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Insider verraten

Geheime Codes, mit denen die Flugzeug-Crew über Passagiere spricht

Die Flugzeug-Crew hat einige Codes, mit denen sie unauffällig über Passagiere an Bord sprechen kann
Die Flugzeug-Crew hat einige Codes, mit denen sie unauffällig über Passagiere an Bord sprechen kann Foto: standret
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TRAVELBOOK Redaktion

10. März 2023, 15:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wer quatscht mit den Kollegen nicht gerne über andere? Auch Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen tauschen sich aus – gelegentlich auch über die Passagiere. Damit nicht jeder den Tratsch versteht, kommen Codes zum Einsatz und viele sind sogar branchenweit bekannt. Denn auch bei echten Gefahrensituationen gibt es bestimmte Wörter oder Zahlenfolgen, die nur die Crew kennt. Insider haben sie TRAVELBOOK verraten.

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Der Mitteilungsbedarf eines Flugbegleiters muss riesig sein, z.B. wenn sich ein Passagier den zehnten Whiskey bestellt hat oder ein anderer die Kollegin permanent anstarrt. Oder auch wenn eine Gefahrensituation eintritt oder jemand gestorben ist – stets gilt: Mund halten und ruhig bleiben! Fluggäste darf man schließlich weder in Panik versetzen, noch darf man unhöflich zu ihnen sein. Damit sich das Personal im Flugzeug trotzdem austauschen kann, verwendet es Geheim-Codes.

Eine deutsche Flugbegleiterin sagt: „Wir haben einige Fachbegriffe, die Außenstehende oft als Codes identifizieren. Zum Beispiel ist die Galley unsere Bordküche, der BIN ist das Gepäckfach über den Köpfen der Passagiere, der Passagier ist für uns ein PAX und so weiter. Wenn wir davon reden, dass Delta defekt ist, dann ist es die Toilette D. Oder wenn die Kollegin mir beim Boarding sagt, dass Passagier 11Alpha Extensions braucht, dann braucht Passagier in der Reihe 11 auf Sitzplatz A einen Verlängerungsgurt.“

Und noch ein Detail, über das Sie sich selbst vielleicht schon gewundert haben, verrät die Flugbegleiterin: „Wenn durch den Lautsprecher beim Boarding HC rauskommt, dann heißt das Headcount. Wir zählen also alle Passagiere bis auf die Babys.“

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Für Privatgespräche gibt es Signalwörter

In den meisten Fällen ist der größte Gesprächsstoff für die Bord-Crew das Verhalten oder das Aussehen der Passagiere. Das wurde vor einiger Zeit sogar im deutschen Fernsehen verkündet. Damals plauderte Flugbegleiterin Natalie Reis bei „Wer wird Millionär“ aus, wie sie und ihre Kollegen und Kolleginnen heimlich mitteilen, wann sie einen Passagier gut aussehend finden. So würden sie Kunden, die als attraktiv empfunden werden, mit „Herzlich willkommen“ begrüßen, den Rest lediglich mit „Hallo“ oder „Willkommen“.

Das ist zugegebenermaßen ein Code, den es überall und nicht nur im Flugzeug geben könnte. Aber es gibt angeblich auch einen anderen Code, um die Attraktivität der Passagiere im Flugzeug zu beurteilen. Ein ehemaliger Flugbegleiter berichtete dem australischen Radiosender Kyle & Jackie O von einem Code, der sich auf den Sitzplatz desjenigen oder derjenigen bezieht. Wenn man darauf hinweisen wolle, dass man Passagier auf Platz 7D gut findet, sage man zu seinem Kollegen: „I might do 7 days in Denmark.“ Wenn es sich um den Passagier auf dem Sitzplatz 5A handele, sage man: „I might do 5 days in America.“

In Deutschland ist dieser Code anscheinend nicht üblich. Auf TRAVELBOOK-Anfrage sagt die Flugbegleiterin Simone Achternbosch, dass sie „noch nie davon gehört“ habe. „Um über solche Themen zu reden, hatten wir keine Codes. Wir haben uns einfach in die Galley (Flugzeugküche) zurückgezogen und dann darüber gesprochen.“

