14. März 2023, 15:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Freikörperkultur (FKK) ist eine Lebenseinstellung, mit der sich viele Menschen vor allem im Nordosten Deutschlands identifizieren. Nach längst etablierten FKK-Stränden gibt es seit einigen Jahren auch offizielle Wanderwege, auf denen sich Nudisten alleine oder in nackter Gesellschaft als Teil der Natur fühlen können.
Wer einmal eine längere Strecke gewandert ist, merkt es schnell: Die Kleidung reibt nicht nur auf der Haut, sie ist schweißnass und riecht womöglich auch noch unangenehm. Wer jetzt meint, das sei der Hauptgrund für FKK-Wanderer, sich ihrer Klamotten zu entledigen, der irrt natürlich. Im Mittelpunkt des Nacktwanderns steht das Erlebnis der Natur, und sich selbst als Teil davon zu verstehen. Unsere Übersicht zeigt, wo Nacktwandern in Deutschland möglich ist
Nacktwandern in Deutschland auf zwei offiziellen Wegen
Viele erkunden nur mit einem Rucksack bekleidet die Natur, bepackt mit Proviant und einem Handtuch – nicht nur für ein spontanes Bad im See, sondern auch, um sich bei Pausen hinsetzen zu können. Allerdings braucht man einen rückenfreundlichen Rucksack, der nicht scheuert. Ist man lange unterwegs, ist Kleidung selbstverständlich trotzdem unerlässlich für den Fall, dass man irgendwo einkehren muss.
Die Naturisten sehen im Nacktwandern buchstäblich den Weg, viele zusätzliche Eindrücke wie Wind, Sonnenstrahlen oder Regen intensiver zu erleben – mehr als Textilträger es je könnten. Wer diese Gefühle nicht alleine erleben möchte, kann sich zahlreichen Wandergruppen anschließen. Es gibt allerdings auch zwei offizielle Nacktwanderrouten.
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Der Harzer Naturistenstieg
Der erste offizielle und damit älteste Nacktwanderweg wurde im Mai 2010 vom Gastwirt und Campingplatz-Betreiber Heinz Ludwig im Harz ins Leben gerufen. Der „Harzer Naturistenstieg“ befindet sich zwischen Wippra und Dankerode (Sachsen-Anhalt).
Die Strecke ist 18 Kilometer lang und führt von Dankerode aus über die Leuschner Brücke durch das Wippertal zur Wippertalssperre und zurück. Damit es zu keinen peinlichen Situationen kommt, ist der Pfad gut ausgeschildert: „Willst Du keine Nackten sehen, willst Du hier nicht weitergehen!“
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Naturistenweg Undeloh
Weiter nördlich in der Lüneburger Heide, etwa 50 Kilometer südlich von Hamburg, befindet sich Deutschlands zweiter offiziell anerkannter Nacktwanderweg. Hier können sich seit 2012 FKK-Freunde über den etwa 10 Kilometer langen Naturistenweg Undeloh freuen. Start- und Endpunkt liegt bei einem Waldparkplatz südwestlich von Wesel in Richtung Wehlen, und auch ein Rastplatz befindet sich auf der Strecke.
Die ursprüngliche Länge von 16 Kilometern wurde allerdings gekürzt, da Wanderer im Adamskostüm die Wege verlassen hatten und quer durch das Naturschutzgebiet der Heide gelaufen sind. Der Startpunkt ist zwar mit einem Schild gekennzeichnet, dann ist der Weg allerdings aus Naturschutzgründen nicht weiter markiert. Ganzjährig kann der Weg genutzt werden – ob nackt oder angezogen, bleibt dem Wanderer selbst überlassen.
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In Brandenburg war ein dritter Nacktwanderweg geplant
Auch in Brandenburg war ein Nacktwanderweg geplant, und zwar südwestlich von Berlin im brandenburgischen Trebbin (Teltow-Fläming) geplant. Doch die Idee wurde mittlerweile auf Eis gelegt.
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Regeln für Nacktwanderwege
In Deutschland gibt es klare Regeln, damit ein Wanderweg zur FKK-Route werden darf: Die mit Schildern ausgewiesene Nacktwandererstrecke muss abseits der Straßen liegen und auch einen Rast- oder Parkplatz haben, auf dem sich die Wanderer aus- und anziehen können. Mögliche Grundstücksbesitzer, die Polizei und Forstverwaltung müssen zudem einwilligen. Wandert man also auf den ausgewiesenen offiziellen Wegen oder in einer genehmigten Gruppentour, steht dem nackten Vergnügen nichts im Wege.
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FKK-Wanderwege in Europa
Anders als in Deutschland ist das Nacktwandern in vielen anderen europäischen Ländern illegal und kann mit einer Geldbuße bestraft werden, etwa in der Schweiz oder in Großbritannien. In Österreich ist Nacktwandern offiziell erlaubt – allerdings muss der Wanderer dafür Sorge tragen, dass „der öffentliche Anstand“ gewahrt bleibt, zum Beispiel, indem er stark frequentierte Routen und Plätze meidet.