14. Juni 2017, 14:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Er kennt sich nicht aus. Er war noch nie hier. Er spricht die Sprache nicht. TRAVELBOOK-Redakteur Torsten Johannknecht ist zum ersten Mal in Kroatien und macht einen Roadtrip durchs Land – fünf Tage, fünf Geschichten. Das Tagebuch einer verrückten Reise.
Es ist mein erstes Mal. Mein erstes Mal Kroatien. Ich war noch nie da, konnte mich bislang noch nicht selbst von der angeblichen Schönheit des Landes an der Adria-Küste überzeugen. Damit ist jetzt Schluss! Mein Chef hat mich hierher geschickt, meinte, ich solle für TRAVELBOOK über Kroatien berichten. Also habe ich mich auf einen Roadtrip begeben, in Split an der Küste geht es los, mein Rückflug ist Sonntag, sechs Tages später, von Zagreb. Und dazwischen? Kein Plan, ich reise einfach mal drauflos.
Tag 1 – Stell dir vor es ist Verkehr und keiner hupt
Es ist immer ein schönes Gefühl, bei eher durchschnittlichem Wetter in Deutschland in den Flieger zu steigen, um dann anderthalb Stunden später bei strahlendem Sonnenschein, brütender Hitze und blauem Himmel noch auf dem Weg vom Rollfeld zum Terminal den Pulli auszuziehen. Split empfängt mich spitze.
Mietwagen abholen, Navi anschmeißen und dann gleich ab zum Hostel. Mitten in der Altstadt. Das wird ein Spaß. Stellt sich raus: wird es wirklich. Denn ich vermute, dass die Autos, die hier in Kroatien auf den Straßen rumfahren, ähnlich, wenn nicht sogar genauso, gebaut werden wie die in Berlin. Vier Räder, ein Lenkrad, Tank, Auspuff, Hupe. Hupe? Wirklich? Anscheinend ist Split das genaue Gegenteil vom trötenden Berlin.
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Wie es natürlich in einem fremden Land mich als Neuling inklusive veraltetem Navi (welches ich Sparfuchs mir aus Berlin mitgebracht habe) treffen muss: Das Navi schickt mich in der Innenstadt in die engsten Gassen. Gleich mehrere Staus verursache ich, weil ich das Wenden in 24 Zügen versuche zu perfektionieren. Ich stecke fest. Zentimeter für Zentimeter dreh‘ ich mein Auto auf dem Fleck um. Das dauert einen Moment. Auch zwei. Was mich überrascht und was ich aus Berlin überhaupt nicht kenne: Keiner hupt. Wie geil ist das denn?
Hupentest: Bestanden!
Auf einer zweispurigen Schnellstraße bleibt an einer Ampel während einer Grünphase ein gefühlt dreihundert Jahre alter Polo liegen. Keiner hupt. Ich muss in zweiter Reihe anhalten, um mein Navi neu einzustellen. Keiner hupt. Das ist mir hier alles zu bunt – hat mein Auto überhaupt eine Hupe? Ich stelle fest: ja. Und ernte verständnislose Blicke der Fußgänger. Ich mag das entschleunigte Verhalten auf den Straßen hier, das macht echt Spaß.
Einkaufen im Supermarkt, einchecken im Hostel, dann sofort ab in die Altstadt. Ich habe schließlich nicht viel Zeit, morgen muss ich zeitig schon weiter. Also ganz fix noch diesen Palast hier in Split angucken. Zu Fuß ist der handgestoppte zweidreiviertel Minuten entfernt. Einfach an der Promenade entlangschlendern, dann kann nicht mal ich den berühmten Diokletianpalast verpassen.
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Lebendige Ruinen
Der Palast soll angeblich eine der schönsten noch vorhandenen römischen Ruinen sein. Keine Ahnung, ob da Rom mit seinem Kolosseum und dem Forum Romanum auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Aber die Besonderheit an den Ruinen hier in Split ist, dass sie weder ein Museum sind noch Eintritt kosten. Inmitten der Palast-Ruinen und den ganzen Gässchen und Windungen hier im Viertel gibt es unzählige Restaurants und Lokale, Touristen strömen durch die Straßen. Sehr lebendige Ruinen. Autos sind natürlich verboten. Hier hupt also auch niemand.
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Mein erster Eindruck von Kroatien und Split im Speziellen ist sehr positiv. Die Menschen nett, die Autos ruhig, das Wetter schön. Jetzt müssen die Kroaten nur noch beim Essen zulegen. Bislang habe ich da noch nichts richtig Gutes vorgesetzt bekommen. Zum Glück habe ich ja noch ein paar Tage vor mir.
Mein Plan für Morgen: An der Adria-Küste entlang bis nach Zadar kommen. Grüße bitte.