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Zwischen Politik-Tourismus und Salsa

Warum die Trauminsel Kuba für einen Urlaub so problematisch ist

So kennt man als Urlauber Havanna – doch eine Reise nach Kuba sollte nicht romantisiert werden
So kennt man als Urlauber Havanna – doch eine Reise nach Kuba sollte nicht romantisiert werden Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

7. Juni 2023, 7:34 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kuba ist zugleich Traumurlaubsziel und Krisenland. Viele Europäer, die nach Kuba reisen, kehren enttäuscht und gestresst nach Hause zurück. Den Möchtegern-Kommunisten ist der Karibik-Staat nicht kommunistisch genug, den Fans vom Salsa und Glamour der 50er ist er zu arm und chaotisch. Zudem steht der Schönheit des Landes das Leid seiner Bevölkerung entgegen. Der hilft es nur bedingt, wenn man dort sein Geld ausgibt.

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Wer nach Kuba reist, kann sich auf viel Schönheit gefasst machen. Das Land wartet mit atemberaubender Natur auf. Viel schönere Strände gibt es wohl nicht als den mehr als 20 Kilometer langen Abschnitt der kubanischen Nordküste mit weißem Sand und türkisem Wasser in der Resort-Stadt Varadero. Traumhafte Kulissen hat Kuba zuhauf zu bieten. Dazu gehören auch die Meerespromenade der Hauptstadt Havanna – an der Besucher gerne in Oldtimern auf und ab gefahren werden – sowie geschützte Naturgebiete wie im Viñales-Tal und Kolonialbauten etwa in der Stadt Trinidad.

Zudem sorgen Musik à la Buena Vista Social Club und Cocktails wie Mojitos und Daiquirís für einen eigenen Flair. Auch an Luxus-Hotels mangelt es heute auf Kuba nicht. Der Tourismus ist in Kuba im vollen Gange, was sich nicht zuletzt in Havannas Altstadt zeigt. Hier muss man damit rechnen, alle paar Schritte von jemandem angesprochen zu werden, der einem etwas andrehen will – eine Taxifahrt, Geldwechsel, Zigarren, Prostituierte.

Starker Einbruch nach der Pandemie

Fakt ist: Die sozialistische Karibikinsel ist stark vom Tourismus abhängig. Doch sie hat gewaltig unter dessen Einbruch in der Corona-Pandemie gelitten. Anders als andere Länder in der Region, etwa die Dominikanische Republik, erholt sich Kuba davon nur langsam. Das hat wohl damit zu tun, dass der Einparteienstaat derzeit vor allem mit Not, Verfall, Repression und Massenexodus von sich reden macht. Ein Urlaub dort ist außerdem nicht billig. Kanada ist das wichtigste Herkunftsland vieler Reisender, viele Besucher kommen aber auch aus Deutschland – diesen wird allerdings inzwischen nach einem Kuba-Besuch die Einreise in die USA erschwert.

„Ich kann nicht nach Kuba fahren und erwarten, dass ich ohne jegliche Vorbereitung hier alles kriege, was ich haben möchte“, sagt Christopher Trinczek, Gründer und Geschäftsführer des Berliner Reiseveranstalters Cuba Buddy. Dieser organisiert, zusammen mit der staatlichen Tourismusagentur Cubanacán, individuell zugeschnittene Kuba-Reisen für Gruppen von durchschnittlich zwei bis vier Personen. Er verweist darauf, dass man auf Kuba wegen des Mangels an Sprit und Fahrzeugen nicht mal eben ein Auto mieten und losfahren kann.

„Dein Paradies, mein Gefängnis“

Für Trinczek ist der Kontakt mit den Menschen das Beste an einem Kuba-Besuch – dadurch könne man wichtige Einblicke darüber gewinnen, wie man abseits von Luxus und Wohlstand glücklich sein kann. Übernachtungen in von Familien geführten Gästehäusern sind daher ein wichtiger Teil der Reisen, die sein Unternehmen anbietet. So komme man gut mit den Leuten ins Gespräch, sagt Trinczek der Deutschen Presse-Agentur im Büro von Cuba Buddy in Havanna.

