14. Dezember 2017, 16:43 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Manchmal kommt es vor, dass ein Flugzeug in der Luft Kerosin ablassen muss. Der Treibstoff wird dann über die Flügel entsorgt und regnet auf die Erde hinab. Nicht selten handelt es sich um eine Treibstoffmenge von mehreren Tonnen. Doch wann ist es ein Kerosinablass überhaupt nötig, wer trifft die Entscheidung, und stellt der Treibstoff eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar? TRAVELBOOK fragte nach.
Immer wieder gibt es Fälle, bei denen Flugzeuge tonnenweise Kerosin ablassen. Zuletzt war es eine Frachtmaschine von Cargolux, die am 4. November 2017 50 Tonnen über Rheinland-Pfalz abließ. Aber warum? Das kann erforderlich sein, wenn die Maschine eine außerplanmäßige Landung durchführen oder zum Startflughafen zurückkehren muss. Im Fall von Cargolux hatte die Maschine Probleme mit den Landeklappen gemeldet.
Da das Kerosin jedoch für die ursprünglich geplante Strecke kalkuliert wurde, führt das Flugzeug im Fall einer Sicherheits- oder Notlandung meist zu viel Gewicht in Form von Treibstoff mit sich. Je nach Ziel sind das oft Dutzende Tonnen des Treibstoffs. Für die Landung muss jedoch das zulässige Landegewicht eingehalten werden, andernfalls kann die Maschine schwere Schäden nehmen, wie Kristina Kelek von der Deutschen Flugsicherung (dfs) erklärt. Die Möglichkeit zum Treibstoffschnellablass, auf Englisch Fuel Dumping bezeichnet, haben übrigens meist nur Langstreckenflugzeuge. Kleinere Maschinen hingegen nur sehr selten – wenn, handelt es sich dann meist um Militärflieger.
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Wie verläuft das Manöver?
Ob eine Sicherheits- oder Notlandung erforderlich ist und wie viel Kerosin abgelassen wird, entscheidet der Pilot. Da Kerosin sehr teuer ist, werde der Pilot die Notwendigkeit für einen Treibstoffablass genau prüfen, sagt dfs-Expertin Kelek. In Deutschland komme es im Jahr durchschnittlich 22 Mal zum Treibstoffschnellablass. Wenn die Notwendigkeit gegeben ist, meldet der Pilot das der Flugsicherung, die ihn unterstützt. Ein Lotse der Flugsicherung versucht dann, einen geeigneten, möglichst dünn besiedelten Ort für den Treibstoffablass zu finden – je dichter beflogen ein Gebiet, desto komplizierter der Ablauf. Denn die Aufgabe der Flugsicherung ist es ebenfalls, Flugzeuge, die das Gebiet innerhalb von 15 Minuten nach dem Ablass durchfliegen könnten, umzulenken. Auch die genaue Route während des Kerosinablass‘ wird gemeinsam besprochen.
Ist ein geeigneter Ort gefunden, hat der Pilot einen Knopf im Cockpit und lässt das Kerosin ab. Anschließend meldet er der Flugsicherung, wie viel Treibstoff er in welchem zeitlichen Rahmen abgelassen hat, um das Flugzeug dann zu landen.
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Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation hat das Manöver für das Fuel Dumping international geregelt: So muss sich das betroffene Flugzeug in einer Mindesthöhe von 6000 Fuß (ca. 1828 Metern) befinden, und im Umkreis von 10 Seemeilen (18,52 Kilometer) darf sich kein weiteres Flugzeug aufhalten. Zudem darf dieser Luftraum 15 Minuten nach dem Manöver nicht beflogen werden.
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Wie „Die Welt“ berichtet, erreicht nur ein Bruchteil des abgelassenen Kerosins den Erdboden – denn es verteile sich nach Ablass in der Luft und zersetze sich zum großen Teil zu Wasser und Kohlendioxid. Dies verbleibt in der Atmosphäre und erreicht die Erde nicht. Auch eine Verunreinigung konnte bei Pflanzen- oder Bodenproben nicht ermittelt werden, heißt es seitens der Lufthansa. „Bei einer Fluggeschwindigkeit von 500 km/h ergäbe sich eine Bodenbelastung von 0,02 Gramm je Quadratmeter“, schreibt „Die Welt“ – dies sei die Menge eines Schnapsglases auf 1000 Quadratmeter.