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Einfach zauberhaft

Warum „Harry Potter“-Fans die Stadt Wernigerode unbedingt besuchen sollten

Wernigerode, Harz
Hell erleuchtet thront das Schloss Wernigerode über der Stadt Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

2. März 2023, 6:56 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Sind auch Sie ein Fan von Harry Potter und seinen Abenteuern rund um das magische Schloss Hogwarts? Dann haben wir eine gute Nachricht: Sie können die Welt des Zauberlehrlings ganz einfach erleben – und zwar nicht in einem Buch, sondern im echten Leben. Glauben Sie nicht? Dann empfehlen wir Ihnen eine Reise nach Wernigerode im Harz. Auch wenn hier natürlich nicht das echte Hogwarts ist, erinnert doch sehr viel an die magische Märchenwelt aus den weltberühmten Büchern. TRAVELBOOK-Autor Robin Hartmann war auf Entdeckungstour.

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Wer an einem sonnigen Tag über die Westernstraße flaniert – so etwas wie die Fifth Avenue von Wernigerode – der könnte leicht den Eindruck bekommen, mitten in eines der „Harry Potter“-Bücher gestolpert zu sein. Denn die teilweise Jahrhunderte alten Fachwerkhäuser haben einen wirklich zauberhaften Charme. Cafés reihen sich an kleine Läden, und das imposante Rathaus auf dem Marktplatz würde ich ohne zu zögern als das schönste bezeichnen, das ich jemals gesehen habe. Mit ein bisschen Fantasie könnte man denken, man wäre tatsächlich in Hogsmeade, dem Ort also, an dem die Zauberschüler in den Büchern jedes Jahr mit dem Hogwarts-Express ankommen.

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Rathaus von Wernigerode
Das Rathaus von Wernigerode sieht aus wie ein kleines Schloss Foto: Getty Images

Zauberschlösser und Schnee-Eulen

Und über all dem thront, weit sichtbar, das Schloss Wernigerode mit seinen zahlreichen Türmen und Erkern. Es ähnelt Hogwarts tatsächlich verblüffend. Etwa 50 der 200 imposanten Räume kann man heute besichtigen, nachdem man den kurzen, aber doch knackigen Anstieg auf den Schlossberg bewältigt hat. Wer nicht laufen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, dort mit der Wernigeröder Bimmelbahn hinaufzufahren, einem kleinen Ausflugszug auf Rädern. Vom Schloss aus hat man einen spektakulären Blick auf Wernigerode und die umliegende Landschaft. Einen noch besseren Ausblick gibt es nach einem kurzen Aufstieg zum darüber liegenden Agnesberg. Von hier aus sieht man das Schloss, die Stadt und die Landschaft.

In der unmittelbaren Umgebung kann man auch hervorragend wandern, zum Beispiel über den Annaweg zum Wildpark Christianental, einer Art Wildniszoo. „Harry Potter“-Fans werden hier wohl besonders die Schnee-Eulen auffallen, die an Hedwig aus den Romanen erinnern. Aber auch Rehe und Wildschweine gibt es, die Wildkatzen und den Luchs habe ich allerdings vergeblich gesucht. Wer einfach nur eine Pause in schöner Natur machen möchte, kann im Waldgasthaus einkehren.

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Vom Agnesberg hat man einen wunderbaren Blick auf das Schloss Wernigerode
Vom Agnesberg hat man einen wunderbaren Blick auf das Schloss Wernigerode Foto: picture alliance / imageBROKER | Andreas Vitting

Der Hogwarts-Express im Harz

Wanderfreunde können von Wernigerode aus auch eine Tour auf den Brocken unternehmen. Der mit 1141 Metern höchste Berg im Harz galt traditionell als Haupttreffpunkt aller Hexen in Deutschland. Wer hier den Fußweg scheut, der je nach Startpunkt und persönlicher Fitness mehrere Stunden oder auch den halben Tag in Anspruch nehmen kann, fährt einfach mit der Brockenbahn hinauf. Der nostalgische Zug wird von einer echten Dampflok gezogen und erinnert auch daher stark an den Hogwarts Express, den Harry Potter und seine Freunde benutzen. Schon von Weitem sieht man beim Wandern oft seine Rauchfahne, bevor man ihn selbst sieht oder hört.

