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„Chicken Church“

Was macht dieser riesige Bau in Form eines Huhns mitten im Dschungel?

Chicken Church
Ein Bauwerk in der Form eines Vogels steht auf Indonesiens Hauptinsel Java. Was hat es damit auf sich? Foto: Getty Images/Paul Kemp
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

13. Juni 2024, 17:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mitten im Dschungel Indonesiens steht ein verlassenes Gebäude, das skurriler kaum sein könnte: Es hat die Form eines riesigen Huhns oder Vogels, auf dessen Rücken ein Kreuz prangt. Was hat es mit dem gigantischen Bauwerk auf sich? TRAVELBOOK ging auf Spurensuche.

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Der Ort ist nicht ganz leicht zu finden. Er liegt irgendwo in den fruchtbaren Wäldern des Kedu-Beckens auf Indonesiens Hauptinsel Java, nicht weit entfernt von der gewaltigen Tempelanlage bei Magelang. Doch während die seit 1991 zum Unesco-Welterbe zählende Borobudur-Pyramide jährlich Tausende Touristen und Pilger aus aller Welt anzieht, verirrt sich lange Zeit kaum jemand Fremdes zu dem bizarren Bauwerk, das die Menschen hier Gereja Ayam nennen – die Hühnerkirche, oder im Englischen: Chicken Church.

Tatsächlich hat das Gebäude, das sich hier auf einem kleinen Hügel aus dem Dschungel erhebt, unverkennbar die Form eines Vogels. Der vordere Teil des Bauwerks, der wie ein Turm wirkt, ist in der Form eines breiten Hühnerkopfes gestaltet. Der rot gefärbte Schnabel ist geöffnet, die Augen blicken starr, und obendrauf trägt das Tier eine Art Zackenkrone. Am anderen Ende des langgezogenen Gebäudes ragt ein sichelförmiger Federkranz in die Höhe, der an einen Hahn erinnert. In das Dach des Mittelteils ist ein Kreuz gestanzt, das nur aus der Luft zu sehen ist.

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Wie kam die Chicken Church in den Dschungel?

Nur: Eine Kirche – mitten im Dschungel des mehrheitlich muslimischen Indonesiens? Und dann auch noch in der Form eines überdimensionalen Geflügeltiers? Was hat es mit diesem merkwürdigen Ort bloß auf sich? Tatsächlich, so liest es sich in verschiedenen Berichten, hatte dessen Erbauer einst weder das Christentum, noch ein Huhn im Sinn, als er das Bauwerk vor 25 Jahren errichten ließ.

Vielmehr habe der aus Jakarta stammende Daniel Alamsjah im Jahr 1989 eine göttliche Eingebung gehabt, die ihm sagte, er solle ein „Gebetshaus“ in der Form einer Taube errichten. „Ich hatte plötzlich die Vision von einem Ort auf einem Hügel, erbaut um Gott zu verehren“, zitiert die britische „Daily Mail“ den heute über 70-Jährigen aus einem Interview mit der indonesischen Zeitung „Jakarta Globe“.

Als er im selben Jahr durch das Kedu-Becken gelaufen sei, wo die Familie seiner Frau lebte, habe er plötzlich einen Ort entdeckt, der genauso aussah wie jener aus seiner Vision. „Ich habe die ganze Nacht dort gebetet und hatte eine Offenbarung, dass ich das Gebetshaus genau dort bauen musste“, erinnert sich der Mann, der sich selbst als gläubiger Christ bezeichnet.

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Für Menschen, die an Gott glauben

Zunächst zögerte Alamsjah noch, der Eingebung zu folgen, vor allem aus finanziellen Gründen. Sein Geld reichte nicht, um ein Stück Land zu kaufen, geschweige denn, um ein ganzes Gebetshaus darauf zu errichten. Schließlich aber habe er ein unschlagbares Angebot erhalten: 3000 Quadratmeter Land für umgerechnet knapp 150 Euro.

Er zahlte in Raten, besaß nach vier Jahren ein Grundstück von einem Hektar Größe und begann zu bauen. Die Anwohner aus der Umgebung halfen ihm dabei, etwa 30 Leute waren auf der Baustelle tätig. „Wegen meines christlichen Glaubens dachten die Menschen, ich baue eine Kirche. Aber es ist keine Kirche. Ich habe ein Gebetshaus gebaut, einen Ort für Menschen, die an Gott glauben“, erklärt Daniel Alamsjah im „Jakarta Globe“.

Sieben Nationalitäten hätten dort später gemeinsam gebetet, Christen neben Muslimen. Aber auch kranke Menschen seien gekommen, Drogensüchtige, Leute mit psychischen Problemen und gewalttätige Jugendliche. In den Räumen des Gebetshauses hätten sie sich erholt und Therapiestunden erhalten, erzählt Alamsjah, der nach eigenen Angaben bis heute als Therapeut arbeitet.

Vollendet wurde der ungewöhnliche Bau indes nie, die Kosten waren einfach zu hoch. Im Jahr 2000 schloss das Gebetshaus zunächst ganz seine Pforten. Dem langsamen Verfall und der Rückeroberung durch die Natur preisgegeben, ist die „Chicken Church“, wie sie in englischsprachigen Medien auch genannt wird, inzwischen mehr und mehr zu einem Anziehungspunkt für Touristen geworden.

Chicken Church
Blick in das Innere der Kirche Foto: Getty Images/Paul Kemp
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Heute kann man die Chicken Church besuchen

Zunächst hieß es laut „Jakarta Globe“, dass das Grundstück mit der bizarren Kirche darauf an einen Geschäftsmann aus Singapur verkauft werden sollte. Dieser habe den Plan, das Gebäude in eine Villa mit Therapiezentrum umzuwandeln. Doch dazu kam es offenbar nicht: Wie unter anderem der britische „The Guardian“ berichtet, ist Daniel Alamsjah inzwischen zu seiner Hühnerkirche zurückgekehrt. Das Gebäude wurde für Besucher hergerichtet und kann im Rahmen einer Tempeltour besichtigt werden. Sogar auf den Kopf des Vogels kann man dem Bericht zufolge klettern – von oben bietet sich eine spektakuläre 360-Grad-Sicht über den Dschungel.

Bereits seit 1988 hat die Chicken Church übrigens sogar einen offiziellen Guinness-Weltrekord inne: Sie ist das größte Gebäude der Welt in Form eines Vogels.

Themen Indonesien
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