15. Dezember 2017, 11:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
TRAVELBOOK-Autorin Annette Schimanski ist in Bayern aufgewachsen. Im Winter ging es fast immer in die Berge zum Skifahren. Diese Tradition fand irgendwann ein Ende, und das liegt nicht an ihrem neuen Wohnort fernab jeglicher Berge.
Die Nähe zu den Alpen wird in Bayern meist als großer Vorteil bezeichnet, den vor allem die Münchner sehr gerne als überlebenswichtigen Pluspunkt für die Region herausstellen. In den Alpen kann man wunderbar klettern, wandern, Schlösser bewundern, aber vor allem: Skifahren und Snowboarden. Wenn man, wie ich, in Bayern aufgewachsen ist, ist es schier unmöglich, dem Wintersport zu entkommen. Denn falls die Eltern einen nicht bereits im Kindesalter auf die Skier gezerrt haben, ist es spätestens in der Mittelstufe der Schule soweit. Mehrere Klassen werden gesammelt in ein Skigebiet kutschiert, wo es dann im einwöchigen „Skilager“ jeden Tag mehrere Stunden zum Skifahren oder Snowboarden geht – ob man nun will oder nicht.
Wer es sich nicht leisten kann, bleibt zu Hause
Da fing das Problem meistens schon an. Die Ausrüstung und Unterkunft kann auch im Schüler-Sammelpreis recht teuer werden, und nicht alle Eltern können das Geld für den Schulausflug aufbringen. So manchem Kind wurden daher Zwangsferien zu Hause oder die Teilnahme an einer Wandergruppe auferlegt. Das entsprach nicht unbedingt dem, was die Schule erreichen sollte: Gemeinschaftsgefühl, freie Entfaltung, Integration über alle Schichten hinweg? Nein, danke.
Es ist natürlich nicht schwer zu verstehen, weshalb Wintersport für so viel Begeisterung sorgt. Im besten Fall gleitet man über in der Sonne glitzernden Schnee die Hänge hinab, macht einen Zwischenstopp in einer Alphütte und genießt den malerischen Ausblick über die weißen Berggipfel. Nach einem oder mehreren Tagen auf Skiern oder dem Snowboard fühlt man sich außerdem, als hätte man all die verpassten Fitness-Studio-Einheiten auf einen Schlag nachgeholt.
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Skifahren ist ein Luxussport
Spätestens mit dem Schulabschluss war es für mich jedoch mit dem Skifahren vorbei, denn da merkte ich erst, was für eine luxuriöse Freizeitaktivität dieser Sport eigentlich ist. Eine vernünftige Ausrüstung mitsamt funktionalem, wärmenden Schneeanzug, langlebigen Skiern, einem Helm für die Sicherheit und eine vor UV-Strahlen schützende Brille kann schon mal so viel kosten wie ein kleiner Städtetrip nach Paris. Es gibt zwar immer wieder Angebote, und nicht alles muss Markenware sein, außerdem wäre da noch die Möglichkeit, sich das nötige Equipment zu leihen, womit man sich auch die aufwendige Pflege und den Transport spart, aber auch das geht ganz schön ins Geld. Beim Skiverleih kann man schon mal zwischen 30 und 170 Euro pro Tag loswerden.
Durch die besagte Nähe zu den Bergen ist es in Bayern auch gar nicht ungewöhnlich, Ski-Tagesausflüge zu machen. Morgens steigt man in Bus oder Auto, verbringt den ganzen Tag auf den Pisten und kehrt am Abend wieder zurück. Obwohl man sich dabei die ebenso recht teure Übernachtung im Hotel spart, wachsen die Kosten schneller, als man den Hang hinunterfahren kann. Denn angenommen man leiht sich die Skier und Teile der Ausrüstung, holt sich eine unvermeidbare Skilift-Karte, gönnt sich ein ausgiebiges Mittagessen und vielleicht noch das ein oder andere Getränk auf einer Après-Ski-Party, kann man auch eigentlich noch die Nacht im Hotel drauflegen.
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Lieber im Winter zu Hause bleiben, im Sommer verreisen
Wer sich also einen ausgiebigen Ski-Urlaub oder gar mehrere Kurzaufenthalte in den Bergen im Winter gönnt, müsste logischerweise im Sommer kürzertreten. Aber wer möchte das schon? Sind Strand, Sonne und Surfen nicht noch verlockender als Schnee und Skier? Zudem kostet ein Tag am Strand, außer man lässt sich Cocktails und Snacks andrehen, weniger als ein Ski-Ausflug. Die Kosten, die sich im Winter für das Hobby Skifahren aufsummieren, kann mir bei frühzeitiger Buchung eine zweiwöchige Fernreise bescheren, bei der ich sogar noch eine neue Sprache, ungewöhnliche Traditionen und Kultur kennenlernen kann. Vor allem als Student oder Berufseinsteiger mit knappem Budget muss man sich meistens für das eine oder das andere entscheiden, wenn man auch mal ein bisschen Erholung möchte.
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Reisen müssen nicht saisonabhängig sein
Da der Winter logischerweise Ski-Saison ist, sind zu der Zeit auch die Preise am höchsten. Doch das Reisen muss nicht immer an eine Saison gebunden sein. Eine Städtereise im Winter kann ganz neue Perspektiven eröffnen. Die Städte sind in weihnachtliche Lichter gehüllt, die Sehenswürdigkeiten bei Weitem nicht so überlaufen wie im Sommer, und bei kühleren Temperaturen hat man immer eine gute Entschuldigung, um das nächste schöne Café aufzusuchen. Außerdem sind die Flüge nicht nur bei den Billigfluggesellschaften günstig, und in sonst teuren Städten wie Paris oder London kann man auch mal ein gehobeneres Hotel für einen erschwinglichen Preis ergattern.
Fazit: Bevor ich mich erneut auf Skier stelle, mich über Skilift-Preise ärgere und von den angetrunkenen Tischnachbarn in der Hütte zu Schlagerhits anschunkeln lasse, fahre ich dann lieber in eine europäische Metropole und spaziere durch Museen und winterliche Parks – und habe am Ende sogar noch Geld für Weihnachtsgeschenke.