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Fall aus Ägypten

Der große Betrug mit der Urlaubsliebe

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TRAVELBOOK Redaktion

27. Juni 2016, 13:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Es ist ein einfaches Prinzip: Junge Männer in Urlaubsländern gaukeln ausländischen Touristinnen die große Liebe vor. Dabei geht es ihnen aber meistens nur um Geld. So auch Seif, ein junger Ägypter, der mindestens zwei Deutsche und eine Französin finanziell betrogen haben soll, wie die Deutsche Presseagentur in einer Reportage nun berichtet.

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Es ist kein neues Phänomen, und dennoch überrascht es immer wieder, dass Urlauberinnen auf die Masche reinfliegen: Die Rede ist vom systematischen Betrug an Touristinnen, bei denen Einheimische ihnen vorgaukeln, sich in sie verliebt zu haben. In Wahrheit aber haben es die Männer nur auf ihr Geld abgesehen, oder wollen durch eine mögliche Heirat eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland bekommen.

Für den Betrug mit der Urlaubsliebe gibt es sogar ein Wort, „Bezness“, zusammengesetzt aus den Wörtern „Beziehung“ und Business“.

Münchnerin tappt in die Liebesfalle

Die „Deutsche Presseagentur“ (dpa) hat nun eine Geschichte von drei Frauen aufgegriffen, die allesamt von demselben Mann, einem Ägypter namens Seif aus dem Badeort Hurghada, betrogen wurden. Darunter auch Susanne, eine Münchnerin, die von Deutschland aus 35.000 Euro an ihn geschickt hatte und ihn schließlich wieder besucht.

Susanne ahnt nicht, dass Seif in den systematischen Betrug an ausländischen Frauen in Hurghada verwickelt sein könnte. Die Grafikdesignerin will dem Mann eine Wohnung kaufen. Für sie sei es ein Geschäft, sagt Susanne der dpa. Das Apartment solle vermietet werden, und Seif die Verwaltung übernehmen. Außerdem habe sie Mann und Kinder, mit dem Ägypter sei sie nur sehr gut befreundet. Sie vertraue ihm, weil sie ihn schon seit eineinhalb Jahren kenne.

Von Marie, einer 23-jährigen Frau aus Bayern, die sich für Seif vor einigen Jahren verschuldete, hört sie bei ihrer Ankunft in Hurghada das erste Mal. „Warum muss ich alles von ihm wissen?“, soll sie darauf nur geantwortet haben.

Warnung via Facebook

Marie warnte Frauen wie Susanne via Facebook vor Seif. Sie schrieb am Tag von Susannes Anreise in einer Gruppe der Bewohner des Küstenortes auf Facebook: „Achtung! Falls die Deutsche (35/40 Jahre alt), die heute für Seif in Hurghada anreist und vorhat, ihm eine Wohnung zu kaufen, das hier liest, bitte mich sofort kontaktieren! Ich will dich vor einem Unglück bewahren!“

Auch Marie, eine Steuerfachangestellte, wurde von Seif betrogen – sie verschuldete sich sogar für ihn. Es waren ihre Grübchen, von denen Seif einst schwärmte – damals im Sommerurlaub, als Marie sich in den Schnorchellehrer verliebte.

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Mehrere Tausend Betrugsopfer pro Jahr

So etwas passiert nicht nur in Ägypten, auch in anderen Länder werden Frauen immer wieder Opfer von Liebesschwindlern. In dem nordafrikanischen Land ist es aber besonders ausgeprägt. Der ehemalige deutsche Honorarkonsul Hurghadas, Peter-Jürgen Ely, wohnt seit 27 Jahren hier und kennt die Dramen der Rotmeerstadt. Der Betrug sei „professionell organisiert“, wie er gegenüber der dpa sagt.

Neben den vielen deutsch-ägyptischen Paaren, die glückliche und gesunde Beziehungen führen, schätzt Ely die Zahl deutscher Betrugsopfer im Badeort auf mehrere Tausend im Jahr. Der Schaden dürfte im Millionenbereich liegen. Dabei hätten die Männer heimlich oft mehr als eine Ausländerin, die dann abwechselnd zu Besuch kommen. Einige schickten monatlich Hunderte Euro.

