18. Dezember 2017, 13:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Couchsurfing soll unkompliziertes und günstiges Reisen möglich machen. Das Prinzip ist einfach: Man legt sich auf einem Couchsurfing-Portal ein Profil an, fragt bei einem ebenfalls angemeldeten User nach, ob man auf seinem Sofa schlafen kann und bietet im Gegenzug Reisende seine eigene Couch an. TRAVELBOOK verrät, welche Alternativen es zu couchsurfing.com gibt und worauf man bei der Sofasuche achten sollte.
2004 hackte sich ein 25-jähriger US-Amerikaner in das Netz einer Universität in Island. Er hatte keinen Schlafplatz und bat die Studenten um kostenlose Unterkunft. Nach wenigen Minuten erhielt er Dutzende Angebote. Zurück in den USA beschloss er, ein Portal aufzubauen, auf dem sich Reisende überall auf der Welt vernetzen können, um gratis Unterschlupf zu finden und internationale Freundschaften zu schließen. Das war die Geburtsstunde von Couchsurfing.com.
Couchsurfing.com: Vom Hippie-Traum zur Kommerzfirma
Seitdem entwickelte sich das Netzwerk zunächst zum Hippie-Geheimtipp und schließlich zum weltweiten Globetrotter-Trend. Millionen von Menschen registrierten sich auf Couchsurfing.com und legten sich ein Profil an. Was das Besondere am Couchsurfen ist? Die Idee vom sogenannten Social Travelling. Anstatt ein austauschbares Touriprogramm durchzuziehen, lernt man Einheimische kennen und kriegt einen viel intimeren Einblick in das Leben vor Ort, an dem man sich befindet. Hinzu kommt auch, dass es wesentlich günstiger ist, als in einem Hotel zu übernachten. Teilen statt Konsumieren lautet die Devise der Sharing-Kultur.
Couchsurfing.com, das Portal, das sich bis 2011 ausschließlich über Spenden finanziert hat und als Non-Profit-Organisation galt, wurde über Nacht eine profitorientierte Firma. Ein Umstand, der nicht allen Nutzern gefällt; viele alteingesessene Couchsurfer kritisieren seitdem eine Kommerzialisierung, fühlen sich in der Community nicht mehr wohl und verlassen das Netzwerk. Warum es sich immer noch lohnen kann, via Couchsurfing zu reisen, welche Alternativen es zu dem führenden Netzwerk gibt und was man beim Anlegen eines Profils und bei der Suche nach Gastgebern beachten sollte, hat TRAVELBOOK zusammengefasst.
Welche Couchsurfing-Portale gibt es?
Wer als Backpacker Alternativen zu Couchsurfing.com sucht, für den gibt es mehrere Portale, die als Non-Profit-Organisation gelten und nur durch Spenden finanziert werden. Sehr beliebt sind unter anderem die Anbieter BeWelcome, staydu und der Hospitality Club. Diese drei Portale funktionieren ähnlich wie Couchsurfing.com, sind jedoch nicht auf Profit ausgerichtet und wesentlich familiärer.
Alle größeren Social-Travelling-Portale organisieren auch regelmäßig gemeinsame Aktivitäten und Treffen in Städten, in denen es viele Community-Mitglieder gibt. Für Naturliebhaber, die nicht in WGs und Apartments, sondern lieber auf einer organischen Farm übernachten und auch tatkräftig mithelfen wollen, gibt es die Website WWoof.
Wie Couchsurfing funktioniert
Unabhängig davon, welchen Gastgeberdienst man nutzt, muss man sich zunächst auf der Webseite registrieren und ein Profil anlegen. Hier gilt: Je detaillierter das Profil ist, desto erfolgreicher die Aussicht auf Sofas bzw. Gäste. Wichtig dabei ist auch, ein gutes Profibild zu haben, auf dem das eigene Gesicht gut zu erkennen ist und auf dem man sich nicht hinter viel Schminke, Sonnenbrille oder auffälligen Accessoires versteckt.
