10. Juli 2020, 11:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es sind Bilder wie von einem anderen Planeten: Blau leuchtende Wellen brechen sich in der Dunkelheit am Strand, als würden sie von innen leuchten. An verschiedenen Orten dieser Welt lässt sich dieses einzigartige Naturschauspiel beobachten. Doch was bringt eigentlich das Meer zum Leuchten? Forschern ist es nun gelungen, das Phänomen vollständig zu erklären.
Nachts einfach ins Meer springen – ein Adrenalinkick, und gleichzeitig ein wenig beunruhigend. Schließlich weiß man ja nie, was sich unter der dunklen Meeresoberfläche verbirgt. Wie praktisch, dass einige Strände auf der Welt dieses Problem auf ganz natürliche Art und Weise lösen: Sie beleuchten sich selbst. Silber-blau und beeindruckender als jede künstliche Skyline erstrahlt das Meer.
Beobachten kann man das einzigartige Naturschauspiel an verschiedenen Stränden dieser Erde. Doch wie funktioniert das? Was muss geschehen, damit das Meer im Dunkeln leuchtet?
Biolumineszenz von Lebewesen
Zunächst muss das Salzwasser tief, reich an Nährstoffen und geschützt sein. Und dann muss es eine hohe Konzentration von einem winzigen Einzeller geben, der Meeresleuchttierchen genannt wird und für die Beleuchtung sorgt. Chemische Prozesse führen dazu, dass die Organismen ruckartig Licht aussenden, welches das umliegende Wasser illuminiert. Ausgelöst wird das Leuchten durch Bewegung, etwa beim Schwimmen oder beim Surfen. Selbst Wellen und Strömungen durchwühlen das Meer ausreichend, um blitzartige elektrische Eruptionen auszulösen. Biolumineszenz nennt man diese Fähigkeit von Lebewesen, Licht zu erzeugen.
Neue Forschungsergebnisse
Wie der „Spiegel“ unter Berufung auf eine im Fachblatt „Physical Review Letters“ erschienene Studie berichtet, konnten britische Wissenschaftler von der Universität Cambridge nun auch das letzte Rätsel um das blaue Meeresleuchten lösen. Hierzu untersuchten die Forscher einen transparenten Einzeller namens Pyrocystis lunula bei Nacht im Labor. Als sie die Organismen vorsichtig anstupsten, gaben diese sogleich blaues Licht ab.
„Die Experten vermuten, dass der Druck auf die Zellwand darin liegende Ionenkanäle beeinflusst. Denkbar sei, dass sich diese durch den Druck von außen öffneten, sodass sich Kalzium durch verschiedene Teile der Zelle bewegen und die Lichtreaktion auslösen könne“, so der „Spiegel“. Je stärker der Druck und je größer die Verformung, desto heller ist das ausgelöste Leuchten.
Und wie so vieles in der Natur, hat das Leuchten eine Funktion: Die Organismen erstrahlen zum Selbstschutz, um Fische und andere Raubtiere zu irritieren. Leuchtende Beute nämlich signalisiert etwas Gefährliches. Beim Verzehr ist Vorsicht geboten. Zudem soll das Funkeln größere Tiere anlocken, welche dann die natürlichen Feinde des Planktons verjagen. „Alarmanlageneffekt” nennt man das: Das Licht dient schlicht und einfach zur Sicherheit.
Sind die Organismen gefährlich?
Zwar sind die winzigen Lebewesen selbst nicht giftig, aber es gibt Hinweise darauf, dass die Meeresleuchttierchen bei der Verdauung ihres Hauptnahrungsmittels Plankton toxisches Ammoniak und andere Giftstoffe ausstoßen, die sowohl für andere Meeresbewohner als auch für Menschen gefährlich sein können. Die Forschung hierzu ist aber noch zu keinen handfesten Ergebnissen gekommen. Laut einer chinesischen Studie sind die Tierchen aber wohl vor allem für andere kleine Meeresorganismen gefährlich.
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Wo kann ich das Meeresleuchten beobachten?
Laut „BBC Travel“ lässt sich das Phänomen der blau leuchtenden Strände besonders gut an folgenden drei Orten beobachten:
- Malediven: Die beste Zeit zum Staunen ist von Juli bis Februar auf den Inseln Mudhdoo, Vaadhoo und Rangali. Wenn der Mond komplett verdeckt ist, wirkt das Leuchten intensiver.
- Puerto Rico: Wegen des funkelnden Planktons wurde Mosquito Bay kurzerhand auf Bioluminezent Bay umgetauft. Momentan hat der Strand aber sein Licht verloren, denn der Wind hat die Organismen aus der Bucht gedrückt.
- San Diego, USA: Hier gibt es alle paar Jahre ein riesiges Algenblühen. Dabei wird das Meer sogar tagsüber rot gefärbt.
Aber auch auf den zu Taiwan gehörenden Matsu-Inseln, in Australien und in Teilen Japans und Chinas lässt sich das Meeresleuchten beobachten. An vielen anderen Stränden, etwa in Europa, kann man auch dieses Glück haben – wenn auch das Meeresleuchten dann meist nicht ganz so intensiv ist wie an den oben genannten Orten.