Der Brocken selbst ist eine durchaus prätentiöse Schönheit und gewährt seinen Besuchern nur selten einen klaren Ausblick von seiner Spitze. Aber wenn doch, dann kann man bis zu 100 Kilometer weit sehen. Ich bin mit der Bahn hinunter ins Tal gefahren, nachdem ich selbst aus eigener Kraft hoch geschnauft war. Die Fahrt war eine sehr schöne Erfahrung. Eine Hin- und Rückfahrt kostet für Erwachsene 42 Euro, eine einfache Strecke 21 Euro.

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Die Waggons haben einen nostalgischen Charme und man kann bei gutem Wetter sogar draußen stehen und genießen, wie die Landschaft vorbeirauscht. Am aufregendsten ist die Fahrt in dem Wagen hinter der Lok. Hier wird man bei jedem Start mit dichtem Dampf eingenebelt. Mit ihrem weithin hörbaren Pfeifen begeistert die Lok auch die Herzen großer Kinder. Das Streckennetz der Harzer Schmalspurbahn umfasst auch noch weitere Züge und bringt Gäste sogar bis in die Weltkulturerbe-Stadt Quedlinburg.

Brockenbahn, Harz
Die Brockenbahn erinnert sehr stark an den Hogwarts-Express, auch bekannt unter dem Namen Jacobite Steam Train Foto: Getty Images

Wanderung über Schierke und Tropfsteinhöhlen

Eine schöne Wanderstrecke auf den Brocken führt übrigens über den kleinen Ort Schierke. Die Strecke ist zwar teilweise etwas steil und voller Schotter, doch der etwa 6 Kilometer lange Aufstieg entlohnt mit großartigen Panoramen und einer schönen Rast an der Schutzhütte Eckernloch. Die Gleise der Bahn kreuzen hier den eigenen Wanderweg, sodass man mit etwas Glück auch ein Facebook-Neid-Foto schießen kann. Schierke selbst ist auch einen Besuch wert. So kann man hier etwa das Haus besichtigen, in dem der Apotheker Willi Drube den heute legendären Kräuterschnaps „Schierker Feuerstein“ erfand. Auch ein Besuch beim Brockenbäcker, der seine Gäste in 5. Generation verwöhnt, lohnt sich.

Rübeländer Tropsteinhöhlen
Die Rübeländer Tropfsteinhöhlen sind definitiv einen Besuch wert Foto: picture-alliance / DUMONT Bildarchiv | Karl Johaentges

Wer abseits des Berges nach einem Abenteuer wie aus dem Fantasybuch sucht, kann die Tropfsteinhöhlen in Rübeland besuchen. Diese sind etwa 380 Millionen Jahre alt und wurden durch die Wasser des Bode-Flusses über die Ewigkeit in den Stein gegraben. Eine geführte Tour bringt Besucher in die imposante Baumannshöhle, in der regelmäßig Theatervorstellungen stattfinden und in der man sogar heiraten kann. Auch geht es in die Herrmannshöhle, in der sich mit etwas Glück die bizarren Grottenolme beobachten lassen. Nicht weniger beeindruckend sind die zahlreichen Gesteinsformationen, die das Wasser geformt hat. Und auch das Skelett eines längst ausgestorbenen, pflanzenfressenden Bären ist hier zu besichtigen. Kommen Sie am besten in der Hauptsaison, denn ansonsten ist die Hermannshöhle gesperrt, weil hier Fledermäuse ihre Winterruhe halten. Mit 9,50 Euro für Erwachsene ist hier der Preis für mein Verständnis relativ happig. Aber es lohnt sich wirklich.

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Action und Adrenalin

Auch Action und Adrenalin kommen nicht zu kurz, wenn man die Rappbodetalsperre besucht. Hier wandert man über die stählerne Hängebrücke, die hoch oben über dem Tal und Deutschlands höchster Staumauer zum Teil doch recht bedrohlich schwankt. Die schöne Aussicht entlohnt aber allemal für den Nervenkitzel. Wem das immer noch nicht reicht, der kann hier auch Ziplining oder ähnlich verrückte Aktivitäten buchen. Solche aber vorab unbedingt reservieren, denn die Attraktionen der Firma „Harzdrenalin“ sind das ganze Jahr über schwer gefragt: Bei meinem Besuch im Februar herrschte massiver Andrang.

