Unter dem Motto „ein Fremder ist ein Freund, den man noch nicht kennt“ reist Thor um die ganze Welt – und das, ohne ein einziges Mal in ein Flugzeug zu steigen. Das Abenteuer soll zeigen, dass die Welt viel besser ist, als es auf den ersten Blick den Anschein macht. TRAVELBOOK hat mit dem Dänen über seine Weltreise gesprochen.
Begonnen hat das Abenteuer „Once upon a Saga“ am 10.10.2013 um 10 Uhr 10. Der Däne Torbjørn C. Pedersen, kurz Thor, beginnt seine Reise um die Welt. Und dabei handelt es sich nicht um eine 08/15-Weltreise, Thor will wirklich jedes einzelne Land bereisen – und dafür nicht ein einziges Mal in ein Flugzeug steigen. Eine Reise, die so vor ihm noch niemand gemacht hat. Die Regeln für sein Abenteuer sind einfach: Non-Stop reisen, jedes Land einmal besuchen, und mindestens 24 Stunden in dem Land verbringen, kein Flugzeug nutzen und das Wichtigste: Dabei die beste Seite der Menschheit zum Vorschein bringen.
Denn Thors Abenteuer hat einen guten Grund: Er möchte Aufmerksamkeit schaffen. Einerseits ist es ihm wichtig, auf die die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung aufmerksam zu machen und zum Spenden anzuregen. Andererseits möchte er die positiven Erfahrungen teilen, die er in jedem Land macht, um ein Gegenbild zu den gängigen Medien zu schaffen. Von vielen Ländern, sagt Thor, kennen wir nur die negativen Seiten. „Ich versuche den Menschen die Welt so zu zeigen, wie ich sie sehe, um das Ungleichgewicht auszugleichen. Ich denke mal, es ist die Art, wie die Medien die Welt normalerweise porträtieren. Dadurch wirkt alles so düster und hoffnungslos. Dabei sind die meisten Menschen wirklich nur Menschen. Sie kümmern sich um ihre Familie, verbringen Zeit mit Freunden, genießen gutes Essen, tanzen zu Musik, stehen im Stau, gehen zur Arbeit, lernen, spielen Candy Crush und machen Selfies. Das ist etwas, was ich in allen Ländern beobachtet habe. Auch in Konfliktländern.“
Bis zu 17 Tage auf hoher See
Um von A nach B zu kommen setzt Thor nicht auf Flugzeuge, sondern greift auf andere Fortbewegungsmöglichkeiten zurück: „Züge, Busse, Taxen, Fähren… Manchmal gehe ich an Bord von Fischdampfern, Fischerbooten, Containerschiffen und anderen Schiffen, um eine abgelegene Insel zu erreichen oder den Ozean zu überqueren. Doch meist reise ich auf dem Land“, sagt der Reisende zu TRAVELBOOK. Länger als 17 Tage am Stück war er bislang noch nicht auf hoher See, verrät er.
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Bisher ist Thor in 37 europäischen Ländern gewesen, hat den Nord-Atlantik überquert und ganz Amerika erkundet: Er war in Nord-, Mittel-, Südamerika und hat auch die Karibik besucht. Aktuell ist Thor in Afrika, genauer gesagt im Sudan. „Ich habe bis jetzt 125 Länder besucht, 5 fehlen mir noch in Afrika“, sagt er.
Gerade ist dabei, sich ein Visum für Eritrea zu organisieren, was sehr schwierig ist für Reisende aus westlichen Ländern. Aber seine Aussichten sind dennoch sehr rosig – denn am 26. Februar wird wohl, mal wieder, seine Verlobte zu ihm stoßen. „Das wäre dann in Ägypten“, verrät er. Bis dahin hat er also Zeit, in den Norden Afrikas kommen.
Sobald er alle afrikanischen Länder besucht hat, will er zurück nach Europa reisen. Von dort aus will er den Mittleren Osten erkunden, um dann über Asien nach Neuseeland und Australien zu reisen, bevor er sein Abenteuer auf den Malediven beendet. Insgesamt 203 Länder will er am Ende seiner Reise, mit der er 2019 rechnet, besucht haben.
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20 Dollar pro Tag
Sein Tagesbudget liegt durchschnittlich bei nur 20 US-Dollar. Die Kosten für Transport, Lebensmittel, Unterkunft und Visa müssen mit dem Geld abgedeckt werden. Wenn Thor in teuren Ländern über sein Tagesbudget kommt, gleicht er dies in den günstigeren Ländern wieder aus. Seit April 2016 finanziert er sich selbst, davor wurde er gesponsort.
