originell. Der „Dukatenscheißer“ zum Beispiel, der am Gewandschneider-Gildehaus (Kaiserworth) eine Hausecke ziert und seinen Namen wirklich zu Recht trägt. Oder die Figuren von Adam und Eva am gleichen Gebäude, die auf den ersten Blick beide ein bisschen wie Frauen aussehen.
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Berühmte Kaiserpfalz in Goslar
Wenn man sich die modernen Geschäfte wegdenkt, fühlt man sich in Goslar beinahe wie in einer anderen, früheren Zeit. Und die Stadt ist tatsächlich sehr alt. Schon in römischer Zeit wurde in der Gegend Erz abgebaut, und ab 1040 entstand unter Heinrich III. in Goslar eine sehr bedeutende Kaiserpfalz (aus dem Lateinischen palatium = Palast, also eine Wohnstätte für reisende Könige) des Heiligen Römischen Reiches. Eindrucksvoll sind die Wandmalereien von Hermann Wislicenus.
In der Pfalzkapelle St. Ulrich kann man eine Grabplatte sehen, unter der das Herz des Kaisers liegt (sein Herz, so heißt es, weilte schon zu Lebzeiten stets in Goslar). Der Leichnam selbst wurde in Speyer beigesetzt. In der Kaiserpfalz, deren Besuch sich wirklich sehr lohnt, erfahren Besucher viel über das Wanderkaisertum und die vielen Reichsversammlungen, die in der Pfalz stattfanden (Adresse: Kaiserbleek 6).
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Tipp: Besuch im Huldigungssaal
Zentraler Punkt der Stadt ist der Marktplatz mit dem Brunnen, auf dem ein goldener Adler, das Wahrzeichen Goslars, thront. Zu den auffälligsten Gebäuden am Platz gehört das gotische Rathaus, in dessen Innerem sich ein Meisterwerk verbirgt: der Huldigungssaal, einer der Ratssäle, ist vollständig mit Gemälden bedeckt. Die Künstler sind namenlos, werden aber als Meister der Goslarer Sibyllen bezeichnet. Die Gemälde entstanden zwischen 1501 bis 1515 und zeigen Kaiser, Heilige und Sibyllen (Prophetinnen). Der Saal ist öffentlich zugänglich. Im Rahmen der Stadtführung „Tausend Schritte durch die Altstadt“, die täglich um 10 Uhr beginnt (Infos in der Tourist-Information), kann man den Saal ebenfalls sehen.
Figurenspiel im Kämmereigebäude
Ebenfalls am Markt, an der Ostseite, steht das Kämmereigebäude, an dessen Giebel ein Figurenspiel die Blicke auf sich zieht. Täglich um 9, 12, 15 und 18 Uhr öffnen sich die Türchen und die Figuren „erzählen“ Bergbaugeschichte.
„Dukatenscheißer“ an der Hausfassade
In der Nähe des Rathauses steht das 1494 erbaute Gildehaus der Kaufherren, Kaiserworth genannt. Die prächtige Fassade sollte man sich genauer ansehen und nach den schon erwähnten Figuren von Adam und Eva und dem „Dukatenscheißer “Ausschau halten. Schmunzeln erlaubt! Betreten darf man das Haus allerdings nur als Hotelgast: Seit 200 Jahren residiert darin das Hotel Kaiserworth.
Blick auf das Brusttuch der Welterbestadt
Es gibt noch viel mehr zu sehen. Den historischen Schuhhof (der älteste Platz der Stadt mit dem Schuhmacher-Gildehaus) und das Brusttuch zum Beispiel. Das 1521 erbaute Haus steht auf beinahe dreieckigem Grundriss, was ihm den Namen bescherte, sehenswert ist das Fachwerk-Obergeschoss mit Figuren und Tiergestalten (Adresse: Hoher Weg 1, das Haus ist heute ein Hotel). Interessant sind außerdem die Wallanlagen, die historische Lohmühle aus dem 16. Jahrhundert, das Siemenshaus von 1693 in der Schreiberstraße, das um 1500 erbaute Ackerbürgerhaus und die Kemenate Röver in der Frankenberger Straße 11.
Eindrucksvolles Besucherbergwerk Rammelsberg
Wer Goslar besucht, sollte auch einen Abstecher zum Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg machen. Es gehört wie auch die Altstadt zum Weltkulturerbe der Unesco und bietet spannende Einblicke in die 1000-jährige Bergbaugeschichte. Man kann mit der Grubenbahn und dem sogenannten Schrägaufzug fahren, einige Stollen besuchen und vieles mehr. Der Verpackungskünstler Christo war so beeindruckt, dass er den letzten Förderwagen verhüllte.
Ebenfalls Teil des Weltkulturerbes ist die Oberharzer Wasserwirtschaft, das größte vorindustrielle Energieversorgungssystem der Welt, bestehend aus Teichen, Gräben und Wasserläufen.
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Wandern und Biken im Harz
Goslar ist aber auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen (sehr beliebt ist der Liebesbankweg, auf dem man an 25 individuell gestalten Bänken vorbeikommt) und Touren mit dem Mountainbike. Man kann mit der Bocksberg-Seilbahn nach oben fahren und dann zwischen sieben Strecken wählen. Die Seilbahn steht im Ortsteil Hahnenklee-Bockswiese und bringt Besucher auf den 726 Meter hohen Berg. Wer schon einmal in Hahnenklee ist, sollte unbedingt einen Abstecher zur Gustav-Adolf-Stabkirche machen, die 1907 im Stil norwegischer Stabkirchen ganz aus Holz erbaut wurde.
Anreise nach Goslar
„A 7 bis Ausfahrt Rhüden, B82 über Langelsheim nach Goslar. Bahnverbindungen zum Beispiel ab Magdeburg, Hannover und Braunschweig“