Auch Seif hatte mehrere Frauen gleichzeitig

Als Marie Seif bei einer Tauchfahrt kennenlernt, ahnte sie nichts von anderen Frauen. „Er war ein hübscher Kerl und ich Single“, erzählt sie. Es begann als vielversprechende Liebesgeschichte. Die damals 21-Jährige kam Seif alle paar Monate besuchen. Sie schliefen meist in einer Ferienwohnung, die Marie bezahlte.

Nach einem halben Jahr fragte Seif nach einem Auto. Sie nahm einen zweiten Job an. Ein paar Mal die Woche arbeitete sie zusätzlich als Bedienung in einem Restaurant. Und nahm für Seif einen Kredit über 12.000 Euro auf, weil er einen weißen Chevrolet wollte.

Wenig später stößt sie auf Facebook zufällig auf Fotos, hochgeladen von einer Französin – Danielle, etwa zehn Jahre älter als sie. Dutzende Bilder zeigten sie mit Seif. Es sind Fotos von den gleichen Orten, die Marie mit ihm besucht hatte, von der selben Ferienwohnung. Danielle trug eine Kette, wie Seif sie ihr zuvor auch geschenkt hatte. Das Datum verriet, dass die Französin nur einen Tag nach Maries letzter Abreise in Hurghada angekommen war.

Marie droht mit Anwalt

Seif ist überzeugend, als Marie ihn zur Rede stellt. Er liebe nur sie, und mit Danielle sei es eigentlich schon längst vorbei. Er habe nur solche Angst, dass sie sich etwas antue, wenn er sie verlasse. Doch die Bayerin findet mehr Beweise für andere Frauen in Seifs Leben.

Marie kommt im Mai 2016 ein letztes Mal nach Hurghada. Sie droht Seif mit dem Anwalt, wenn er ihr den Kredit für das Auto nicht wiedergebe. Nach dem Verkauf des Wagens steigt sie mit nicht einmal der Hälfte ihres Geldes zurück ins Flugzeug. „Was habe ich für eine rosarote Brille aufgehabt!“, sagt sie heute, sie sei einfach zu sehr in Seif verliebt gewesen.

Dabei glauben nicht alle betroffenen Frauen an die große Liebe. Manchen ist klar, was die Beziehung kostet: An einem öffentlichen Strand unterhalten sich vier Urlauberinnen auf deutsch über eine ältere Frau mit einem jungen Ägypter, der ihre Tasche trägt. Die eine fragt: „Sag nicht, dass das ihr Stecher ist? Na ja, für seine Rente hat er ausgesorgt“. Sie lachen.

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Seif beteuert seine Unschuld

Gegenüber einem Autoren der Deutschen Presseagentur sagt Seif: „Marie ist eifersüchtig.“ Weil er sie nicht mehr liebe. Deswegen erzähle sie nun Geschichten und versuche, sein Leben zu zerstören. Er habe nie gleichzeitig mehrere Frauen gehabt. Wenig später muss er zugeben, dass das nicht wahr ist. Danielle hatte Maries Version der Geschichte bestätigt.

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Die Ferienregion Hurghada

Hurghada ist neben Scharm el Scheich das größte ägyptische Touristenzentrum am Roten Meer. Seit den 1980er-Jahren sind mehr als 250 Hotelanlagen in dem früheren Fischerdorf entstanden. Die Ferienregion ist bei deutschen Urlaubern beliebt. Bekannt ist der Badeort vor allem für seine durchgängig warmen Temperaturen und die faszinierende Unterwasserwelt.

Hurghada gilt daher als wichtigstes Ziel für Tauchurlauber am Roten Meer überhaupt.  Auch Windsurfen, Segeln und Hochseeangeln werden angeboten. Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf einen russischen Ferienflieger über Ägypten leidet die Stadt wie der gesamte Tourismus im Land unter schlechten Buchungszahlen. Die Auslastung rangiert zwischen einem Viertel und einem Drittel.

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