6. Oktober 2017, 14:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der Sophienheilstätte nahe des Kurorts Bad Berka in Thüringen wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts Lungenkranke behandelt. Hunderte Menschen starben hier an Tuberkulose. Heute ist das Gebäude, das aussieht wie ein riesiges Hexenhaus, verlassen – und zieht nicht nur Urban Explorer, sondern auch Geisterjäger an.
Inmitten eines riesigen Waldgebiets, knapp vier Kilometer vom Stadtzentrum Bad Berka entfernt liegt die Sophienheilstätte. Die ehemalige Heilanstalt für Lungenkranke wurde 1898 eröffnet – vornehmlich, um Patienten mit Tuberkulose zu behandeln. Was ein Grund für die isolierte Lage der Klinik ist, denn die „weiße Pest“, wie die Krankheit auch genannt wird, ist hochansteckend, die Hygiene-Regeln waren schon zu damaligen Zeiten sehr streng. Dazu soll unter anderem mehrmaliges Duschen am Tag gehört haben.
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Gruselklinik beliebt bei Geisterjägern
Von außen sieht das Haus noch fast so aus wie früher: ein lang gestrecktes, drei bis vierstöckiges Gebäude mit Holzfachwerk, gelbem Anstrich und rotem Sandstein-Sockel. Nur die Fensterverschläge aus dunklem Holz deuten darauf hin, dass es sich bei der Sophienheilstätte um einen sogenannten „Lost Place“ handelt, also einen Ort, der verlassen ist und verrottet – ähnlich wie der Krankenhaus-Komplez Beelitz-Heilstätten. Schauplätze wie diese ziehen nicht nur Urban Explorer an, also solche, die verlassene Orte erkunden und mitunter auch fotografieren, sondern oft Geisterjäger, die hier hoffen, auf Gestalten aus dem Jenseits zu treffen. Leider geht dies oft mit Vandalismus und Zerstörung der Gebäude einher.
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Nichts außer kahler Wände
So gibt es auch in der Sophienheilstätte keinerlei Einrichtungsgegenstände oder andere medizinischen Geräte mehr. Kapelle, Küche, Zimmer – alles wurde geplündert. Die Wände sind mit Kritzeleien beschmiert. Einzig die Türen und Kacheln des ehemaligen Krankenhauses scheinen noch original erhalten zu sein.
Eine Besonderheit, die Boning und Meinecke entdecken, sind kleine, durchsichtige Glas-Quadrate an den oberen Ecken der Türen. Wie ein ehemaliger Arzt der Sophienheilstätte in der Doku erklärt, handelt es sich dabei nicht um gewöhnliche Türspione, sondern damit haben die Nachtschwestern überprüft, ob das Licht in den Patientengängen aus war.
Denn als es noch keine Tabletten gegen Tuberkulose gab, und das Antibiotikum noch nicht erfunden war, behandelte man die Kranken vor allem mit Liegekuren. Dabei mussten sie – wie der Name schon sagt – einfach liegen. Und zwar stundenlang. Das wurde von den Schwestern strengstens überprüft. Wer sich nicht daran gehalten hat, soll sogar der Klinik verwiesen worden sein. Auch frische Luft, Hygiene und gesundes Essen gehörten zu den Therapiemaßnahmen. Trotzdem litten und starben hier Hunderte Menschen, und vor allem solche, die den Spukgeschichten Glauben schenken, sind überzeugt, dass die Seelen der Verstorbenen bis heute hier verweilen.
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Überall Spuren von Zerstörung und Verfall
Heute kann man nur noch erahnen, wie es hier damals im Inneren ausgesehen hat. Die Scheiben sind zerbrochen, das Stäbchen-Parkett auf dem Boden, beispielsweise in der Kapelle, ist kaputt, und auch die ehemaligen Arzt-Wohnungen im Obergeschoss des Hauses sind teilweise zerstört. Zwar steht das Haus unter Denkmalschutz, doch obwohl man auf Nachfrage von TRAVELBOOK bei der Thüringer Denkmalpflege bestätigt, dass der jetzige Eigentümer Sorge für den Erhalt tragen müsste, ist davon wenig zu sehen.
Erst im Mai 2015 brannte eine alte Liegehalle aus Holz komplett nieder, im Februar 2016 stand schließlich der Anbau des alten Heizhauses in Flammen. Wie die „Thüringische Landeszeitung“ damals berichtete, wird das Klinikgelände „weder mit Strom noch mit Wärme versorgt“, einen technischen Defekt schlossen die Ermittler demnach aus.
Und so bleibt die Sophienheilstätte ein Ort, in dem früher Tod, Krankheit und Schmerz allgegenwärtig waren – und der heute dem Verfall überlassen ist.