13. Oktober 2017, 16:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Gelassenheit, Freude, Zufriedenheit: All diese Gefühle können Orte in Menschen hervorrufen – und machen uns glücklicher als materielle Dinge. Zu dieser Erkenntnis kam jetzt eine Studie der gemeinnützigen Organisation „National Trust“ aus Großbritannien.
Orte, die uns etwas bedeuten, machen uns glücklicher als Dinge – das haben jetzt Forscher in einer Studie für die gemeinnützige Organisation „National Trust“ aus Großbritannien bewiesen. „Places that make us“, etwa „Orte, die uns formen“, kam unter anderem mittels Magnetresonanz-Untersuchungen der Gehirne von Studienteilnehmern zu dieser Erkenntnis.
2000 Menschen nahmen für die Studie an einer Onlinebefragung teil, zudem wurde bei 20 Freiwilligen während einer Untersuchung die Gehirnaktivität gemessen. Den Probanden wurden zuerst Bilder von zehn Orten und zehn Dingen gezeigt, die für sie von Bedeutung waren, dann jeweils zehn Aufnahmen von alltäglichen Orten und Gegenständen, und zuletzt jeweils zehn Fotos mit positivem bzw. negativem Inhalt. Jedes der Bilder wurde dreimal gezeigt. Anschließend folgten zwei Interviews, eines zu Hause bei der jeweiligen Person und eines an ihrem persönlichen Lieblingsort. Das Ergebnis: Die Bereiche des Gehirns, die für die Verarbeitung von Emotionen zuständig sind, zum Beispiel die Amygdala (auch Mandelkern genannt), reagierten wesentlich stärker auf von Orten ausgelöste Reize als auf Dinge.
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Ländliche Orte riefen besonders starke Reaktionen hervor
Die starken emotionalen Reaktionen der Studienteilnehmer auf Orte führten die Forscher zu der Annahme, dass diese Orte für die Probanden mehr sind als nur ein einfacher physischer Ort. So gaben denn auch 86 Prozent der Studienteilnehmer an, ihr Lieblingsort sei ein Teil von ihnen, 79 Prozent sagten, sie würden ihre Liebe für den jeweiligen Ort gerne mit anderen Menschen teilen. 61 Prozent gaben an, sie würden ihren Lieblingsort besonders schützen, um ihn zu bewahren, und fast alle Befragten (92%) wären sehr betroffen, wenn dieser Ort verschwände. Besonders stark waren die Reaktionen der Probanden übrigens auf ländliche Orte, solche in der Stadt riefen eine nicht ganz so starke Resonanz hervor.
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Lieblingsort ist für die meisten wie ein Teil von ihnen
Diese besonderen Orte haben laut der Studie auch die Kraft, positive Emotionen wie Gelassenheit, Freude und Zufriedenheit in uns hervorzurufen. Knapp zwei Drittel der Befragten (64%) gab an, ihr Lieblingsort gebe ihnen Gelassenheit, 79 Prozent sprachen von einem inneren Bedürfnis, diesen Ort immer wieder zu besuchen. Offenbar fühlen sich Menschen übrigens am stärksten mit Orten verbunden, die bei ihrem Heranwachsen eine Rolle gespielt haben, mit solchen, die sie mit einer besonderen Person verbinden sowie mit Orten, die für sie im Hier und Jetzt wichtig sind.
Viele Befragte gaben über ihren Lieblingsort an, er fühle sich an wie ein Teil von ihnen (86%), er sage auch etwas über sie selbst als Person aus (76%), dieser Ort habe sie geformt (58%), und sie wären ohne ihn nicht derselbe Mensch (58%). Ebenfalls eine populäre Aussage der Studienteilnehmer war, ihr Ort würde sie erden und ihnen geistiges Wohlbefinden verschaffen. Viele gaben auch an, sich durch ihren Lieblingsort verjüngt zu fühlen, er sei wie eine Flucht vor dem Alltag, gebe ihnen ein Gefühl von Geborgenheit.
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„Bedeutsame Orte rufen starke emotionale Reaktionen hervor“
Bertram Opitz, ein Professor an der Universität von Surrey, die an der Studie beteiligt war, sagt: „Es ist offensichtlich, dass das Gehirn auf wichtige Orte anders reagiert als auf alltägliche bzw. gewöhnliche. Bedeutsame Orte rufen starke emotionale Reaktionen hervor.“ Dr. Andy Myers, der ebenfalls beteiligt war: „Zum ersten Mal konnten wir die positiven körperlichen und emotionalen Auswirkungen von Orten beweisen. Es ist aufregend zu verstehen, wie tief diese Verbindung in unserem Gehirn wirklich ist.“
Bernd Hornung vom Deutschen Institut für Glücksforschung in München sagt zu TRAVELBOOK: „Orte machen uns deshalb glücklicher als Dinge, weil wir mit ihnen auch schöne Erlebnisse verbinden. Von denen kann man dann erzählen und seine Erfahrung mit anderen teilen – wodurch sich das Glücksgefühl weiter steigert. Solche Eindrücke beeinflussen das Gehirn stärker.“