10. Oktober 2014, 14:29 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Keine Frage, Zürich ist eine der teuersten Städte der Welt. Wer hier Urlaub macht, wird in nur wenigen Stunden ein halbes Vermögen los. Doch geht es vielleicht auch anders, besser: ganz ohne Geld? TRAVELBOOK hat ausprobiert, wie weit man ohne Geld kommt – und am Ende des Tages mehr erlebt, als erwartet.
Wer nach Zürich fährt, sollte vor allem eines einstecken: Geld. Denn die Schweizer Metropole ist eine der teuersten Städte der Welt – in entsprechenden Rankings schafft sie es stets auf die obersten Plätze, wenn sie die Tabelle, wie etwa die des Economist vor zwei Jahren, nicht gar ganz anführt.
228 Euro kostet ein durchschnittliches Hotelzimmer in der Schweizer Metropole, Blick auf den schönen Zürichsee nicht inklusive. Für einen Teller Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti bezahlt man auf einem Ausflugsdampfer schon mal 30 Euro, die Rechnung im Restaurant kann sich schnell in den vierstelligen Bereich hochschrauben. Fast Food ist auch keine Lösung: 5,70 Euro kostet ein Hotdog, ein Espresso 3,70 Euro. Wer angesichts solcher Preise die Stadt am liebsten so schnell wie möglich verlassen möchte, sollte bloß nicht ins Taxi steigen: 56 Euro kostet nämlich die Fahrt zum Flughafen.
In Zürich mit wenig Geld auszukommen, klingt vor diesem Hintergrund schon unvorstellbar. Aber gar nichts auszugeben? Eine Mission Impossible! Doch, so zeigt der Selbstversuch, es ist durchaus möglich. Am Ende bekommt man sogar mehr für kein Geld, als erwartet.
Sehen Sie hier, wie weit man in Zürich kommen kann, wenn die Taschen leer sind.
1. Freie Fahrräder für alle: „Züri rollt“ heißt das großzügige Angebot der Stadt, wonach sich jeder für umme ein Rad nehmen und damit die Stadt erkunden kann. Allerdings, ein bisschen Geld braucht man schon: 20 Franken muss der Radler als Pfand hinterlegen. Doch die bekommt er, wenn er das Rad am selben Tag zurückbringt, wieder ausgezahlt.
Verleih-Stationen sind unter anderem am Hauptbahnhof/Landesmuseum (Velostation Nord, geöffnet täglich von 8 bis 21.30 Uhr) oder am Hauptbahnhof/Provisorium Postbrücke (Velostation Süd, geöffnet Mo. bis Fr. von 8 bis 21.30 Uhr, Sa. und So. von 9 bis 21.30 Uhr).
2. Wasser gibt es am Brunnen: Wird man in Zürich durstig, braucht man kein Getränk im Supermarkt zu kaufen: Man kann sich einfach am nächsten Brunnen erfrischen. Und der ist garantiert nicht weit. Schließlich gibt es rund 1200 Trinkwasserbrunnen in der Stadt. Doch sie liefern nicht nur Wasser: Viele von ihnen sind kleine Kunstwerke, die spannende Geschichten bergen. Und manchmal gibt es zu dem Wasser auch ganz wunderbare Live-Musik, wie kürzlich in Zürich erlebt:
3. Luft schnappen: Ja, auch das ist gratis – und in der Schweiz bekanntlich ein ganz besonderes Vergnügen. Auch in Zürich ist das Klima gut, dafür sorgt allein schon der gewaltige See, der sich hier elegant in die Stadt schiebt und Durchlüftung schafft. Überhaupt der See: Für das Schönste, was Zürich zu bieten hat, braucht man keinen Franken. Der Zürichsee ist für alle da – und groß genug, dass hier jeder seine lauschige Ecke findet, als Flanierer, Fahrradfahrer oder im Sommer als Badegast (in vielen Freibädern wird überdies kein Eintritt verlangt). Und völlig kostenfrei Luft tanken können auch Fahrräder, etwa an dieser Pumpstation:
4. Umsonst ins Museum: Zahlreiche Zürcher Museen öffnen ihre Türen, ohne dafür Eintritt zu verlangen, unter anderem – ausgerechnet! – das Money Museum. Auch das originale Arbeitszimmer von Thomas Mann kann man betreten, ohne dafür einen Franken auszugeben. Ebenso das Huldrych Zwingli im Reformationsmuseum im Kreuzgang des Grossmünsters.
Weitere Museen mit Gratiseintritt: Anthropologisches Museum, Architektur Forum, Graphische Sammlung der ETH, Helmhaus-Ausstellungen, Medizinhistorisches Museum, Money Museum, Moulagenmuseum, Paläontologisches Museum, Spielzeugmuseum, Stadtarchiv, Stadthaus-Ausstellungen und das Völkerkundemuseum. Und wer mittwochs in der Stadt ist, geht ins Kunsthaus Zürich und besucht eine der wichtigsten Kunstsammlungen der Schweiz für 0 statt – wie an den anderen Tagen – für 15 Franken.
5. Im Café sitzen: Ein Café ohne Konsumzwang – wo gibt es denn so was? In Zürich, ausgerechnet! Das Café Jenseits im Bogen 11 an der Josefwiese ist ein gemütliches Wohnzimmer, in dem jeder willkommen ist – auch, wenn er nichts bestellt. Man kann sogar seine eigene Verpflegung mitbringen und in der hiesigen Mikrowelle aufwärmen. Doch nicht genug: Auch W-Lan gibt es. Gratis, versteht sich. Wer lieber draußen sitzt, geht an den See und setzt sich auf einen der Bänke am Ufer. Schöner sitzt man ohnehin in keinem Café.
6. Auf Toilette gehen: Wer muss, muss in der Regel blechen. Selbst bei öffentlichen Toiletten wird in Zürich zuweilen ein Franken verlangt. Das ärgert übrigens nicht nur den klammen Touristen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Léger Schweiz im Auftrag des Monatsmagazins „Reader’s Digest“ scheinen Gratis-WCs für viele Schweizer ein Grundrecht zu sein: 43 Prozent finden, ein Toilettenbesuch solle generell nichts kosten. Und eins der schönsten Toilettenhäuschen ist sogar frei zugänglich. Es steht direkt am Zürichsee und sieht so aus:
7. Schaufensterbummel: Zürich, Stadt der Designerläden und Pralinenpaläste. Man betritt sie voller Ehrfurcht und verlässt sie in der Regel genau so, wie man gekommen ist: ohne prall gefüllte Tüten in den Händen und im Portemonnaie so viel oder wenig Geld wie zuvor. Denn Einkaufen ist in Zürich natürlich auch sehr teuer. Die Alternative: gleich ganz draußen bleiben. Und Schaufensterbummel machen 1.) Spaß, 2.) nicht dick und schonen 3.) das Portemonnaie. Außerdem kann man sich ganz ungestört über absurde Preise echauffieren, wie den des Heidi-Kleides (225 Franken) und das passende Täschli dazu (53 Franken). Bester Wochentag für Schaufensterbummel: Sonntag, natürlich.
8. Tanzen: Wer Tango tanzen kann, ist klar im Vorteil. Denn auf den wartet in Zürich ein ganz besonderes Vergnügen. „Tango am Bürkliplatz“ heißt das, und getanzt wird hier an einem Sonntagnachmittag im Monat von 15 bis 20 Uhr in einem hübschen Pavillon. Doch auch andernorts kann man umsonst tanzen. Man muss nur wissen, wo. Hier geht es zur Übersicht.