13. April 2017, 11:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In Hamburg soll der grüne Bunker auf dem Heiligengeistfeld auf seinem Dach einen mehrstöckigen Stadtgarten bekommen, von dem alle was haben. Außerdem geplant: Künstler-Ateliers und eine riesige Sporthalle. Nun wurde die Baugenehmigung für das Projekt erteilt.
Der alte Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld darf endlich begrünt werden und damit zu einem grünen Bunker werden: Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat nach einem langen Hin und Her eine Baugenehmigung für die Aufstockung und Bepflanzung erteilt. Jetzt müssen die spaktakulären Pläne nur noch von der rot-grünen Koalition abgesegnet werden: Die Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Noch vor der Sommerpause will die Bürgerschaft eine Entscheidung treffen.
„Der grüne Bunker ist ein außergewöhnliches Projekt, dass auch weit über die Grenzen von Hamburg hinweg für Aufmerksamkeit sorgen wird“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf dem Hamburger Abendblatt. Damit werde gezeigt, wie kreativ alte Bauwerke umgestaltet werden können.
Tatsächlich ist der graue alte Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld nahe der Reeperbahn bislang wahrlich kein schöner Anblick. Immerhin hat sich im Inneren des Bunkers in den vergangenen Jahrzehnten schon einiges getan: Verschiedene Medienfirmen haben sich hier angesiedelt, außerdem gibt es in den oberen Stockwerken zwei Musik-Clubs. Die Pläne für die Aufstockung wurden seit 2014 von der Stadt diskutiert, bis es nach zwei Jahren endlich zu einer Entscheidung kam.
Nun könnte der Bunker auf seine späten Jahre auch äußerlich noch zu einem echten Hingucker werden: Wenn alles nach Plan läuft, soll nach dem OK der Bürgerschaft auf dem Dach des 75 Meter mal 75 Meter breiten Betonbaus ein öffentlicher Park entstehen, der sich über mehrere Ebenen erstreckt.
Auch im Winter grün
Das Konzept sieht vor, die bisher brachliegende Dachfläche des Bunkers in eine mehr als 8000 Quadratmeter große, öffentliche Grün- und Gemeinschaftsfläche umzuwandeln. Dadurch soll sich der aktuell etwa 40 Meter hohe Bunker auf 59 Meter erhöhen. Über eine umlaufende Rampe soll das Dach für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der üppig begrünte Dachgarten soll über eine bepflanzte Außenrampe erreichbar und für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Bei den Pflanzen haben sich die Landschaftsarchitekten für robuste, heimische Gewächse entschieden. Der Investor verpflichtet sich, während der Vertragslaufzeit mindestens 80 Prozent des Aufbaus dauerhaft zu begrünen.
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In großen Teilen basiere das Begrünungskonzept auf der Verwendung von immergrüner Vegetation, sodass auch im Winter viel grün zu sehen sein werde, teilen die Projektplaner auf ihrer Website mit. Ein Teil der Flächen soll in den Sommermonaten in Eigeninitiative als Stadtgarten von Anwohnern bewirtschaftet werden. Auch ein Café ist auf dem Dach geplant.
„Der Stadtgarten kann als Pilotprojekt für eine Naturlandschaft über den Dächern der Stadt dienen“, sagte Tobias Boeing, Vorstand von Hilldegarden e.V., der mit Anwohnern und Interessierten die Nutzung und Gestaltung der öffentlichen Innen- und Außenflächen entwickelt, dem NDR. Die Entwicklung von vertikalen Gärten ist weltweit ein Trend: Immer mehr Metropolen investieren in solche Projekte, da sie nicht nur schön aussehen, sondern auch die Umwelt entlasten.
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Künstlerwohnungen unterm Dach
Im Inneren des Dachaufbaus sollen laut jetzigem Planungsstand auf fünf Ebenen Flächen von etwa 9500 Quadratmetern entstehen. Darin soll ein „Kultursaal“ für verschiedene Veranstaltungen eingerichtet werden, zudem Proberäume, Ateliers sowie Gästehäuser und Wohnungen für Künstler. Auch ein Museum, das sich mit der Geschichte des Bunkers auseinandersetzt, ist geplant. Umbauten des bestehenden Bunkergebäudes sind dagegen nicht vorgesehen.
Etwa 25 bis 30 Millionen haben die Planer für den Dachaufbau einschließlich der öffentlichen Flächen veranschlagt. Steuergelder sollen dafür nicht eingesetzt werden, die Kosten werden vollständig privat finanziert. Der Erbpächter Thomas Matzen investiert 25 Millionen Euro in das Projekt, auch der Unterhalt des Parks wird vollständig durch Matzen getragen. Ein Teil soll zudem über die im Innern des begrünten Dachaufbaus liegenden Mietflächen refinanziert werden.
Zwar gibt es auch einige Gegner des begrünten Dachaufbaus, die etwa vor einer steigenden Verkehrsbelastung rund um den Bunker, mangelndem Denkmalschutz und einem starken Schattenwurf warnen, insgesamt aber stehen die meisten dem Projekt positiv gegenüber.
Die Baugenehmigung für das Projekt war an strenge Auflagen geknüpft. So muss der Brandschutz gewährleistet werden, die Zahl der Kultur- und Musik-Veranstaltungen in der Halle auf dem Bunker wurde auf maximal 38 pro Jahr begrenzt, um die Belastung für den Stadtteil in Grenzen zu halten. Wenn auf dem Heiligengeistfeld Dom ist, darf es dort nur Sportveranstaltungen geben. Zudem müssen genügend Parkplätze vorhanden sein. 124 werden wohl auf dem Gelände der benachbarten Rindermarkthalle bereitgestellt.
Die Projektguppe Hilldegarden bietet regelmäßig Führungen auf das Bunkerdach sowie Informationsveranstaltungen rund um den geplanten „Hilldegarden“ an. Weitere Informationen finden Sie hier.