22. November 2024, 17:42 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Lagos ist eine Stadt an der Algarve, der südlichsten Region Portugals und ein beliebtes Urlaubsziel. Unsere Autorin Anna Wengel (heute Chiodo) hat einige Jahre in der Nähe gelebt und ist für TRAVELBOOK kürzlich wieder in die kleine Stadt gefahren. Hier gibt sie Tipps für Portugal-Urlauber, die zum ersten Mal in Lagos sind.
Lagos ist eine beliebte kleine Stadt an der Algarve, Portugals südlichster Region. Für mich war sie immer ein bisschen Nebenschauplatz meines Lebens in Aljezur und zugleich Startpunkt meiner Zeit in Portugal. 2014 zog es mich hierher, in Erinnerung an glückliche Kindheitsmomente und dem Wunsch, woanders zu sein und anders zu leben. Wenige Wochen wohnte und arbeitete ich in der kleinen Stadt im Südwesten der Algarve. Dann zog ich etwas weiter nördlich. Denke ich an die Erlebnisse in Lagos zurück, sind es vor allem Momente meines dortigen Hostel-Lebens in meinen Zwanzigern und Schuhkäufe als Kind, die mir einfallen. Ebenso wie kleine Gassen voller Schnickschnack und Postkartenmotiv-Stränden.
Übersicht
Rutschige Fliesen, Hipster-Cafés und ein fast nackter Ronaldo
Heute bin ich wieder in Lagos. Es ist November – und fast zehn Jahre später. Die Sonne strahlt mit meiner kleinen Tochter um die Wette, die fröhlich über die kleinen bunten Bodenfliesen hüpft, ganz egal, wie oft ich sie zur Vorsicht mahne. Zugegeben erscheint meine „Vorsicht! Rutschig!“-Warnung heute, an diesem sonnigen Tag, extrem obsolet. Sie kommt automatisch aus meinem Mund, weil ich mich gut erinnere, wie ich an dieser Stelle nicht nur einmal auf meinem Allerwertesten gelandet bin. Denn wenn es regnet, ist es in Lagos‘ Gassen rutschig. Sehr rutschig, besonders dann, wenn man Flip-Flops trägt.
Es scheint nicht nur die Sonne, es ist auch ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit. Menschen sitzen im T-Shirt in den vielen Cafés der kleinen Gassen, durch die wir gerade spazieren. Links und rechts von mir weitere kleine Gassen, in denen Kellner die Speisen der Restaurants anpreisen, in denen sie arbeiten. Einzelne Kleiderpuppen stehen in Schaufenstern neben solchen, die bis oben hin vollgestopft scheinen mit silbernen Espressomaschinen, Töpfen, Pfannen und anderem Zeug.
Unser erstes Ziel heute heißt „Goldig“. Das Café ist aus meiner „Immerwiederkehrer“-Sicht neu. Gab es nicht, als ich 2014 meine Portugalreise begann, die im Umzug gipfelte. Gab es schon gar nicht, als ich das erste Mal in Lagos war, irgendwann Mitte der Neunziger. Das „Goldig“ gibt es aber heute und es steht dort wie ein kleines Symbol für die fortschreitende „Verhipsterung“ und Gentrifizierung, die auch in Portugals Süden mittlerweile sichtbar ist. Und so sehr ich diese Entwicklung mindestens schwierig finde, bin ich auch Teil des Problems. Denn: Der Flat White hier ist einfach gut und eine schön starke Abwechslung zum leckeren, aber eben eher seichten Galão. Wer inzwischen Hunger hat, dem sei an dieser Stelle ein kleines Mittagessen-Highlight angeraten. Fast direkt um die Ecke befindet sich das „Osaka“, ein japanisches Restaurant mit köstlichem Sushi im All-you-can-eat-Format.
Köstliches Essen und grüne Sehenswürdigkeiten
Frisch gestärkt lichtet sich vor mir die kleine Gasse. Ich stehe auf einem altvertrauten Platz, dem Praça Luís de Camões. Und vor einem Haus, dessen grüne Fliesen auf so manchem Foto in der Sonne strahlen. Heute befindet sich ein Geschäft darin, das schön-teure Kindersachen verkauft. Früher waren hier andere Waren zu haben.
