17. Juli 2017, 10:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Backpacking bedeutet Abenteuer, Freiheit und Kontakt mit Menschen aus aller Welt. Es bedeutet aber auch: Schlafen auf der harten Isomatte im Zelt oder in Mehrbettzimmern mit schnarchenden Bettnachbarn, Duschen auf dem Gang und stundenlanges Reisen in klapprigen, unklimatisierten Bussen. Immer mehr junge Leute haben auf diese unangenehmen Seiten des Rucksacksreisens keine Lust mehr und entscheiden sich bewusst für ein bisschen mehr Luxus. Flashpacking nennt sich diese komfortablere Art des Abenteuerreisens.
Ein palmenumstandener Pool, ein großer Lounge-Bereich mit Flat-TV und diversen Filmen zur Auswahl, Klimaanlage, High-Speed-WLAN, zwei Kopfkissen pro Bett, Regendusche im Bad: Wer sich die Ausstattung des Noosa Flashpackers im australischen Queensland ansieht, könnte meinen, er sei in einem Vier-Sterne-Hotel gelandet. Tatsächlich ist die beliebte Unterkunft direkt an der Sunshine Coast ein Hostel – allerdings ein ziemlich komfortables.
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Gäste haben die Wahl zwischen einem luxuriösen „King Room“ mit En-Suite-Bad, Doppel- und Einzelzimmern mit eigenem Bad oder Mehrbettzimmern, in denen maximal sechs Personen unterkommen. Auch einen „Girls Only Dorm“ für drei Damen gibt es, mit Föhn und Haarglätter. Und die Preise? Ein Bett im Mehrbettzimmer gibt es, je nach Saison, umgerechnet schon für unter 19 Euro, die teuerste Unterkunft kostet mehr als 75 Euro pro Nacht. Also durchaus bezahlbar. Zwar ist die Nacht in manch anderem Hostel schon für unter 10 Euro zu haben, aber dort geht es meist auch wesentlich spartanischer zu.
Was sind Flashpacker?
„Flashpacker sind Komfort-Abenteurer, die mit dem Rucksack die Welt entdecken und dabei das Reisen genießen wollen – das heißt lieber mal ein Upgrade nehmen, als im Zehnmannschlafsaal oder 24-Stunden-Holzklassebus zu leiden.“ Das sagt Sascha Tegtmeier, Autor des Buchs „Ich nehm dann mal das Upgrade! Als Komfort-Abenteurer um die Welt“ zu TRAVELBOOK. Tegtmeier weiter: „Flashpacker bewahren sich trotz des komfortableren Reisestils den Pioniergeist. Sie suchen ausgezeichnete Restaurants, abgelegene Landschaften und Kontakt zu Einheimischen gleichermaßen. Flashpacker wollen eben beides: Schamane und Klimaanlage. Flashpacker wissen: Der Geruch von Freiheit muss nicht mit dem Gestank von alten Socken einhergehen. Freiheit kann auch nach frischen Blumen in der Premium-Unterkunft duften.“
Wie zum Beispiel das Hostels Noosa Flashpackers. Solche Unterkünfte sprechen eine Generation von Backpackern an, die zwar auch – wie der Name schon sagt – mit Rucksack die Welt bereisen, denen das klassische Low-Budget-Backpacking aber zu anstrengend ist. Flashpacker sind meist zwischen 25 und 40 Jahre alt, haben schon eine Weile gearbeitet, sodass sie sich das gewisse Extra an Komfort leisten können. Trotzdem wollen Flashpacker nicht nur an einem Ort sein, Pauschalreisen sind nicht ihr Ding. Sie wollen Abenteuer, Kontakt zu Einheimischen und möglichst viel sehen vom Land.
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Neben Sascha Tegtmeier zählt auch Reisebloggerin Carina Hermann, die den Reiseblog „Pink Compass“ betreibt, zu dieser neuen Generation Weltreisender. „Ich würde mich als Flashpacker bezeichnen, weil ich mittlerweile auf die billigsten Busse, Flüge und Unterkünfte verzichte und stattdessen ein bisschen mehr Komfort wähle“, erklärt sie TRAVELBOOK. Statt ein Mehrbettzimmer mit Fremden zu teilen, gönnt sich Carina, die meistens alleine reist, inzwischen ein Einzelzimmer oder bucht eine Unterkunft über Airbnb. Statt in einen unklimatisierten Reisebus steigt sie lieber in einen komfortableren VIP-Bus. „Und wenn ich fliegen muss, dann buche ich nicht mehr den günstigsten Flug, bei dem ich um 4 Uhr aufstehen muss, sondern gönne mir den, der am besten zu meinem Biorhythmus passt.“
Kurzum: Flashpacker sind Individualreisende, die zwar auch preisbewusst sind, aber im Vergleich zu Backpackern ein größeres Budget zur Verfügung haben und auch bereit sind, dieses für etwas mehr Luxus auszugeben. Das kann im Rahmen eines längeren Urlaubs sein, oder auch während eines Sabbaticals.
Digital vernetzt
Während der Low-Budget-Backpacker möglichst wenig Gepäck und allenfalls ein Handy dabei hat, sind Flashpacker meist technisch gut ausgerüstet: Smartphone, Tablet-PC, Digitalkamera, vielleicht sogar eine GoPro kommen mit ins Gepäck, sodass man immer gut vernetzt mit der Außenwelt bleibt und Fotos oder Filme schon von unterwegs bearbeiten und hochladen kann. Deshalb ist der digitale Anschluss in der Unterkunft für den Flashpacker ein wichtiges Buchungskriterium. Auch geräumige Schließfächer sind von Vorteil, damit der wertvolle Technikkram nicht geklaut wird.
Doch was, wenn es mal keine Möglichkeit gibt, in eine der etwas teureren Unterkünfte abzusteigen? Entweder, weil es schlicht keine gibt oder weil sie alle schon ausgebucht sind. Tegtmeier: „Wenn ich einen Ort wirklich kennenlernen möchte, halten mich schäbige Unterkünfte auf keinen Fall von der Reise ab. Der Unterschied zum Backpacker ist ja vor allem, dass wir Flashpacker nicht nur nach dem Prinzip „billig-billig“ gehen, sondern nach der in der jeweiligen Situation bestmöglichen Mischung aus Komfort, Preis und authentischem Erlebnis. Der Grad des Komforts variiert von Land zu Land. Mit dem Geld, das man beispielsweise beim Campen in Australien pro Nacht ausgibt, lässt sich am Titicacasee in Bolivien eine zweigeschossige Hütte mit Panoramablick eine Woche lang mieten.“
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Rollkoffer oder Backpacker-Rucksack
„Für mich definitiv der Backpacker-Rucksack. Ich liebe das Gefühl, mein ganzes Leben auf dem Rücken zu tragen. Außerdem wird jemand mit Rucksack anders wahrgenommen: weniger als Urlauber und mehr als Reisender, der sich voll und ganz auf das Land einlassen möchte. Das hilft oftmals. Ich bin aber sicher: Auch mit dem Rollkoffer kann man auf Flashpacker-Art die Welt erkunden und viele Abenteuer erleben. Wichtiger als das Gepäckstück ist die Einstellung, mit der man reist, also: der Rollkoffer oder Backpack im Kopf“, sagt Tegtmeier.