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Treseburg, Harz
Im Bodetal liegen versteckt viele kleine Ortschaften wie das malerische Treseburg Foto: picture alliance / imageBROKER | H.-D. Falkenstein

Tolle Aussichten auf das Bode-Tal

Ganz in der Nähe startet hier vom Gasthaus „Zur Bode“ aus auch eine weitere tolle Wanderung, die in Teilen durch das malerische Bode-Tal führt. Wer dem Weg in Richtung Altenbrak folgt, kommt schon nach wenigen Kilometern in den gleichnamigen romantischen Ort. Er wird vom Bode-Fluss durchzogen und liegt in den bewaldeten Hängen da wie ein Dorf aus einem Märchen. Steilhänge aus Schiefergestein säumen hier den Uferweg. Und immer wieder trifft man auch auf vergitterte alte Stollen längst aufgegebener Minen, die teilweise bis auf Zeiten des 30-Jährigen Krieges (1618-48) zurückgehen.

Das Wasser der Bode kann man übrigens auch bedenkenlos trinken, falls einen unterwegs der Durst packt. Wer sodann dem Weg in Richtung Roßtrappe/Thale folgt, gelangt über einen kurzen, aber sehr heftigen Aufstieg wieder auf einen Höhenweg. Dieser führt durch dichten Wald und über tolle Weitblick-Panoramen schließlich zur Roßtrappe, einem Aussichtspunkt der absoluten Extraklasse.

Hoch über dem Ort Thale erhebt sich dieser majestätische Felsen und gibt den Blick frei auf die raue, zerklüftete Landschaft des Bode-Tals. Diesen Anblick bei Sonnenuntergang wird man sicher so schnell nicht wieder vergessen. Wer nicht ganz so weit laufen möchte, gelangt auch direkt von Thale aus auf die Roßtrappe, und zwar sowohl zu Fuß als auch mit einer Seilbahn. Direkt gegenüber der Roßtrappe liegt übrigens mit dem Hexentanzplatz ein weiterer berühmter Ort, denn zur Walpurgisnacht ist wohl nirgendwo im Harz so viel los wie hier, wenn mehr als 10.000 Hexen- und Zauber-Fans für eine wilde Party auf den Berg pilgern.

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Roßtrappe
Wanderer auf der Roßtrappe in Thale Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Bein
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Viel zu entdecken für wenig Geld

Ein weiteres Argument für einen Urlaub im Harz: Das Nahverkehrsnetz ist durch zahlreiche Busse absolut sensationell ausgebaut, so dass man, besonders von einer Stadt wie Wernigerode aus, auch noch in das kleinste, entfernteste Nest kommt. Zudem bekommt jeder Gast, der in einer teilnehmenden Stadt im Harz übernachtet, von seinem Gastgeber ein Gutscheinheft, mit dem er für die gesamte Dauer des Aufenthaltes die Busse umsonst nutzen darf. Wer noch mehr will und ein paar Tage Zeit mitbringt, kann außerdem die „Harz Card“ kaufen, mit der man dann zu über 120 verschiedenen Attraktionen ermäßigten oder gar freien Eintritt bekommt. Mit dabei sind unter anderem Kirchen und Klöster, Burgen und Schlösser, aber auch Thermen oder sogar Bahnfahrten.

Und auch wenn ich es an anderer Stelle bereits erwähnt habe, möchte ich hiermit noch einmal auf die Harzer Wandernadel hinweisen. Eine tolle Möglichkeit, während der Ausflüge in die wunderbare Natur des Harz an verschiedenen Stellen Stempel zu sammeln. Diese kann man dann gegen Auszeichnungen wie „Harzer Steiger“ oder „Wanderkönig“ eintauschen. Wer sämtliche über den gesamten Harz verteilten 222 Stempel sammelt, darf sich fortan sogar „Harzer Wanderkaiser“ nennen – eine zeitliche Begrenzung gibt es für das Sammeln übrigens nicht, hier geht es einzig und allein darum, den Spaß an der Bewegung zu wecken.

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