19. Dezember 2024, 11:16 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
Wie in den Vorjahren hat das internationale Auswanderer-Portal InterNations auch dieses Jahr wieder tausende Mitglieder nach ihren Erfahrungen im Ausland gefragt. Entstanden ist ein Ranking der besten und schlechtesten Länder zum Leben und Arbeiten für Expats. Deutschland schnitt dabei diesmal noch schlechter ab als bereits in den vergangenen Jahren. TRAVELBOOK kennt die Gründe und auch die weiteren Platzierungen des Reports „Expat Insider“ 2024.
Welche sind die besten Länder zum Leben und Arbeiten weltweit für Auswanderer? Um das herauszufinden, wurden im Rahmen einer Umfrage der Expat-Plattform InterNations 12.543 Auswanderer mit 175 Nationalitäten aus 174 Ländern befragt. Bei den Teilnehmern handelt es sich um Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in ein anderes Land gezogen sind – der Liebe wegen, aus Abenteuerlust, als Rentner oder aus Jobgründen. Voraussetzung, um als Land berücksichtigt zu werden, war eine Mindestzahl von 50 Umfrageteilnehmern. In diesem Jahr schafften es 53 Länder in das Ranking.
Übersicht
- Das Ranking
- Das beste Land für Auswanderer 2024 ist …
- Mexiko macht Expats glücklich
- Auswanderer in Indonesien haben die beste Work-Life-Balance weltweit
- Die besten und schlechtesten Länder für Auswanderer 2024 im Überblick
- Die Schlusslichter des Rankings
- Deutschland auf Platz 50 von 53 – das sind die Gründe
- Kritik am Ranking
Das Ranking
Die Studienteilnehmer sollten ihre neue Heimat in der Umfrage anhand von 53 Kriterien bewerten. Dabei ging es unter anderem um die Lebensqualität, die finanzielle Situation und die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz sowie Jobaussichten, vorhandene Freizeitangebote, persönlich empfundene Sicherheit oder auch die Gastfreundlichkeit der Einheimischen. Außerdem wurden Themen wie die digitale Infrastruktur, das Klima, Verwaltung, Wohnen und Sprache thematisiert. Die Auswanderer machten Angaben auf einer Skala von eins bis sieben.
Der Schwerpunkt der Umfrage lag auf der persönlichen Zufriedenheit mit den einzelnen Bereichen, faktische wie emotionale Aspekte wogen gleichermaßen. Daten aus offiziellen Quellen wurden nicht einbezogen. Diese Kriterien wurden von InterNations zu 16 Kategorien zusammengefasst. Aus den Ergebnissen entstanden fünf Indexe zu einzelnen Lebensbereichen: Lebensqualität, einfache Eingewöhnung, Arbeiten im Ausland, persönliche Finanzen und Wesentliches für Auswanderer. Kombiniert mit den Antworten zu der Frage „Wie glücklich sind Sie mit Ihrem Leben im Ausland insgesamt?“ wurde aus diesen Indexen das Ranking der besten und schlechtesten Länder weltweit für Auswanderer ermittelt. Die Umfrage fand im Februar 2024 statt.
Das beste Land für Auswanderer 2024 ist …
… Panama. Das kleine zentralamerikanische Land zwischen Costa Rica und Kolumbien verspricht nicht nur Traumstrände an der Karibik- und Pazifikküste, es bietet auch etlichen glücklichen Auswanderern ein neues Zuhause. Mehr als vier von fünf Expats sind hier glücklich, in Zahlen 82 Prozent – im Vergleich zu den 68 Prozent glücklicher Auswanderer weltweit.
Und was macht die Panama-Einwanderer so glücklich? Fast Dreiviertel berichten mit Zufriedenheit von ihrer finanziellen Situation, ganze 20 Prozent mehr als der globale Durchschnitt. 88 Prozent empfinden ihr zur Verfügung stehendes Haushaltseinkommen als hoch genug oder mehr als genug. Ein weiterer Aspekt ist der erschwingliche Wohnraum, der obendrein im weltweiten Vergleich auch am einfachsten zu finden ist. Fast ein Drittel der Auswanderer ist bereits pensioniert, doch auch im Index zum Arbeiten im Ausland schafft Panama es auf einen soliden zwölften Platz. Hinsichtlich der Work-Life-Balance brilliert das Land mit dem dritten Platz, die Arbeitsstunden liegen auf dem siebten. Fast die Hälfte der Auswanderer in Panama arbeitet übrigens remote. Auch wesentliche Themen wie Sprache, Digitales und Visa schneiden in Panama besonders gut ab.