Wir laufen weiter, die Hälse noch einmal nach dem wunderschön grün gefliesten Gebäude reckend. Weiter, an einem überlebensgroßen Ronaldo vorbei, der – nur in knapper Unterhose bekleidet – in einem Schaufenster klebt. Über einen Platz, mit einer riesigen Figur in der Mitte, um die herum große und kleine Portugiesen sitzen. Weiter bis zu einer Bank mit den scheinbar immer gleichen Männern darauf. Ein Stück weiter, nach links und am Wasser entlang, befindet sich ein weiteres kulinarisches Lagos-Highlight, das „Restaurante Adega da Marina“. Es ist mehrere Jahre her, dass ich hier gegessen habe. Aber wann immer ich zum Fisch-Meeresfrüchte-und-Fleischessen herkam, das typisch portugiesische Essen war immer sehr gut. Und die kleinen Gassen dahinter laden fast zum Verdauungsspaziergang ein, sind sie teilweise so steil, dass die gemütliche Fülle einem pochenden Herzen und rasselndem Atem weicht. Tatsächlich sollten Sie einen kleinen Abstecher in die Gassen in diesem Teil von Lagos mache. Denn: Sie entdecken hier mitunter hübsche Street Art (wie auch in den Gassen zu Beginn unseres Spaziergangs), Portugals hübsche traditionelle Fliesenwände und ursprüngliche Häuser.
Lagos ist eine Feiermeile junger Portugal-Touristen
Wir gehen heute weiter in eine andere Richtung. Vorbei an Ronaldo, der dort gefühlt schon immer klebt und Menschen, die er mit seiner Fast-Nacktheit beglückt. Eine Straße hinauf, die an ihrer Spitze auf die Parallelstraße trifft und an der ein Café steht, das auch gefühlt schon immer dort war. Auf einer Straße, die in mir Kindheitserinnerungen an ein Paar heiß geliebte, aber leider unglaublich unbequeme Cowboystiefel in den Kopf schießen lässt. Die diversen Touristengeschäfte links und rechts scheinen sich kaum verändert zu haben. Meine Erinnerung könnte hier aber schwächeln, sind meine frühsten Lagos-Bilder nun tatsächlich fast dreißig Jahre alt.
Gehen wir die Straße weiter, trügt mich meine Erinnerung nicht. Die Musik wird lauter, die Happy-Hour-Angebote auf den Schildern scheinbar auch. Die kleine Einkaufstraße (die Rua 25 de Abril) wird zur Pub-Club-Restaurant-Meile. Und bringt neben spaßigen Erinnerungen an ein, zwei durchtanzte Nächte, die gemeinsam mit Freundinnen glücklich am nahe gelegenen Duna Beach endeten, auch andere, weniger schöne zum Vorschein. Die an meinen ersten und einzigen Pub Crawl mitsamt erstem und hundertprozentig letztem Bierbong-Versuch zum Beispiel. Damals kurzzeitig im Hostel jobbend gehörte das zur Initiation – und war für mich einer der Gründe, schnell das Weite zu suchen. Auch heute gefällt es mir, anders als vielen weiterhin nachts ausgelassen feiernden Teenagern und Menschen in ihren Zwanzigern, nicht allzu gut im Feierviertel Lagos‘ – und ich verziehe mich erneut in kleine Gassen zu meiner Rechten. Die sehen heute wirklich noch genauso aus, wie vor neun Jahren. An der ein und anderen Stelle entdecke ich sogar altbekannte wie neue Straßenkunst.
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Zu Lagos gehören ein paar der Traumstrände der Algarve
Der kleine Gassenlauf endet an einem weitläufigen Platz vor einer barocken Kirche, der Igreja de Santo António, angeblicher Geburtsort des heilige Antonius von Padua. Ein schöner Ort, der trotz der sich wandelnden Algarve in der Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Von hier treten wir an die Uferpromenade. Die säumen im Sommer diverse Straßenständen, an denen Tücher, Kleidung und andere Dinge verkauft werden. Heute ist hier kaum etwas los. Bloß vereinzelt laufen Menschen über die von der Novembersonne beschienene Promenade und blicken auf das Wasser vor ihnen.
Wir laufen vorbei am Castelo der Porta de São Gonçalo und dem Forte da Ponta da Bandeira, ein Stück am Wasser entlang. Südwärts reiht sich ab hier ein hübscher Strand an den anderen. Ein besonders schöner, aber auch extrem beliebter und entsprechend zur Saison oftmals komplett überlaufener Strand sei hier erwähnt: der Praia Dona Ana. Der ist heute wie damals wunderschön und einen Besuch wert. Aber für alle, die jetzt Lust auf Portugals Lagos bekommen haben: So richtig falsch machen, kann man mit den Stränden der Algarve ohnehin nichts, sind sie fast alle sehr schön. Bei all dem Feiern, dem am Strand Liegen und dem Bestaunen hübscher Fliesenhäuser sei jedoch ein ganz besonders Besucherhighlight Portugals an Lagos‘ Südspitze nicht vergessen: die beeindruckenden zerklüfteten Felsen und Grotten der Ponta da Piedade.