„Vieles läuft über Gesichtszüge, wenn man dem Kollegen oder der Kollegin etwas andeuten möchte, wenn jemand sich unfreundlich verhält“, erzählt ein 24-jähriger Flugbegleiter, der anonym bleiben will. „Da zieht man schon mal die Augenbrauen hoch oder verdreht die Augen. So richtig los geht es dann in der Galley. Vorhang zu und dann kann man schon mal den ein oder andere Kommentar über die Passagiere loslassen. Aber auch dort muss man aufpassen, denn der Vorhang ist nicht besonders geräuschdämmend.“

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Tote Passagiere haben einen Codenamen

In Deutschland heißt ein verstorbener Fluggast „Hugo“. „Hugo stehe hierbei für „human gone“ bzw. eingedeutscht: „Heute unerwartet gestorbenes Objekt“‘.  Außerdem auf der ganzen Welt üblich ist die Bezeichnung „HR“. Die Abkürzung steht für „human remains“, zu Deutsch: sterbliche Überreste.

Einige Airlines in den USA und auch in Deutschland nennen ihre dahingeschiedenen Gäste dagegen Jim Wilson: „Wir nennen Tote tatsächlich so“, bestätigt ein Flugbegleiter, der anonym bleiben möchte und bei einer großen deutschen Airline arbeitet, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Es komme allerdings deutlich seltener vor. Woher der Name Jim Wilson stammt, ist nicht bekannt.

Mehr dazu lesen Sie hier: Wenn ein Toter an Bord ist, nutzt die Flugzeug-Crew ein bestimmtes Code-Wort

Jesus und der Wunder-Flug

Neben dem potenziellen Date-Partner und einem Toten gibt es natürlich noch diverse andere Gründe, über Passagiere an Bord zu sprechen. Zum Beispiel, wenn diese sich nicht so verhalten, wie es eigentlich angebracht wäre. Darunter fallen etwa die Personen, die es ausnutzen, dass kranke oder alte Menschen beim Check-in oder der Passkontrolle vorgelassen werden, indem sie zunächst besonders auf ihre Krankheit aufmerksam machen, die dann aber nach der Bevorzugung scheinbar „vergessen“ oder „geheilt“ scheint. Für dieses Phänomen, von dem unklar ist, wie oft es überhaupt eintritt, nutzt man laut „Focus Online“ scheinbar die Bezeichnung „Miracle Flight“, also Wunder-Flug.

Auch wenn man es meinen könnte, aber der „Baby Jesus“ hat nichts mit Wundern zu tun. Denn hier handelt es sich nicht um ein Kompliment, sondern vielmehr um eine Warnung für den Rest der Flugzeug-Crew. Angeblich werden besonders verzogene Kinder, die von ihren Eltern verhätschelt werden, so bezeichnet. „Baby Jesus“ ist in diesem Szenario also das Kind von Helikopter-Eltern, die ihren Schützling den Flieger tyrannisieren lassen.

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Auch wenn es brenzlig wird, gibt es bestimmte Codes, die die Piloten wissen müssen
Auch wenn es brenzlig wird, gibt es bestimmte Codes, die die Piloten wissen müssen Foto: standret

So amüsant die bisherigen Codes auch sind, es gibt auch solche, die einen wirklich ernsten Hintergrund haben. Dabei handelt es sich um Transpondercodes, die angewandt werden, wenn an Bord ein Verbrechen stattgefunden hat oder Gefahr herrscht. Berufspilot Patrick Biedenkapp, der sein Leben als Pilot bloggt, hat uns die makaberen Botschaften verraten: „Über einen vierstelligen Code, der von der Crew eingestellt wird, weiß der Radarlotse, in welcher Situation sich das Flugzeug befindet. Ein Transpondercode, auch Squak genannt, wird jedem Flugzeug bei der Radarfreigabe zugewiesen.“

Der Pilot könne diesen jederzeit ändern und folgende Nachrichten der Radarstation zukommen zu lassen:

7500: if you feel a knife bedeutet: Flugzeug entführt worden
7600: If you hear nix bedeutet: kein Funkverkehr möglich
7700: If you go to heaven bedeutet: Emergency

Die englischen Sätze zu den Zahlen sind dabei eine Eselsbrücke zum Auswendiglernen. „A knife“  reimt sich auf die ersten beiden Ziffern 75, englisch ausgesprochen, „seven-five“. „Hear nix“ reimt sich auf seven-six und „to heaven“ auf seven-seven. Da die Bedeutung der Codes so wichtig ist, prägen sich insbesondere angehende Piloten die Zahlen auf diese Weise ein.

Themen Flugzeuge
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