10. März 2015, 16:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wenn Superreiche fliegen, dann kann es eigentlich nur dekadent sein. Doch wie geht es wohl wirklich an Bord eines Privatjets zu? Eine Flugbegleiterin erzählt von üppigen Einrichtungen, nicht minder üppigen Trinkgeldern – und dass manch Reisender Stewardessen dazu einlädt, gemeinsam in den Mile High Club einzutreten.
Dass die Freiheit über den Wolken grenzenlos sei, wie Reinhard Mey mal behauptete, ist zwar ein schöner Gedanke, aber entspricht leider nicht den Tatsachen. Beinfreiheit, das weiß jeder Economy-Reisende, war damit schon mal nicht gemeint. Und auch sonst unterliegt man im Flieger zahlreichen Verhaltensvorschriften sowie den Regeln des friedlichen Miteinanders. Selbst in der Business Class, wo es zumindest Beinfreiheit und reichlich Komfort, aber auch nicht sämtliche Freiheiten gibt.
Anders natürlich im Privatjet. Wer ein eigenes Flugzeug hat, kann sowieso machen, was er will, schließlich hat er Geld ohne Ende. Aber natürlich kann er das dann auch: über den Wolken. Wie es in einem Privatflugzeug so zugeht, weiß Carolyn Paddock. Sie arbeitet als Flugbegleiterin in Privatjets, nachdem sie 17 Jahre lang für Delta Airlines tätig war – und hat der britischen Zeitung „Daily Mail“ nun verraten, was sie da so täglich erlebt. TRAVELBOOK hat die spannendsten Geständnisse zusammengestellt.
1. Wie sieht es in einem Privatjet eigentlich aus?
Ein Privatjet ist so was wie ein Wohnmobil für die Luft, kann also in der Standardversion des Herstellers genutzt oder vom Besitzer so eingerichtet werden, dass er sich heimisch fühlt und der Jet seine Handschrift trägt.
Oft sind komplette Schlafzimmer und Wellnessoasen an Bord, werden die Kabinen dekoriert mit Designerstoffen von Versace & Co., und gespart wird natürlich auch an den Einrichtungsgegenständen nicht. Carolyn Paddock sah schon Kaffeemaschinen für 72.000 Dollar und Duschköpfe für 10.000 Dollar das Stück.
Aber die speziellen technischen Anforderungen machten ohnehin die Ausstattung sehr viel teurer, weiß Paddock. So kostet ein Geschirrspüler gut 100.000 Dollar. Mit rund 2 Millionen Dollar schlage allein das Entertainment-System zu Buche, ein Flatscreen-TV mit 28.000 Dollar. Ach ja, und nicht zu vergessen das Flugzeug selbst. 65 Millionen muss man für einen neuen Gulfstream 650 schon locker machen.
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2. Was gibt es zu essen?
Was für eine Frage! Natürlich das, was der Gast sich wünscht. Paddock hat schon Burger und Pizza serviert, aber natürlich auch mehrgängige Menüs, zuweilen frisch zubereitet vom eigenen Gourmetkoch an Bord. Oft fließt Champagner für 600 Dollar die Flasche, wird Beluga Kaviar (7000 Dollar für 6 Personen) gelöffelt. Zuweilen ist allein schon der Becher, in der die Stewardess den Kaffee serviert, 14.000 Dollar wert.
3. Was muss die Stewardess alles tun?
Manchmal fühle sie sich wie eine Event-Managerin, sagt Paddock. Um so vieles müsse sie sich kümmern, mit dem Catering allein sei es lange nicht getan. Auch sei sie quasi ständig in Bereitschaft. Konnte sie während ihrer Zeit bei Delta Airlines an den Wochenenden noch Kochkurse besuchen, ist das in ihrem jetzigen Job nahezu undenkbar. Man könne so gut wie nichts vorausplanen, wäre immer auf Abruf.
Allerdings: Sie verbringe sehr viel weniger Zeit in der Luft als in ihrem alten Job. Bis zu 1200 Stunden war sie bei Delta Airlines pro Jahr im Flugzeug, jetzt kommt sie gerade mal auf 400 Stunden. Was aber nicht heißt, dass sie nun auch sehr viel weniger verdient. Im Gegenteil: Es ist das Doppelte.
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4. Apropos Geld. Wie schaut es aus mit Trinkgeld?
Wenn Geld ohnehin keine Rolle spielt, kann man eigentlich auch der Stewardess ordentlich Trinkgeld geben. Und tatsächlich erhält Paddock im Jahr weit mehr Trinkgeld, als manche ihre Kolleginnen bei Fluggesellschaften in der Zeit allein an Lohn kassieren. „Ich kenne jemanden, der auf einem Flug 17.000 Euro als Trinkgeld erhalten hat“, verriet Carolyn Paddock der „Daily Mail“. Doch mit den Scheinen ist es allein nicht getan. Geschenke gäbe es ja auch noch. Und wohl nicht zu knapp.
5. Wird für so viel Geld nicht auch ein spezieller Service verlangt?
Okay, let’s talk about Sex. Einmal wurde Paddock von einem Passagier gefragt, ob sie nicht mit ihm im Master Bedroom einen Film schauen wolle. Wollte sie nicht, weshalb sie von dem Moment an nur in Begleitung eines anderen Crew-Mitglieds erschien, wenn der Mann erneut ihre Dienste wünschte. Man müsse halt aufpassen, mit wem man fliege, sagt Paddock. Denn natürlich geht so mancher Passagier davon aus, dass die Flugbegleiterinnen auch für sexuelle Dienste zur Verfügung stünden. Da würde man schon mal eingeladen, gemeinsam in den „Mile High Club“ einzutreten, in den man recht einfach Mitglied wird: Man muss nur einmal Sex über den Wolken gehabt haben.
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6. Und wie sieht es aus mit Drogen?
Paddock hat natürlich gehört von exzessivem Drogenmissbrauch an Bord, miterlebt hat sie das selbst noch nicht. Dafür war sie aber einmal dabei, als der Privatjet, in dem sie als Flugbegleiterin mitflog, nach der Landung in Südamerika von unten bis oben von Drogenhunden durchsucht wurde. „Hätte man da was gefunden, hätte der Kunde erhebliche Probleme bekommen.“
Allerdings fliegt sie bewusst nur mit Geschäftsreisenden, denn diese seien „interessant und professionell“. In Privatjets von Sportlern und Showstars ginge es ganz anders zu – mehr Alkohol und mehr Was-auch-immer.