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Wenn die Maschine plötzlich absackt

Wie Sie sich bei Turbulenzen im Flugzeug richtig verhalten

Turbulenzen Flugzeug
Für Passagiere kann es mitunter ziemlich unangenehm werden, wenn ihr Flugzeug in Turbulenzen gerät Foto: Getty Images
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

31. August 2022, 11:11 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Wenn ein Flugzeug plötzlich absackt, kann das für Passagiere eine äußerst unangenehme Erfahrung sein. Mitunter werden sogar Passagiere oder Crew-Mitglieder ernsthaft verletzt. TRAVELBOOK ist der Frage nachgegangen, wann es bei Turbulenzen im Flugzeug wirklich gefährlich wird und wie man sich davor schützt.

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Wie es sich anfühlt, wenn ein Flugzeug Turbulenzen durchfliegt, haben viele Flugreisende selbst schon erlebt: Eben noch flog die Maschine vollkommen ruhig, doch plötzlich ist ein Ruckeln zu spüren: erst gering, dann immer stärker, die Anschnallzeichen leuchten auf. Besonders unangenehm wird es, wenn das Flugzeug völlig unvermittelt in ein Luftloch gerät und absackt.

Doch was ist für Turbulenzen verantwortlich – und kann ein Flugzeug deshalb abstürzen? TRAVELBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie entstehen Turbulenzen?

Turbulenzen sind vertikale Verwirbelungen der Luft, die auf meteorologische Phänomene zurückgehen, wie Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt auf TRAVELBOOK-Nachfrage erklärt. „Im Gewitter entstehen Turbulenzen durch das enge Nebeneinander von Zonen mit schnell aufsteigender warmer Luft (bis zu 180 km/h senkrecht!) und absinkender kalter Luft.“ Auch in Bodennähe gibt es Verwirbelungen der Luft bei stürmischen Winden, hervorgerufen durch Bergzüge, Wälder und Gebäude.

„Außerdem gibt es Turbulenzen durch Flugzeuge, die vorneweg fliegen“, sagt Felix Gottwald, der als Pilot bei der Lufthansa Cargo arbeitet. „Man muss zu einem großen A380 einen höheren Abstand einhalten als etwa zu einer kleineren Boeing 737.“

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Wie gefährlich sind Turbulenzen beim Fliegen?

Bei schweren Turbulenzen läuft vor dem inneren Auge vieler Flugzeug-Passagiere schon das Horror-Szenario eines Absturzes ab. Doch ein solcher Extremfall sei sehr unwahrscheinlich, sagt Luftfahrt-Experte Großbongardt. „Man braucht keine Angst zu haben, dass ein Flugzeug durch Turbulenzen auseinander bricht, auch wenn die Flügelspitzen und Triebwerke unter Umständen ziemlich stark wackeln. Dafür sind sie gebaut. Zudem ist das Durchbiegen der Flügel eine Art Federung, die dem Komfort dient.“

Gefährlich sind Turbulenzen den Experten zufolge vor allem für Passagiere, die nicht angeschnallt sind, und für deren Umgebung. „Wenn das Flugzeug durchsackt, hängen sie plötzlich an der Kabinendecke, um dann im nächsten Moment mit aller Wucht auf Sitze oder den Kabinenboden zu krachen. Knochenbrüche und Rückgratverletzungen sind häufig die Folge“, sagt Großbongardt. Immer wieder komme es sogar zu Todesfällen, sagt der Luftfahrtexperte.

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Wie schützt man sich vor Turbulenzen?

Das oberste Gebot für Fluggäste ist also: Anschnallen! Und zwar nicht nur während Start und Landung. „Das LBA (Luftfahrt-Bundesamt, Anm. d. Red.) rät den Passagieren, während der gesamten Flugdauer immer angeschnallt zu bleiben – auch wenn die Anschnallzeichen ausgeschaltet worden sind. Das ist die effektivste Methode für Passagiere, sich vor Verletzungen zu schützen“, sagt LBA-Sprecherin Cornelia Cramer.

Kann man Turbulenzen vorher erkennen?

Was Piloten am meisten fürchten, sind sogenannte Clear Air Turbulences (CAT), die in Höhen zwischen 7.000 und 12.000 Metern auftreten und von den Passagieren als „Luftlöcher“ wahrgenommen werden. „Sie entstehen an der Grenzfläche zwischen starken Höhenwinden mit verschiedener Richtung und Stärke“, erklärt Großbongardt.

„Das Unberechenbare an dieser Art Turbulenzen ist, dass sie unangekündigt auftreten“, sagt Cornelia Cramer vom LBA. Das bedeutet: Die Piloten können sie nicht auf dem Wetterradar erkennen und werden auch nicht durch bestimmte Wolkenformationen gewarnt.