Doch das große Abenteuer hat auch Nachteile: „Es ist nicht einfach, so lange von Zuhause weg zu sein. Seit mehr als drei Jahren war ich inzwischen nicht mehr in Dänemark“, sagt er. Auch das Beantragen der Visa und das Organisieren der Mitfahrgelegenheiten über das Meer rauben ihm manchmal die Nerven.
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Viele Menschen würden „Once upon a Saga“ nicht ernst nehmen, was Thor manchmal ärgert: „Ich sehe, wie viel Angst viele Menschen vor der Welt haben und wie viele Menschen manchmal nur schlechte Dinge über andere Länder wissen, in denen sie aber nie gewesen sind. Ich denke, die Saga ist sehr wichtig in der Zeit in der wir leben.“
In Island ist alles möglich
Auf die Frage, ob er einen Lieblingsort hat, wusste Thor keine direkte Antwort – jedes Land hat seine schönen Seiten und es sei auch von seiner Stimmung abhängig, wo es ihm gerade gefalle. Dennoch meint er, sollte er einst nicht mehr in Dänemark leben, dass Island vermutlich das Land seiner Wahl wäre. „Island ist aus vielen Gründen ein wundervolles Land: Es ist wunderschön, abenteuerlich, spaßig, aufregend, hat gutes Essen und nette Menschen… Aber was mich wirklich beeindruckt ist ihre ‚can do‘-Haltung. Es ist, als sei nichts unmöglich in Island.“
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Einen Ort, an dem es ihm überhaupt nicht gefallen habe, gibt es nicht, verrät Thor. Er konzentriert sich auf das Positive. Die Motivation, das Schöne in der Welt zu zeigen hat auch seine Sicht auf die Dinge verändert: „Es gibt immer etwas Gutes und weil ich meinen Fokus darauf lenke, sehe ich all die Länder im Nachhinein positiv und erinnere mich an die schönen Erfahrungen.“
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Betrunkene Männer in der Nacht und vier Tage Sturm
Doch auf einer Reise, wie Thor sie macht, kommt man nicht umhin, einige nicht so schöne Erfahrungen zu sammeln, die man trotz Fokus auf das Positive nicht so schnell vergisst. Thor erzählt TRAVELBOOK von abenteuerlichen Momenten: „Ich fuhr mitten in der Nacht in einem Taxi eine dreckige Straße im Dschungel nahe der Kamerun-Kongo-Grenze entlang, als uns drei Männer in Militäruniformen anhielten und anfingen, uns Fragen zu stellen. Sie waren sehr betrunken, bewaffnet und feindselig. Ich dachte: Das war’s jetzt!“ Weit und breit war kein Mensch zu sehen, geschweige denn ein Haus. Doch Thor hatte Glück: Nach einer Dreiviertelstunde ließen die Männer ihn und den Fahrer gehen, worauf die zwei sich so schnell wie möglich davonmachten.
Auch auf hoher See hat Thor einige angsteinflößende Erfahrungen gemacht. Als er in einem Containerschiff unterwegs war, kam der Frachter in einen heftigen Sturm und wurde von den Wellen hin und her geschleudert. Man konnte kaum essen, geschweige denn duschen oder in Ruhe schlafen. Thor war sich sicher, dass er nun in ernsthaften Schwierigkeiten stecken würde. „Ich erinnere mich, wie ich auf der Brücke mit den Offizieren stand und dabei zusah, wie die Wellen über den Containern zerschmetterten! Ich fragte ruhig: ‘Ist das normal?‘ Alle lachten und jemand sagte: ‘Junge, das ist gar nichts!‘“ Der Sturm hielt vier Tage an.
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Eine Reise, die verändert
Wie es mit solchen Reisen so ist, prägen sie den Charakter eines Menschen wie kaum ein anderes Erlebnis. Man lernt Dinge, die man sonst nie gelernt hätte, trifft Fremde, die zu Freunden werden und sieht Orte, die den meisten verwehrt bleiben. Neben den unzähligen Freunden, die Thor auf der Reise fand, habe er auch viel gelernt: Seine Fähigkeit, Menschen zu verstehen, sich zu orientieren, auf neue Situationen und Kulturen einzulassen und Probleme zu lösen habe sich verbessert, sagt der Däne. „Insgesamt habe ich eine viel positivere Wahrnehmung von der Welt in der wir leben. Wir sind weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber es wird besser und wir haben eine Chance.“
Wer Thors Abenteuer weiter verfolgen möchte, kann dies auf seinem Blog „Once Upon a Saga“ und auf den anderen gängigen Social Media-Portalen tun. „Ich genieße die Möglichkeit, so viele Menschen zu inspirieren, informieren und zu unterhalten.“