11. Mai 2018, 10:00 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Zweieinhalb Monate war TRAVELBOOK-Autor Dieter Schneider schon unterwegs, als er auf Sansibar ankam. Auf seiner Motorrad-Tour durch Afrika gönnte er sich vier Wochen Auszeit auf der Insel, die nur wenige Grad südlich des Äquators liegt. Dort tankte er Kraft für die Weiterreise Richtung Südafrika. Für TRAVELBOOK hat er seine Liste der schönsten Strände Sansibars zusammengestellt.
Von Dieter Schneider
„Karibu Zanzibar“ – willkommen auf Sansibar. Am frühen Nachmittag komme ich voller Erwartung im Hafen von Stone Town an. Von der Fähre aus erkennt man hinter der Dhau, dem für Sansibar typischen Segelboot, den alten Sultans-Palast, das sogenannte „House of Wonders“. Der Palast ist Beleg für die bewegte Geschichte der Insel. Seit 1698 war Sansibar ein Teil des Sultanats Oman. Dieser arabische Einfluss ist noch sichtbar und spürbar. Mehr als 99 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Ich freue mich auf das kleine Paradies mit den vielen Gesichtern. Und vor allem: auf die Strände Sansibars.
Übersicht
Nungwi Beach – Kuh am Strand
Es ist Anfang Dezember, und es ist heiß. Freunde, die schon mal auf der Insel waren, hatten mir empfohlen, in den Norden zu fahren. Dort soll es die schönsten Strände geben. Ich folge dem Rat und starte in Richtung Nungwi, dem nördlichsten Ort von Sansibar. Eine gute Stunde dauert die Fahrt durch arme Küstendörfer und später dichten Wald. Mangobäume säumen die Straße. Große und kleine Schlaglöcher verlangen die volle Aufmerksamkeit. Den gnadenlos überfüllten Kleinbussen, den Dala-Dalas, scheint das egal zu sein. Sie rasen und rumpeln mit lautem Gehupe über den Asphalt. Der warme Fahrtwind schmeckt nach Salz. Auf den letzten Kilometern öffnet sich der Blick aufs Meer. Es ist Ebbe und die Fischerboote liegen noch auf dem Trocknen.
Als ich in Nungwi Beach ankomme ist die Flut wieder da. Einer der schönsten Strände, die ich je betreten habe, breitet sich vor mir aus. Ich stelle mein Motorrad ab und spaziere über den pudrigen, schneeweißen Sand. Das laue Wasser des Indischen Ozeans streichelt meine Füße. Ich springe ins kristallklare Wasser – keine wirkliche Erfrischung, nur etwas weniger warm als die Luft.
So nah am Äquator geht die Sonne früh unter. Am Abend kommen die Fischer mit ihren Dhaus zurück, in Nungwi leben viele Menschen vom Fischfang. Es sind ausschließlich Männer, die am Morgen auf den Indischen Ozean hinausfahren und bei Sonnenuntergang zurückkommen.
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Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und gehe am Strand spazieren. Die Fischer sind schon wieder bei der Arbeit. Einheimische Frauen helfen beim Fischfang und haben eine eigene Methode entwickelt:
Nungwi Beach ist trotz des wachsenden Tourismus ursprünglich geblieben. Nicht wundern, wenn Sie am Strand einer Kuh begegnen – auch Kühe wissen, wo es schön ist. Das touristische Angebot hier ist zwar überschaubar und je nach Entfernung etwas teurer, Ausflüge lohnen sich aber in jedem Fall.
Einige Touristen kommen zum Tauchen nach Nungwi Beach und schwärmen von der Unterwasserwelt des Indischen Ozeans. Andere spannen einfach nur aus oder hängen in einer der wenigen Strandbars bei Cocktails ab.
Kendwa Beach – da geht die Party ab
Etwas südlicher von Nungwi liegt der benachbarte Kendwa Beach. Nicht zuletzt durch die legendären Full-Moon-Partys ist der Strand beim jungen Publikum besonders beliebt. Neben der Party ist Kendwa für seine weißen Sandstrände bekannt, die weniger gezeitenabhängig sind als anderswo auf der Insel.
An den breiten und weiten Stränden im Norden Sansibars ist genug Platz, die Seele baumeln zu lassen. Die blaue Stunde, wenn sich der Himmel kurz nach Sonnenuntergang verfärbt, hat hier eine magische Wirkung. Mein Tipp: Machen Sie eine Sunset Cruise auf einem der Dhaus und lassen Sie den Tag ausklingen. Kehren Sie danach in eines der einheimischen Strandrestaurants ein. Sicher hat der Koch den heimkommenden Fischern einen Kingfish abgekauft. Frischer geht es nicht. Nur das Bier, Tusker, Kilimanjaro oder Serengeti, ist immer warm, selbst wenn es aus dem Kühlschrank kommt.