Am schlechtesten steht Panama mit seinem 16. Platz im Index zur Lebensqualität da. Zugleich fühlen sich die Auswanderer jedoch zu 90 Prozent sicher und auch die Gesundheitsversorgung scheint mit ihrem 15. Platz solide. Nicht allzu verfügbar ist hingegen das günstige öffentlichen Verkehrssystem, weit schlechter steht es jedoch um die Infrastruktur für Autos. Gleichzeitig erfreuen sich die Auswanderer jedoch an gut erreichbaren Freizeitmöglichkeiten und dem angenehmen Klima.
Und wie gestaltet sich das Ankommen in Panama? Hier rankt das Land auf dem siebten Platz und die Auswanderer berichten, dass sie sich zu 73 Prozent zu Hause und zu 81 Prozent willkommen fühlen. Drei Viertel empfanden auch das Ankommen in den lokalen Gepflogenheiten einfach. Richtig gut gestaltet sich offenbar das Sozialleben (2. Platz) und auch Freunde fanden die Auswanderer bislang recht leicht (7. Platz). Mehr als zwei von fünf Expats stimmten völlig zu, dass die Einwohner Panamas Einwanderern gegenüber freundlich eingestellt sind.
Mexiko macht Expats glücklich
Das zweitplatzierte Land im diesjährigen Index der besten Länder für Auswanderer ist Mexiko. Aus diesem berichten fast neun von zehn Expats, dass sie dort glücklich sind. Ein Grund dafür dürfte das einfache Ankommen sein, ebenso wie die große Freundlichkeit der Mexikaner, die vielen der Auswanderer das Gefühl gaben, willkommen zu sein. Die Auswanderer berichten, dass es einfach sei, in der Kultur anzukommen und Freunde zu finden. Und mehr als Dreiviertel fühlen sich in Mexiko inzwischen zu Hause. Auch günstiger Wohnraum ist leicht zu finden und ein Visum gut zu bekommen, fast die Hälfte findet jedoch die Bürokratie schwierig zu handhaben.
Richtig gut scheint es in Mexiko inzwischen um die Arbeitssituation für Einwanderer zu stehen, kletterte das Land innerhalb eines Jahres vom 22. auf den achten Platz. Allerdings arbeitet nur etwas mehr als die Hälfte der Auswanderer in Mexiko überhaupt noch. Diejenigen, die es tun, freuen sich über den Arbeitsmarkt, ihre Karrierechancen und ihre Work-Life-Balance.
Ein Manko in Mexiko ist jedoch die Sicherheit: Weniger als zwei Drittel beziehungsweise 66 Prozent fühlen sich dort sicher. Der weltweite Durchschnitt liegt dagegen bei 80 Prozent.
Auswanderer in Indonesien haben die beste Work-Life-Balance weltweit
Das dritte der besten Länder für Auswanderer ist in diesem Jahr Indonesien. Das südostasiatische Land überzeugte seine Einwanderer mit geringen Kosten, den zweitfreundlichsten Menschen und der besten Work-Life-Balance weltweit. 84 Prozent der dort lebenden Studienteilnehmer gaben an, in ihrer neuen Heimat glücklich zu sein. 85 Prozent fühlen sich willkommen und in ihrem neuen Zuhause angekommen.
