25. Juni 2024, 14:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
FKK polarisiert: Einige meinen, dass es nicht besseres gäbe, als sich die Sonne auf den entblößten Körper scheinen zu lassen, andere schrecken vor dem Gedanken kategorisch zurück, Mitmenschen nackt zusehen. Ich habe zwar keine Probleme mit meinem Aussehen, wohl aber mit dem Gedanken, mich vor Fremden vollkommen hüllenlos zu zeigen. Dennoch wollte ich wissen, was es mit dem FKK-Hype auf sich hat. Darum habe ich mich kurzerhand entschlossen, einen Tag in einem Strandbad mit FKK-Bereich zu verbringen – und SO hat es sich angefühlt.
Fast 30 Grad sollten es an jenem Freitag werden, und meine Arbeit für diese Woche hatte ich erfolgreich hinter mich gebracht. Ideale Voraussetzungen also, sich in ein Freibad zu begeben und ein paar Sonnenstrahlen einzufangen. Doch dieses Mal würde ich zwei signifikante Badeaccessoires zu Hause lassen: Mein Bikinioberteil und die dazugehörige Badehose. Heute würde ich mich in den FKK-Bereich legen, um mit diesem Test herauszufinden, ob das öffentliche Nacktsein tatsächlich so toll ist, wie ich immer wieder gehört habe.
Das erste Mal öffentlich nackt
Im Berliner Freibad Plötzensee angekommen, machte ich mich gleich auf den Weg zum FKK-Bereich, der sich etwas entfernt von den anderen Badegästen befindet und von diesen durch eine breite Wand separiert wird. Es war noch recht früh, sodass das Strandbad nahezu menschenleer war. Umso besser, dachte ich. So konnte ich mich erst an das Nacktsein gewöhnen.
Ein Mann in meinem Alter lag allerdings schon am FKK-Strand. In gebührender Entfernung zu ihm legte ich mein Badetuch auf den Sandstrand, und anstatt wie sonst umständlich und unelegant halb unter dem Handtuch verborgen meine Unterwäsche gegen den Bikini zu tauschen, zog ich mich einfach aus. Dann stand ich splitterfasernackt im Sand, nicht ganz wissend, was ich nun tun sollte, aber auch ein bisschen stolz auf diesen Schritt.
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Je mehr Menschen, desto angenehmer
Ich legte mich erstmal hin und ließ die Sonne auf mich scheinen. Entgegen meiner Erwartungen fühlte sich das Nacktsein keinesfalls unangenehm an, eher das Gegenteil war der Fall. Auch als das Strandbad sich langsam füllte und immer mehr FKK-Anhänger auf den kleinen abgetrennten Bereich kamen, fühlte ich mich nicht fehl am Platz – vielmehr wurde es mit steigender Anzahl an Menschen angenehmer. Vielleicht, weil ich mehr zum Teil einer Masse wurde.
Teil meines Tests, wie sich FKK anfühlt, war natürlich auch nacktes Baden. Im Wasser machte das Nackterlebnis keinen großen Unterschied. Als Frau fühlt es sich „obenrum“ zwar etwas komisch an, wenn die Schwerkraft durchs Wasser enthebelt wird und kein Bikinioberteil da ist, welches alles an Ort und Stelle hält. Aber ich empfand es weder als unangenehm noch als besonders angenehm, ganz ohne Klamotten zu schwimmen.
Und plötzlich kam eine Gruppe Angezogener
Zu einer seltsamen Situation kam es dann aber doch: Plötzlich tauchte eine Gruppe von etwa 20 voll bekleideten Menschen im FKK-Bereich auf, allesamt sehr schick, teilweise im Anzug oder Kostüm. Anscheinend fand irgendeine Führung statt, jedenfalls zeigte man den Damen und Herren das Strandbad und eben auch den Abschnitt für Nacktbadende.
Ich schämte mich etwas, fand das Erlebnis gleichzeitig aber auch amüsant. Denn es fühlte sich schon skurril an, umgeben von diesen vielen gut gekleideten Menschen völlig nackt auf dem Boden zu liegen. Zumal die bekleidete Gruppe deutlich beschämter mit der Begegnung umging als die FKK-Gäste selbst. Den meisten von ihnen schien es völlig egal zu sein.
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Das Fazit von meinem FKK-Test
Was soll ich sagen? Das nackte (Sonnen)Baden war deutlich unspektakulärer, als ich es erwartet hatte. Weder saß ich beschämt auf meinem Handtuch und versuchte, meine intimsten Stellen doch irgendwie zu verdecken, noch hatte ich eine Offenbarung, dass FKK das ultimative Erlebnis sei. Ich war im Freibad, nur ohne Kleidung, fühlte mich wohl dabei und fand es durchaus angenehm, sich den blanken Po von der Sonne wärmen zu lassen.
Erstaunliche Erkenntnis: Tatsächlich hatte ich das Gefühl, bei meinem FKK-Test deutlich weniger von anderen beurteilt zu werden. Da ich das nackte Baden jedoch das erste Mal ausprobiert habe, ist es schwer, eine pauschale Aussage zu treffen. Der Eindruck meines ersten Nacktbadeerlebnisses in der Öffentlichkeit bleibt aber, dass es dort eigentlich keinen so wirklich interessiert, wie man aussieht. Ganz im Gegensatz zu anderen Badestränden, an denen man sich als Frau des Öfteren Sprüche anhören darf. Warum genau das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht weil Menschen im FKK-Bereich oftmals reifer mit dem Thema Körper umgehen, vielleicht auch, weil viele FKK-Anhänger mit ihrem eignen Körper insgesamt zufriedener sind, wie britische Forscher in einer Studie herausgefunden haben.
Kurzum: Ich werde sicherlich noch das ein oder andere Mal ohne Kleidung baden gehen.