„In vielen Fällen können Wetterdienste aber zumindest die Abwindzonen bestimmen, über die dann die Piloten im Rahmen der Flugvorbereitung, zu der auch die Einholung der Wettervorhersage für die  geplante Flugroute gehört, informiert werden“, erklärt die LBA-Sprecherin. Piloten können bevorstehende Turbulenzen, nicht die schwerwiegenden CAT, manchmal an der Wolkenbildung erkennen. Und sollten bereits vorausfliegende Maschinen Turbulenz durchflogen haben, gibt es unter Umständen Vorwarnungen. „Die Flugbesatzung entscheidet je nach Stärke der Turbulenz, diese zu durchfliegen oder das Gebiet zu verlassen.“ In letzterem Fall nimmt der Pilot eine Höhenänderung vor, da Turbulenzen schneller vertikal als horizontal verlassen werden können.

Für die extrem starken CAT gibt es allerdings, wie oben schon erwähnt, keinerlei Vorwarnung. „Die Piloten können sie nicht auf dem Wetterradar erkennen und werden auch nicht durch bestimmte Wolkenformationen gewarnt“, sagt Luftfahrexperte Großbongardt. „Man weiß aus Erfahrung zwar, wo sie vorkommen können, und die Wetterkarten, mit denen sich die Piloten vor dem Flug informieren, enthalten Hinweise, in welchen Regionen man mit CAT rechnen muss, aber wirklich vorhersagen oder vorher erkennen kann man sie nicht.“

Warum sind Flugbegleiter oft nicht angeschnallt?

Als Passagier erlebt man – abgesehen von Start und Landung – selten, dass auch die Flugbegleiter angeschnallt auf ihren Plätzen sitzen. Treten allerdings schwere Turbulenzen auf oder sind zu befürchten, wird der Service an Bord des Flugzeugs auf Geheiß des Flugkapitäns abgebrochen. „Aber auch das dauert seine Zeit, weil ja zunächst alles sicher verstaut werden muss, um die Passagiere nicht zu gefährden“, erklärt Heinrich Großbongardt. Die Fluggäste würden immer etwas früher gewarnt, weil es einige Zeit dauern könne, bis alle ihre Plätze eingenommen hätten. „Wenn durch Turbulenzen im Reiseflug Menschen zu Schaden kommen, sind leider häufig Flugbegleiterinnen darunter, die zum Beispiel noch mit dem Verstauen der Servierwagen beschäftigt waren. Das ist ein wesentlicher Teil ihres Berufsrisikos.“

Wo und wann ruckelt es im Flugzeug am wenigsten?

„Grundsätzlich spürt man in der Mitte des Flugzeugs die wenigsten Erschütterungen“, erklärt Prof. Andreas Strohmayer vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart. Denn dort, wo die Flügel am Rumpf befestigt sind, sei das Flugzeug am stabilsten. Außerdem spüren Passagiere dort die Steuerkräfte kaum.

Am unruhigsten ist dagegen der hintere Bereich des Fliegers. Denn wenn der Pilot das Höhen- und Seitleitwerk bedient, spürt man die Steuerkräfte vor allem ganz hinten. Das hängt damit zusammen, dass die Flugzeughülle elastisch ist. Auch für das Abheben ist ein Platz ganz hinten eher ungünstig: „Wenn das Flugzeug beim Start rotiert, fühlt man sich ganz hinten wie in einem Fahrstuhl“, sagt Strohmayer. In der Mitte über dem Radkasten ruckelt es dagegen weniger.

Bleibt die Frage, ob man in der Mitte eines großen Flugzeugs lieber zwischen den Gängen oder am Fenster sitzen sollte. „Am Fensterplatz spürt man natürlich, wenn das Flugzeug in die Kurve geht“, sagt der Experte. Allerdings sei es für Menschen mit Flugangst oft gut, aus dem Fenster schauen zu können – das lindert die Übelkeit, weil das Auge einen Referenzpunkt in der Ferne hat.

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Jahreszeiten spielen auch eine Rolle

Wie „Das Wetter.com“ berichtet, fliegt es sich im Winter viel entspannter als im Sommer. Aufgrund der höheren Dichte der Luft hebt das Flugzeug demnach mit mehr Leichtigkeit ab. Zumindest in niedrigeren Lagen treten dann kaum Turbulenzen auf. In höheren Lagen sind sie fast das ganze Jahr über möglich.

Schwieriger ist es dem Wetterportal zufolge in den Sommermonaten: Die Luft weist dann eine niedrigere Dichte auf und die Flugzeuge benötigen fast die gesamte Länge der Startbahn. 

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