Hinsichtlich der Arbeitssituation hat Indonesien einen großen Sprung geschafft: vom 27. Platz in 2023 landete das Land in diesem Jahr auf dem neunten Platz weltweit. Das liegt unter anderem an kurzen Arbeitstagen, guten Karrierechancen und einer generell großen Zufriedenheit im Job. Und auch hinsichtlich der persönlichen Finanzen steht Indonesien mit geringen Lebenshaltungskosten und günstigem Wohnraum gut da. So wird in dem Report etwa ein US-Amerikaner zitiert, der sagt: „Um komfortabel leben zu können, braucht man hier definitiv weniger Geld.“
Schwierigkeiten haben Auswanderer in Indonesien vor allem mit dem nicht allzu schnellen Internet, Möglichkeiten, bargeldlos zu bezahlen, Onlinezugängen zur Verwaltung sowie der Restriktion verschiedener Onlineangebote, wie zum Beispiel Social Media. Schlimmer steht es jedoch um verschiedene Bereiche, die die Lebensqualität betreffen, darunter die wenig zufriedenstellende Gesundheitsversorgung und die mitunter schlechte Luftqualität. Dahingegen freuen sich jedoch auch etliche über das großartige Klima und Wetter, die kulinarische Vielfalt und das Kultur- und Nachtleben.
Die besten und schlechtesten Länder für Auswanderer 2024 im Überblick
- Panama
- Mexiko
- Indonesien
- Spanien
- Kolumbien
- Thailand
- Brasilien
- Vietnam
- Philippinen
- Vereinigte Arabische Emirate
- Costa Rica
- Oman
- Saudi-Arabien
- Kenia
- Portugal
- Australien
- Katar
- Belgien
- China
- Luxemburg
- Hong Kong
- Malaysia
- Südkorea
- Österreich
- Dänemark
- Niederlande
- Griechenland
- Polen
- Südafrika
- Singapur
- Neuseeland
- Indien
- Bahrain
- Schweiz
- USA
- Zypern
- Japan
- Frankreich
- Tschechien
- Chile
- Ägypten
- Schweden
- Ungarn
- Vereinigtes Königreich
- Irland
- Malta
- Italien
- Norwegen
- Kanada
- Deutschland
- Finnland
- Türkei
- Kuwait
Die Schlusslichter des Rankings
Den letzten Platz des Rankings belegt bereits zum siebten Mal in Folge Kuwait. Als Gründe dafür nennen die Befragten unter anderem, dass die Einheimischen gegenüber Einwanderern nicht sonderlich freundlich seien und bewerteten ihr Sozialleben überwiegend negativ. Auch Klima und Umgebung gefallen vielen nicht. Mehr als zwei Drittel zogen aus Jobgründen nach Kuwait – die Situation vor Ort ist aber alles andere als vielversprechend.
Die Türkei liegt im Gesamtranking auf dem vorletzten Platz und auf dem letzten, wenn es um das Arbeiten im Ausland geht. Fast ein Drittel der Expats ist mit dem Leben hier unglücklich, was neben der schlechten Arbeitssituation auch der schlechten wirtschaftlichen Lage geschuldet ist. Auch die Sprache, das digitale Leben und die Bürokratie bereiten den Zugezogenen große Schwierigkeiten. Mehr als ein Drittel moniert außerdem, dass sie nicht offen ihre Meinung äußern können. Auch in der Türkei sind die Einwohner laut einem Drittel der Bewertungen nicht unbedingt freundlich zu Expats und diese entsprechend unglücklich mit ihrem Sozialleben.
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Deutschland auf Platz 50 von 53 – das sind die Gründe
Deutschland rutscht in den Umfragewerten des Expat Insiders immer tiefer. Tatsächlich bekam das Land in diesem Jahr den schlechtesten Platz seit Beginn des Reports im Jahr 2014. Deutschland ist auf dem 50. von 53 Plätzen. Wieso sind Expats mit Deutschland so unzufrieden?