Ostküste – fast ein einziger Strand
Ich tausche die Flip-Flops wieder gegen die Motorradstiefel und fahre an die Ostküste Sansibars. Für genüssliches Motorradfahren ist die Insel übrigens nicht geeignet. Es fehlen die Kurven, die Berge und die gut ausgebauten Straßen. Mein Motorrad hilft mir von A nach B – oder besser: von einem Traumstrand zum nächsten.
Die Ostküste Sansibars ist fast ein einziger langer, weißer Sandstrand. Kiwengwa, Pongwe, Dongwe oder Jambiani, so heißen die Orte hier. Die Landschaft bleibt die gleiche. Gute zwei Stunden bin ich unterwegs auf der Küstenstraße von Nord nach Süd.
Vorbei an einzelnen Hotel-Resorts, an ewig langen Palmenhainen und immer wieder der Blick auf die unendliche Strandlandschaft, die vor allem bei Ebbe mächtig wirkt. Ein Pessimist würde von Monotonie sprechen bei dem dauerhaften Anblick von Fischerbooten, Palmen, weißem Sand und türkisgrünem Meer. Ich konnte mich daran nicht satt sehen.
Die Gezeiten sind hier viel stärker als im Norden. Bei Ebbe kann der Weg zum Wasser zwar ziemlich lang werden, langweilig wird es aber nicht. Schließlich komme ich am Riff der Unterwasserwelt ziemlich nah. Auf dem Weg dorthin zeigen Fischer gerne stolz ihren Fang. Der Fischmarkt wird gleich vor Ort erledigt, und die Frauen nutzen die Ebbe um angebautes Seegras zu ernten.
Die Ostküste Sansibars ist noch ursprünglicher als der Norden und weit weniger touristisch erschlossen. An vielen Stellen bin ich völlig alleine mit den raschelnden Kokosnusspalmen und dem türkisfarbenen Wasser. Und während bei Ebbe das Wasser verschwindet, genieße ich den Hotel-Pool. Besonders schön: Bwejuu Beach.
The Rock – das Restaurant im Ozean
Das touristische Highlight der Ostküste ist The Rock, das kleine Restaurant, das mitten im Indischen Ozean auf einem märchenhaften Felsen liegt. Trockenen Fußes ist es nur bei Ebbe zu erreichen. Bei Flut bringt mich ein kleines Boot zur Eingangstreppe. The Rock ist das Schmuckstück der Ostküste und eins der meistfotografierten Motive Sansibars.
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Der Felsen ragt einsam empor in der kilometerweiten Strand-Landschaft. Als sei er vom Himmel gefallen. Blickt man in Richtung Norden, zieht sich der breite weiße Sandstreifen bis zum Horizont. Richtung Süden endet der Blick nahe einer grünen Landzunge. Gesäumt werden Meer und Strand von einem lichten Palmenhain, in dem sich immer mal wieder kleine Dörfer verstecken. Direkt gegenüber von „The Rock“ liegt eine Beachbar unter Palmen. Am Wochenende legt ein DJ hier Lounge-Musik auf. Mit einem Cocktail in der Hand verliert sich mein Blick in einem rahmenlosen, unendlichen Landschaftsbild, das kitschig wirken würde, wenn man es malen könnte.
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Kizimkazi Beach – ab in den Süden
Die dritte und letzte Station meines traumhaften Strandurlaubs ist Kizimkazi Beach im Süden von Sansibar. Dazu nehme ich die Abkürzung über Land und komme am Nationalpark Jozani Forest vorbei. Bekannt ist der Park für die seltenen Roten Stummelaffen. Bereitwillig stehen sie am Straßenrand für ein kurzes Fotoshooting bereit, bevor es weiter geht zu einem Strand, der vor allem für seine Delfine bekannt ist.
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Angekommen im Fischerdorf Kizimkazi an der südlichen Küste Sansibars. Die vielen Delfine halten sich hinter der Kante eines Korallenriffs auf. Fischer fahren Touristen weit raus hinter das Riff. Zweimal im Jahr kann man hier sogar Wale beobachten, die durch die Meerenge ziehen. So viel Glück habe ich heute aber leider nicht.
Ich lasse die Delfine in Ruhe und genieße lieber den Moment in einer einheimischen Strandbar. Der Kellner klettert für mich auf eine Palme und bringt mir eine Kokosnuss, die Milch ist kühler als jedes Bier hier. Meine Füße graben sich in den warmen Sand während ich den Anblick des Horizonts genieße. Wenn es das Paradies gegeben hat, muss es an den Stränden Sansibars gelegen haben. Für mich aber wird es langsam Zeit, die Zauberinsel zu verlassen und meine Afrika-Tour fortzusetzen.
Tief beeindruckt und tief entspannt verlasse ich Sansibar. Wenn ich das nächste Mal reif für die Insel bin, komme ich ohne Motorrad. Statt Helm nur Sonnenbrille, statt Stiefel nur Flip-Flops. Kwaheri Zanzibar – auf Wiedersehen.