Eine zu gestellte Pose kommt ebenfalls nicht gut an. Natürlichkeit ist gefragt. Alter, Geschlecht, Sprachkenntnisse und Reisevorlieben solle man unbedingt angeben. Wer persönlich schreibt, eine witzige Anekdote teilt und Auskunft über seine Lieblingshobbys gibt, sammelt ebenfalls Pluspunkte.
Hat man seinen Wunsch-Gastgeber gefunden, tauscht man Kontaktdaten aus. Am besten, man kümmert sich früh darum, damit man sich schon etwas kennenlernen kann, bevor der eigentliche Aufenthalt losgeht. Am Reiseziel angekommen, kann man sich aussuchen, ob man direkt zur Wohnung des Gastgebers fährt, oder ob man sich lieber erst einmal an einem öffentlichen Ort trifft.
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Worauf man als Couchsurfing-Gast achten muss
Gerade wenn man neu in der Couchsurfing-Community ist, sollte man nur Gastgeber auswählen, die viele positive Bewertungen haben und schon zahlreiche Gäste bei sich aufgenommen haben. Auch sollte man sich viel Zeit dafür nehmen, die Profile von potenziellen Gastgebern zu durchforsten. Nur so kann man aus der Ferne einschätzen, ob sie vertrauenswürdig sind oder nicht.
Insbesondere für allein reisende Frauen ist es wichtig, darauf zu achten, wie die Referenzen eines männlichen Gastgebers ausfallen. Nimmt er vorwiegend Frauen bei sich auf? Kein gutes Zeichen. Flirtet er beim ersten Chat? Ebenfalls schlecht. Entscheidet man sich dafür, alleine bei einem Mann (oder mehreren Männern in einer WG) zu schlafen, sollte man trotzdem auf Nummer sicher gehen und ein erstes Treffen an einem öffentlichen Ort vorschlagen. Außerdem wichtig: Immer die Adresse bei Freunden hinterlegen!
Was die Wohnung angeht, sollte der Couchsurfer Bilder von den Zimmern, dem Bad und der Küche hochladen. Profile ohne diese Fotos sollte man besser meiden. Ansonsten kann es in puncto Sauberkeit zu bösen Überraschungen kommen.
Worauf man als Couchsurfing-Gastgeber achten muss
Erst einmal ist das Anbieten der eigenen Couch kein Muss. Wenn man selbst kein Gastgeber sein will, sollte man ehrlich sein und das auch so kommunizieren. Bei Couchsurfing.com gibt es dafür einen „Couch-Status“, über den man angeben kann, ob man seine Wohnung anbietet, oder ob man gerade nur für Treffen und Tipps zu Verfügung steht.
Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Couchsurfer, der sein eigenes Heim anbietet, in der Regel auch häufiger als Gast aufgenommen wird. Bietet man seine eigene Couch an, sollte man zunächst prüfen, ob man laut eigenem Mietvertrag überhaupt Reisende aufnehmen darf. Wenn ja, sollte man sich nicht darauf beschränken, dem Couchsurfer nur die Schlüssel in die Hand zu drücken. Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Gast und zeigen Sie ihm die Stadt.
Nur durch einen freundlichen Umgang und echte Hilfsbereitschaft bekommt man gute Referenzen und erhöht damit die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst eine größere Auswahl bei der Suche nach Couchsurfing-Möglichkeiten hat. Ansonsten gilt beim Begutachten der Gäste das gleiche Prinzip, wie bei der Auswahl der Gastgeber: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
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Fazit
Couchsurfing ist immer noch eine wunderbare Möglichkeit, um auf untouristische Weise zu reisen und zu wohnen. Der Gastgeber kann einem seine persönlichen Lieblingsorte in seiner Heimat zeigen, man hat einen Ortskundigen, der jederzeit helfen und Rat geben kann. Natürlich sollte man bei Fremden vorsichtig sein und sich nicht scheuen, lieber zu viele Fragen zu stellen als zu wenige und sich im Zweifel gegen eine Couch oder einen Gast zu entscheiden. Doch wer einige Tipps beachtet, weiß die Vorzüge des Couchsurfings schnell zu schätzen und findet auf diese Weise oft genug neue Freunde. Und manch einer hat sich auf seiner Couch sogar schon verliebt.