19. Dezember 2017, 17:21 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es war der Traum eines überaus erfolgreichen schottischen Geschäftsmanns: Der Waffenhändler Francis Bannerman baute sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer Insel im Hudson River ein pompöses Schloss. Dieses diente aber nicht als Wohnsitz, sondern als Munitionslager – bis es in die Luft flog.
Wer von New York City aus etwa 100 Kilometer mit dem Zug der Metro North-Hudson-Line fährt, der wird beim Aus-dem-Fenster-Gucken seinen Augen nicht trauen – denn nur unweit entfernt der wohl modernsten Millionen-Metropole der USA erheben sich auf einer kleinen Inseln im Hudson River Ruinen, die wie die Überreste eines alten Schlosses aussehen. Und genau das sind sie auch, denn hier, auf Pollepel Island, liegt Bannerman Castle – das wohl explosivste Schloss der Welt.
Und das ist wörtlich zu verstehen, denn das ab 1901 von dem schottischen Geschäftsmann Francis Bannerman errichtete Monument diente seinerzeit als Lager für dessen immenses Arsenal an Waffen, die er als Händler im Laufe verschiedener Kriege zusammengetragen hatte und je nach Bedarf und Nachfrage auch wieder veräußerte. Der Bau war damals wohl eine Mischung aus Größenwahn und reiner Notwendigkeit, denn Bannerman hatte sagenhafte 90 Prozent aller militärischen Devotionalien aus dem Amerikanisch-Spanischen Krieg (1898) bei einer Auktion erstanden und brauchte einen Lagerplatz dafür – sein bisheriger mitten in New York City kam wegen der absurden Menge an ersteigertem Schwarzpulver nicht in Frage, weil zu gefährlich.
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Der gefährlichste Ort in New York
Die „New York Times“ schreibt daher, Bannerman Castle sei seinerzeit der gefährlichste Ort im ganzen Bundesstaat New York gewesen. Das Schloss sowie ein kleineres Wohnschloss ließ der Geschäftsmann als Zeugnis seines schottischen Erbes auf der Insel errichten, denn die Familie Bannerman war laut der Seite „Hudson River“ 1854 aus Schottland immigriert und startete alsbald ihr Geschäft mit Armeebedarf und Waffen.
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Bannerman Junior fing bereits mit 13 Jahren seine Karriere an und war als Händler dann offenbar so erfolgreich, dass die Webseite sogar behauptet, schätzungsweise die Hälfte aller heute in den gesamten USA zu Erinnerungszwecken ausgestellten Kanonen seien einst über Bannerman ge- oder verkauft worden. Auch habe er während des russisch-japanischen Krieges einmal eine Bestellung über 20 Millionen Patronen und 100.000 Gegenstände wie Gewehre und Sättel angenommen. Seine Kataloge waren wahre Bücher und sind noch heute bei Waffensammlern und -liebhabern heiß begehrt.
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Explosionen, Feuer und Mord
Zwei Jahre nach Bannermans Tod kam es im Jahr 1920 schließlich zu einer gewaltigen Explosion auf seiner Insel, die sein Waffenlager zum großen Teil vernichtete – Familie Bannerman lebte dennoch etliche Jahre weiter in ihrem Privatschloss auf der Insel, ihr Geschäft mit den Waffen erhielt sie bis in die Siebziger Jahre aufrecht. 1967 verkaufte die Familie die Insel dann an den Staat New York – man wollte hier eigentlich einen öffentlichen Park errichten, doch diese Pläne wurden durch ein verheerendes Feuer zunichte gemacht, welches alle Gebäude auf der Insel zerstörte. Nur die Fassade des alten Waffenlager-Schlosses blieben erhalten.
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2015 machte die explosive Insel noch einmal Schlagzeilen, als vor den Ufern der Insel ein Mann bei einer Kayaktour ertrank – wie sich später herausstellte, hatte dessen Verlobte ihn absichtlich ertrinken lassen, nachdem sie sein Kayak präpariert hatte. Wer die Insel heute besuchen möchte, der kann über den 1992 gegründeten Bannerman Castle Trust eine geführte Tour buchen. Alleine sollte man die Insel auf keinen Fall betreten, denn bei den alten Ruinen besteht natürlich Einsturzgefahr.