Blickt man auf die verschiedene Indexe, sieht man, dass der Unmut der Einwanderer schon bei der Ankunft beginnt: Deutschland liegt auf dem weltweit 51. Platz, wenn es um die Einfachheit des Ankommens geht. So finden es viele Einwanderer in Deutschland schwer oder mindestens langwierig, neue Freundschaften zu schließen. 32 Prozent fühlen sich nicht willkommen und 41 Prozent nicht zu Hause. So ist es kaum verwunderlich, dass nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Expats in Deutschland glücklich ist. Ein Einwanderer aus Ghana schreibt etwa: „Ich empfinde die Kultur als super isolierend und verkrampft. Es ist fast unmöglich Freundschaften zu schließen und ich habe immer Angst, irgendeine Regel zu verletzen.“
„Die Bürokratie ist niederschmetternd“
Noch schlimmer steht es um die für Auswanderer wesentlichen Dinge. Der entsprechende Index zeigt Deutschland hierbei auf dem letzten Platz. So erklärt etwa ein kanadischer Expat: „Die Bürokratie ist niederschmetternd und für Ausländer nicht leicht zu bewältigen. Es gibt wenig Unterstützung für Expats. Nur wenige Dienstleistungen sind online verfügbar.“ Wenig überraschend liegt Deutschland mit Verwaltungsangelegenheiten auf dem 45. Platz und rund zwei von drei Expats finden den Umgang mit den Behörden schwierig. Und in Sachen Digitalisierung wird Deutschland sogar mit dem letzten Platz abgestraft, unter anderem für zu langsames Internet und die weiterhin oftmals auftretenden Schwierigkeiten, bargeldlos zu bezahlen.
Erschwerend kommt die Sprachbarriere hinzu, die Deutschland auf den 50. Platz dieser Kategorie befördert. Nicht nur empfinden viele Auswanderer Deutsch als eine schwer zu erlernende Sprache, mehr als die Hälfte bemängelt auch, dass man vielerorts noch immer nicht ohne Deutsch zu sprechen zurechtkommt. Und nicht nur, dass sie die Sprache nicht verstehen, Auswanderern wird in ihrer misslichen Lage auch nicht unbedingt freundlich begegnet. So befinden sich vier der sechs deutschen Städte im Städte-Ranking des Expat Insider Reports (TRAVELBOOK berichtete) in den Flop 10 in Sachen Freundlichkeit, Berlin liegt auf dem letzten Platz. Köln und Düsseldorf schaffen es immerhin ins hintere Mittelfeld.
Wo es in Deutschland für Expats gut funktioniert
Punkten kann Deutschland mit der Verfügbarkeit umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen, mit denen es weltweit den siebten Platz besetzt. Auch die natürlichen und städtischen Umgebungen gefallen den meisten Expats. Zudem empfinden viele die Arbeitssituation weiterhin so gut, dass das Land hier einen moderaten 23. Platz belegt. Besonders die Jobsicherheit erfreut die Einwanderer, von denen ganze 60 Prozent wegen der besseren Karrierechancen nach Deutschland gezogen sind. Wirklich zufrieden mit ihrer Arbeit ist dann jedoch nur knapp mehr als die Hälfte.
Die Lebensqualität in Deutschland liegt für Auswanderer immerhin im Mittelfeld (27. Platz), fiel im Vergleich zum Vorjahr aber um neun Plätze. So sei die Gesundheitsversorgung zwar bezahlbar, es sei aber schwer ranzukommen, berichten die befragten Einwanderer. Hinsichtlich der persönlichen Sicherheit und politischen Stabilität rankt Deutschland etwas höher als der weltweite Schnitt: 81 Prozent der Expats fühlen sich in Deutschland sicher, 80 Prozent weltweit. Die politische Stabilität liegt bei 65 Prozent, im Vergleich zu den weltweiten 59 Prozent, hat dieses Jahr aber ganze elf Plätze verloren. Angesichts der letzten Wahlergebnisse nicht allzu verwunderlich. Am besten steht es in diesem Index um die Reise-Kategorie. Die Autoren der Studie erklären das mit der Einführung des Deutschlandtickets. Neun von zehn Einwanderern bewerten die Reisemöglichkeiten in Deutschland insgesamt positiv.
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Kritik am Ranking
Da Antworten von 50 Umfrageteilnehmern pro Land ausreichten, um die jeweilige Nation ins Ranking aufzunehmen, ist die Studie nicht wirklich repräsentativ. Zudem blieben viele Auswanderer, die nicht an der Umfrage teilnehmen konnten – oder sich je nach Land womöglich aus Angst vor Repressalien nicht zu den Bedingungen äußern wollten –, in der Umfrage unberücksichtigt.