23. Januar 2017, 12:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nicht nur Erwachsene leiden unter Flugangst, auch Kinder sind nicht selten betroffen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Was Eltern tun können, um den Kindern die Angst vor dem Fliegen zu nehmen.
Es gibt mehrere Ursachen für Flugangst bei Kindern. Zum Beispiel kann sie von einem Elternteil übernommen werden. „Das kann aber auch durch Medien passieren, wenn dort gerade eine Katastrophe Thema ist“, sagt der Kinder- und Jugendpsychotherapeut Holger Simonszent aus Gauting in der Nähe von München. Kinder würden dadurch ebenfalls Ängste entwickeln.
Zunächst muss die Ursache für die Angst gefunden werden
Außerdem können schlechte Erfahrungen auf dem letzten Flug ein ungutes Gefühl beim Kind hinterlassen haben. Damit sind Situationen gemeint, in denen sich das Kind etwa nicht frei bewegen durfte und zum Beispiel nicht auf die Toilette gehen konnte, wann es wollte. „Dadurch wird das Fliegen zum negativen Erlebnis“, sagt Simonszent.
Die Angst kann aber auch das Symptom eines ganz anderen Problems sein. So ist es möglich, dass Kinder sich nicht genügend wahrgenommen fühlen – etwa von den Eltern. Mit der Angst verschaffen sie sich dann Aufmerksamkeit.
Die Flugangst könne nur bekämpft werden, wenn Kinder sich ihr stellen, erklärt Holger Simonszent. Dafür müsse zunächst nach der Ursache gesucht werden. Dient die Angst nur als stellvertretendes Symptom für fehlende Bedürfnisse, sollten Eltern versuchen, das fehlende Bedürfnis zu befriedigen. Ähnliches gilt für Angst, die durch schlechte Erfahrungen entstanden ist: Gute Erfahrungsberichte von Bekannten oder Freunden können dem Kind die Angst nehmen.
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Der Reise vorausgehende Gespräche sind wichtig
Generell sollten Eltern versuchen, das Kind den Flug als etwas Positives erleben zu lassen. Dazu gehöre auch, in der Familie über die bevorstehende Reise zu sprechen, sagt der Pädagoge und Autor Karl Gebauer. Dann könne das Kind die Reise mitplanen und seine Bedenken äußern.
Außerdem kann es helfen, die Situation im Flugzeug bereits im Voraus durchzuspielen. Simonszent rät, die Sitzmöglichkeiten im Flugzeug mit Stühlen nachzustellen. Eltern sollten dem Kind erklären, dass Sitzen im Flieger notwendig ist. Busfahren kann dem Kind helfen, das zu verstehen. „Die Situation mit dem Sitzenbleiben während der Fahrt ist ähnlich“, sagt Simonszent.
Auch Kurzstreckenflüge bieten sich zur Bekämpfung der Angst an – jedoch nur dann, wenn das Kind damit einverstanden ist. Kann die Angst nicht genommen werden, sollten Eltern sich Hilfe suchen. Simonszent rät jedoch nur bei sehr starker Flugangst zur therapeutischen Hilfe: Dabei kann dann die Vorgehensweise zur Bekämpfung der Flugangst professionell abgeklärt werden.
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Hektik und Stress vermeiden
Für die Zeit vor dem Abflug, zu Hause, am Flughafen und im Flugzeug, gilt: Eltern sollten sich Zeit nehmen. Hektik und Stress können sich auf das Kind übertragen, wie Simonszent warnt. Zum Beispiel können sie gemeinsam mit dem Kind, die Flugzeuge vor dem eigenen Abflug beobachten.
Außerdem sollten Eltern Kinder während des Fluges auf bestimmte Situationen aufmerksam machen, damit sich Kinder darauf einstellen können. „Druckschwankungen in großer Höhe werden meist vorher vom Piloten angekündigt“, sagt Prof. Peter Middendorf vom Institut für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart. Auch das Rauschen während des Flugs kann erklärt werden: Die Geräusche stammen häufig von den Triebwerken.
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Kreative Aufgaben lenken von der Angst ab
Während des Fluges ist Ablenkung wichtig. Ins Handgepäck gehören daher Spiel- und Malzeug oder Bücher. „Das sind Aktivitäten, bei denen Kindern ihre Selbstwirksamkeit auf potenzielle Gefahrensituationen erleben können“, sagt Pädagoge Gebauer. Das bedeutet, dass ihre Selbstheilung durch Prozesse wie Malen gestärkt wird, weil Kreativität und Schaffungskunst gefördert werden.
So können die Kinder Ängste überwinden und innere Stärke entwickeln – die kann dann dabei helfen, die Angstsituation zu überwinden. Ist die Angst überwunden, kann das Kind den Flug in den Urlaub als positives Erlebnis kennenlernen. Der nächsten gemeinsamen Flugreise steht dann nichts mehr im Weg.