6. April 2023, 6:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mitten in Australiens Outback liegt eine Stadt, die so außergewöhnlich ist, dass sie mittlerweile eine eigene Attraktion darstellt. Ihr Name: Coober Pedy – was in der Sprache der australischen Ureinwohner soviel wie „weißer Mann im Loch“ bedeutet. Und tatsächlich lebt hier eine ganze Ortschaft unter der Erde. Doch was trieb die Menschen in der australischen Wüste überhaupt unter die Oberfläche?
Wir schreiben das Jahr 1915, als sich Jim Hutchison, sein Sohn William und zwei weitere Australier auf halber Strecke zwischen Adelaide und Alice Springs auf die Suche nach Gold begeben. Von dem wertvollen Metall finden sie nichts, machen stattdessen aber eine andere Entdeckung. Als die Männer ihre Zelte aufschlagen und sich auf die Suche nach Wasser begeben, findet der 14 Jahre alte William ein paar Opalstücke an der Erdoberfläche – und es sollte nicht nur dabei bleiben.
Mittlerweile umfasst das Opalgebiet fast 5000 Quadratkilometer mit rund 70 Abbau-Feldern, etwa 70 Prozent der Edelsteine weltweit kommen von hier, weswegen Coober Pedy auch als „Opal-Hauptstadt der Welt“ bezeichnet wird.
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Coober Pedy zählt knapp 1600 Einwohner
Das große Vorkommen des Edelsteins lockte fast zwangsläufig Menschen aus der ganzen Welt hierher. Heute zählt die Stadt knapp 1600 Einwohner aus etwa 45 Ländern, größtenteils aus Europa. Mehr als die Hälfte davon hat sich unter die Erde begeben, auch um der Hitze des Outbacks zu entkommen: Im Sommer sind das zwischen 35 und 45 Grad – im Schatten! Hinzu kommen regelmäßig Sandstürme. Da mutet eine Wohnung unter der Erde mitunter paradiesisch an. Hier liegen die Temperaturen bei angenehmen 23 bis 25 Grad, Fenster, die man vom Sand und Staub der Umgebung befreien müsste, gibt es nicht.
Unterirdische Stadt mit Kirche, Restaurants, Campingplatz
Wer als Tourist nach Coober Pedy reist, möchte genau das sehen: die unterirdische Stadt, die längst zu einer Art Attraktion geworden ist. Dafür nehmen viele auch die Anreise durch die trostlos wirkende, sandige Landschaft in Kauf. Erreicht man nach stundenlanger Fahrt endlich Coober Pedy, ändert sich auf den ersten Blick zunächst nicht viel: viel Sand, Geröll, ein paar Häuser.
Ganz anders, wenn man unter die Erde blickt: Hier findet das eigentliche urbane Leben statt. Restaurants, Shops, mehrere Kirchen, Hotels unterschiedlicher Kategorien und sogar einen unterirdischen Campingplatz gibt es – Coober Pedys Unterwelt hat alles, was man in „normalen“ Städten an der Oberfläche findet.
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Die Stadt wächst weiter
Das Erdreich und der Boden in Coober Pedy sind so stabil, dass sich riesige Hohlräume graben lassen, und das tun die Menschen auch, weshalb die Stadt weiter wächst. Meist sind die Wohnungen in Hügel reingegraben, die Kosten hierfür entsprechen ungefähr denen, die ein normales Haus vor Ort kosten würde.
Über Coober Pedys Einwohner sagt man, sie hätten zwar kein Wasser, aber dafür Sinn für Humor. So gibt es zum Beispiel einen (oberirdischen) Golfplatz ohne Gras. Die Golfer tragen kleine Rasenstücke als Abschlagpunkt mit sich rum.
Am Ende zählt bei einem Besuch von Coober Pedy wie so oft im Leben die Weisheit: Urteile nicht nach dem Äußeren, es kommt doch schließlich auf die inneren Werte an.