18. Dezember 2017, 16:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Vergessen Sie die Chinesische Mauer, den Taj Mahal oder das Kolosseum! Entdecken Sie lieber architektonische Meisterwerke, die lange nicht so bekannt, aber nicht minder faszinierend sind. Hier sind unsere Kandidaten für eine Neuwahl der Weltwunder.
Das Wesen einer Bucketlist – jener Länderliste zum Abhaken für passionierte Reisende – ist es leider, mindestens doppelt so schnell zu wachsen wie zu schrumpfen. Kaum hat man einen Punkt abgearbeitet, stehen schon wieder zwei neue auf der Liste. Und dieser Artikel dürfte die Sache nicht besser machen.
Im Gegenteil: Wir zeigen architektonische Weltwunder, von denen Sie vorher vermutlich noch nichts gehört haben. Nicht mal in die Liste der 77 Anwärter auf die Aufnahme in die Top 7 der Weltwunder, die vor einigen Jahren gekürt wurden, haben diese Gebäude es geschafft. Und das völlig zu Unrecht.
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Die Große Mauer Indiens zum Beispiel ist kaum weniger beeindruckend als die sehr viel bekanntere in China. Oder die Große Moschee von Djenné in Mali, die nicht nur ihre eigenwillige Form besonders macht – sondern auch die Art, wie die Einheimischen mit den Anforderungen des Baumaterials umgehen: Aus den jährlichen Reparaturen machen die nämlich gleich ein Volksfest.
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Unsere Top 7 der unbekannten Weltwunder
Derawar-Festung, Pakistan
Wer in der Cholistanwüste in Pakistan plötzlich dieses Gebäude erblickt, dürfte seinen Augen kaum trauen: 40 imposante Rundtürme bilden die in Pakistan, je bis zu 30 Meter hoch, insgesamt 1,5 Kilometer im Umfang. Doch die wenigsten dürften sie je zu Gesicht bekommen: Schließlich muss man nicht nur einen Guide samt Auto mit Allradantrieb auftreiben, der die Tagestour durch die Cholistanwüste für einen auf sich nimmt – wer erst mal dort ist, braucht noch eine Sondererlaubnis vom Emir oder einer anderen lokalen Autorität.
Große Moschee von Djenné, Mali
Die im westafrikanischen Mali ist das größte sakrale Lehmgebäude der Welt und muss – wegen der Anfälligkeit des Baumaterials – jedes Jahr neu verputzt und stellenweise ausgebessert werden. Dafür versammeln sich die Einwohner des Ortes immer im April zur „Crepissage“ und verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen: Bei Musik und gutem Essen reparieren sie gemeinschaftlich die Schäden, die die Regenperiode der Moschee zugefügt hat. Die Einwohner haben sich übrigens auch erfolgreich gegen die äußere Modernisierung der Moschee – etwa der Fassade mittels Kacheln – widersetzt. Lediglich ein Lautsprecher-System wurde neu installiert. Nichtmuslime dürfen die Moschee übrigens nicht mehr betreten – seitdem 1996 auf dem Dach und im Gebetsraum Modeaufnahmen für die französische Ausgabe der „Vogue“ gemacht wurden.
Die Große Mauer Indiens
Die Große Mauer in China kennt jeder, aber nur wenige hierzulande kennen die Große Mauer Indiens, die die Mauer der Festung Kumbhalgarh auch genannt wird. Mit ihren 36 Kilometern ist sie die zweitlängste Mauer der Welt – und liegt im indischen Bundesstaat Rajasthan. Gebaut wurde sie im 15. Jahrhundert zum Schutz der, die auf einem circa 950 bis 1100 Meter hohen Bergrücken des Aravelligebirges liegt. Innerhalb der durchschnittlich 12 Meter hohen Mauern liegen zahlreiche Gebäude: 360 Tempel, ehemalige Wohnhäuser und ein Fürstenpalast.
Scheich-Lotfollah-Moschee, Iran
Schöne Moscheen gibt es viele in der islamischen Welt, aber die in Isfahan im Iran hat neben einer fantastischen Fassade und Innenausstattung – je nach Lichteinfall wechseln die Kuppelfliesen von Rosa über Beige bis Karamellfarben – auch so manches Geheimnis zu bieten. So weist die Inschrift im Portal das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert eindeutig als Moschee („Masdschid“) aus, aber es fehlen das Minarett sowie der für Moscheen übliche Innenhof mit Waschgelegenheiten. Eine mögliche Erklärung: Die Moschee war nie für die Öffentlichkeit gedacht, sondern ausschließlich für die Frauen aus dem Harem des Scheichs.
Chand Baori, Indien
Im indischen Rajasthan ist mehr als 1000 Jahre alt und gehört zu den ältesten Stufenbrunnen Indiens. Er wurde so gebaut, dass Dorfbewohner von allen Seiten an das kostbare Wasser gelangen können, das während der Monsunzeit immer nur für kurze Zeit, dann aber reichlich vom Himmel fällt – und in entsprechend großen Becken gespeichert werden musste. Chand Baori wurde schon oft als Filmkulisse genutzt und mimte etwa das Gefängnis von „Batman“.
Naqsch-e Rostam, Iran
Vier Felsengräber und diverse Reliefs bilden die Stätte in der iranischen Provinz Fars, sechs Kilometer nördlich von Persepolis. Das erste Grab ist das von Darius I. dem Großen, es wurde während seiner Regierungszeit 522 bis 485 v. Chr. vermutlich zeitgleich mit den Bauten in Persepolis errichtet und sollte fortan Vorbild sein für alle weiteren Königsgräber der Achämeniden. Die Fassade hat die Form eines Kreuzes und eine Gesamthöhe von fast 23 Meter. Der Mittelteil zeigt einen Portikus, der dem des Palastes von Darius in Persepolis fast gänzlich nachempfunden wurde.
Las Pozas, Mexiko
Er war Künstler, Exzentriker und zudem noch schwerreich: Edward William Frank James (1907-1984), der in den 1940er-Jahren im Exil in Amerika davon träumte, „einen Garten Eden zu erschaffen“ und einen solchen ab 1947 mitten im mexikanischen Dschungel, fünf Kilometer östlich von Xilitla. erbaute. Bis zu seinem Tod entstanden in diesem Privatpark namens zahlreiche unvollendete Paläste, Tempel und Pagoden. Treppen führen ins Nirgendwo und in Häuser ohne Zimmerdecken. Säulen mit bunten Kapitellen wachsen wie Palmen aus dem Dickicht. Las Pozas ist das Lebenswerk von Edward James, sein gesamtes Vermögen steckte er in die surrealistische Urwaldstadt.