64 Jahre nach der Revolution von Fidel Castro ist das Leben auf Kuba hart und problematisch. Die Herrschaft der Kommunistischen Partei, das Embargo der USA und zuletzt heftige Inflation haben einen Alltag geschaffen, der von Mangel geprägt ist. Neben etwa an Lebensmitteln, Medikamenten, Kraftstoff, Maschinenteilen, der Kapazität zur Stromerzeugung.

Der Reisejournalist Paco Nadal schrieb im April in der spanischen Zeitung „El País“, man solle ruhig Kuba besuchen; die Probleme der Bevölkerung bekämen Touristen kaum zu spüren. Eine kleine Gruppe von Exil-Kubanern, zu denen bekannte Dissidentinnen gehörten, warf dem Blatt daraufhin in einem Brief vor, die prekären Lebensverhältnisse der Kubaner sowie die staatliche Repression zu beschönigen. „Dein Paradies, mein Gefängnis“, hieß es.

Viele Menschen auf Kuba sind arm, das durchschnittliche Gehalt liegt bei unter 200 Euro pro Monat
Viele Menschen auf Kuba sind arm, das durchschnittliche Gehalt liegt bei unter 200 Euro pro Monat Foto: Getty Images

Problematisch: Machtelite von Kuba kontrolliert den Tourismussektor

Auch Martin Lessenthin, Kuba-Experte und Mitglied im Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte, sieht den Kuba-Tourismus äußerst kritisch. „Die kubanische Bevölkerung zieht kaum Nutzen aus den Devisen, die westliche Urlauber auf die Karibikinsel bringen“, betont er. „Im Gegenteil: Die Devisen werden zur Stabilisierung des Unterdrückungsapparats eingesetzt, und den Profit streichen die Machtelite aus Partei und Militär sowie ihre Günstlinge ein, die den Tourismussektor total kontrollieren.“

Lessenthin verweist auf die Niederschlagung friedlicher Proteste auf Kuba im Juli 2021 und die Inhaftierung Hunderter Teilnehmer – darunter des Deutsch-Kubaners Luis Frómeta aus Dresden, der 15 Jahre Haft für das Filmen von Gewalt gegen Demonstranten bekommen habe. „Wer als Tourist mit gutem Gewissen die Karibik bereisen möchte, findet viele Alternativen zum diktatorisch beherrschten Kuba.“

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Wer verdient wirklich vom Kuba-Tourismus?

Vom Tourismus profitiere, wer direkt mit Touristen zu tun habe, sagt Amelia Calzadilla. Die 32 Jahre alte dreifache Mutter aus Havanna war früher Fremdenführerin. Zuletzt machte sie mit Videos auf Facebook auf sich aufmerksam, in denen sie die Missstände auf Kuba anprangert. Deshalb habe sie Todesdrohungen bekommen und nun keinen Job im Tourismussektor mehr. „Tourismus-Arbeiter können von den Trinkgeldern, die sie von Ausländern bekommen, Produkte kaufen, die nur in ausländischen Währungen verkauft werden“, erzählt sie.

Der Kontakt mit Touristen sei für sie auch lehrreich gewesen, sagt Calzadilla der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Dank meiner Kunden habe ich andere Wahrheiten über den Kapitalismus erfahren“, als das, was ihr in der Schule beigebracht worden sei. Wer am meisten am Kuba-Tourismus verdiene, seien aber die ausländischen Reiseveranstalter, die durch Partnerschaften mit staatlichen Unternehmen Kubaner unter lokalen Bedingungen beschäftigten, betont Calzadilla.

Wer an einem Kuba-Besuch interessiert sei, müsse sich auf Einschränkungen gefasst machen. Dazu zählen etwa der Mangel an Produkten, Stromausfälle und Mobilitätsbeschränkungen wegen des Spritmangels. Wer trotzdem kommen wolle, solle versuchen, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen zu helfen, meint Calzadilla. „Das Beste an Kuba sind die Kubaner.“

mit Material der dpa

Themen Karibik Kuba
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