11. Juli 2023, 9:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Jedes Jahr befragt das weltweite Auswanderer-Netzwerk InterNations seine Mitglieder in einer großen Umfrage nach ihren Erfahrungen im Ausland. Dabei geht es darum, in welchen Ländern die Bedingungen zum Leben und Arbeiten auch für sogenannte Expats – von internationalen Unternehmen ins Ausland entsandte Mitarbeiter – am besten sind. Deutschland schnitt dabei diesmal noch schlechter ab als im vergangenen Jahr. TRAVELBOOK kennt die Gründe und auch die weiteren Platzierungen des Expat Insider Reports 2023.
Welche sind die besten Länder zum Leben und Arbeiten weltweit? Um das herauszufinden, wurden im Rahmen der Umfrage des Auswanderer-Netzwerks InterNations insgesamt 12.000 Auswanderer mit 177 Nationalitäten aus 172 Ländern befragt. Bei den Teilnehmern handelt es sich um Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in ein anderes Land gezogen sind – der Liebe wegen, aus Abenteuerlust oder etwa aus Jobgründen. Bei Letzteren handelt es sich vor allem um Expats, also von Firmen ins Ausland versetzte Mitarbeiter. Voraussetzung, als Land berücksichtigt zu werden, war eine Mindestzahl von 50 Umfrageteilnehmern.
Übersicht
Umfrage beinhaltet 56 Kriterien
Für die Studie sollten die Auswanderer Angaben zu 56 verschiedenen Kriterien bezüglich ihrer vorübergehenden oder dauerhaften neuen Heimat machen. Dazu zählen seit jeher etwa die Lebensqualität, die finanzielle Situation und Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz sowie Jobaussichten, vorhandene Freizeitangebote, persönlich empfundene Sicherheit und die Gastfreundlichkeit der Einheimischen. Seit dem vergangenen Jahr umfasst das Ranking auch Themen wie digitale Infrastruktur, Verwaltung, Wohnen und Sprache. Unschön: Hier belegt Deutschland im aktuellen Ranking den weltweit letzten Platz.
Deutschland nur auf Platz 49 von 53 – das sind die Gründe
Tatsächlich schneidet Deutschland kontinuierlich schlechter ab. Nach immerhin noch Platz 36 im Jahr 2021 war es beim letztjährigen Ranking der wenig rühmliche Platz 42 (von damals 52). Von 2022 auf 2023 musste die Bundesrepublik weitere sieben Platzierungen einbüßen.
„Digitalisierung ‚made in Germany‘ ist ein Witz“
In der Studie werden auch O-Töne von Teilnehmern dargestellt. So moniert ein Expat aus Frankreich: „Es ist oft unmöglich, mit Karte zu zahlen. Digitalisierung ‚made in Germany‘ ist ein Witz.“ Neben dem schwachen Digitalisierungsstand im Land haben es Auswanderer demnach auch aufgrund der Sprachbarriere schwer, in Deutschland Fuß zu fassen. Wie ebenso im vergangenen Jahr sind eine starre Bürokratie und angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt wesentliche Kritikpunkte. Weiterhin zählen laut der Umfrage die Deutschen zu den unfreundlichsten Menschen weltweit und erschweren die „Eingewöhnung im Ausland“ – so eine der abgefragten Kategorien – auch in anderen Bereichen. 55 Prozent gaben an, Schwierigkeiten dabei zu haben, mit Einheimischen Freundschaft zu schließen. „Ich kann hier keine neuen Leute kennenlernen und niemand will wirklich Zeit mit mir verbringen“, so der Eindruck eines US-amerikanischen Befragten.
Wo Deutschland Punkte aufholt
Doch es gab für Deutschland in anderen Bereichen auch positive Bewertungen. Was den Arbeitsmarkt und die Arbeitsplatzsicherheit betrifft, schaffte es Deutschland immerhin unter die besten fünf weltweit. Daneben wurde auch die Infrastruktur für Autos positiv bewertet, ebenso die gute Verfügbarkeit umweltfreundlicher Waren und Dienstleistungen.
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Die Schlusslichter des Rankings
Den letzten Platz des Rankings belegt Kuwait, so war es bereits im vergangenen Jahr. Als Gründe dafür nennen die Befragten, ihre Meinung nicht frei äußern und ihre Persönlichkeit nicht entfalten zu können. Daneben seien die Einheimischen unfreundlich, die Befragten bewerteten ihr Sozialleben daher negativ.
Die 10 unbeliebtesten Länder zum Leben und Arbeiten:
- 53: Kuwait
- 52: Norwegen
- 51: Türkei
- 50: Südkorea
- 49: Deutschland
- 48: Südafrika
- 47: Italien
- 46: Malta
- 45: Neuseeland
- 44: Japan
Die letztplatzierten Länder haben alle gemeinsam, dass Zugezogene aus dem Ausland sich nach einigen Angaben dort nur schlecht einleben können. Größere Unterschiede gibt es bei den Antworten zum Thema Arbeiten im Ausland. Wie Deutschland erhielt auch Norwegen, das den letzten Platz des Rankings gerade noch verfehlte, hier einige Punkte. Die insgesamt besser bewerteten Türkei, Kuwait und Südkorea schnitten hier wesentlich schlechter ab.
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Mexiko erneut auf Platz 1 des Expat Insider Reports
An der Spitze hat sich nicht viel getan. So konnte Mexiko seinen ersten Platz aus dem vergangenen Jahr verteidigen. Die Befragten schätzen vor allem die Freundlichkeit der Bevölkerung und dass es besonders leicht sei, mit Einheimischen Freundschaft zu schließen. Auch bei den Themen digitale Infrastruktur, Wohnen, Sprache und Verwaltung schneidet Mexiko vergleichsweise gut ab. Zuletzt lieben Ausländer in Mexiko die kulinarische Vielfalt und Gastronomie sowie die Natur und Umwelt.
Den zweiten Platz belegt Spanien, gefolgt von Panama, Malaysia und Taiwan. Die fünf Länder punkten vor allem beim Thema persönliche Finanzen. Auffällig sind die Unterschiede hinsichtlich der Lebensqualität: Hier belegt Spanien den ersten und Taiwan den zweiten Platz, während die Philippinen – insgesamt unter den Top Ten – in dieser Kategorie auf einen schlechten Platz 48 gewählt wurde.
Die 10 beliebtesten Länder zum Auswandern laut Expat Insider Reports 2021:
- 1: Mexiko
- 2: Spanien
- 3: Panama
- 4: Malaysia
- 5: Taiwan
- 6: Thailand
- 7: Costa Rica
- 8: Philippinen
- 9: Bahrain
- 10: Portugal
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Kritik am Ranking
Da Antworten von 50 Umfrageteilnehmern pro Land ausreichten, um die jeweilige Nation ins Ranking aufzunehmen, ist die Studie nicht wirklich repräsentativ. Zudem blieben viele Auswanderer, die nicht an der Umfrage teilnehmen konnten – oder sich je nach Land womöglich aus Angst vor Repressalien nicht zu den Bedingungen äußern wollten –, in der Umfrage unberücksichtigt.