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Serienkiller und ungeklärte Todesfälle

Die fürchterliche Geschichte von Hollywoods-Horror-Hotel

Von außen sieht das Cecil in L.A. aus wie ein herkömmliches Hotel, fast harmlos. Doch die Geschichte ist es nicht
Von außen sieht das Cecil in L.A. aus wie ein herkömmliches Hotel, fast harmlos. Doch die Geschichte ist es nicht Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

23. Juni 2021, 16:11 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Das Cecil Hotel in Los Angeles entstand mitten im Boom von Hollywood und begann bald, seine eigene filmreife Geschichte zu schreiben. Das Genre: Drama, Thriller, Mystery und Horror. Die Handlung reicht von Serienkillern, die immer wieder im Hotel eincheckten, über einen bestialischen Mord bis hin zu einer Frauenleiche, die man in einem Wassertank fand, von dem das ganze Hotel gespeist wurde. TRAVELBOOK begibt sich auf die Spur von Hollywoods Horror-Haus Nummer 1.

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Noch heute ist es imposant, das gigantische Cecil Hotel, das in Los Angeles steht. Doch wo einst Tausende Menschen ein- und auskehrten, ist es heute zum Großteil verlassen. Das ist kaum verwunderlich, war das Hotel doch immer wieder mit negativen Schlagzeilen in der Öffentlichkeit. Doch fangen wir vorne an.

Sie wollen diese Geschichte lieber hören, statt sie nur zu lesen? Dann hören Sie doch mal in unsere Podcast-Folge zum Cecil Hotel.

Es war im Jahr 1924, als das Cecil Hotel in Downtown Los Angeles eröffnete – nur wenige Jahre nach der Entdeckung der Metropole an der Westküste als ideale Produktionsstätte für die Filmproduzenten des Landes und nur drei Jahre vor dem erneuten Aufschwung Hollywoods durch den Durchbruch des Tonfilms (mit dem Pionierwerk „Der Jazzsänger“ von 1927). Massenweise zog Hollywood Menschen nach L. A. Erst die Filmproduzenten aus New York und Chicago – und schließlich all jene, die von einer Karriere beim Film träumten. Oder zumindest von einem geregelten Einkommen in der boomenden Branche. Zählte L. A. im Jahr 1920 noch rund 580.000 Einwohner, waren es zehn Jahre später schon mehr als doppelt so viele.

Und für viele war das Cecil die erste Adresse: Da das mit großen Ambitionen gestartete Hotel mit den Häusern in den besseren Gegenden einfach nicht mithalten konnte, setzte man gezielt auf Dauergäste und günstige Mieten. So wurde das Cecil zur ersten Anlaufstelle von Glückssuchern: zur Zwischenstation für jene, die welches fanden, zur Endstation für alle, die vergeblich gesucht hatten. Viele Bewohner des Cecil Hotels waren in der Gesellschaft nicht mehr willkommen, viele kamen von der Straße, aus dem Gefängnis oder waren suchtkrank. Es ist zum Beispiel so, dass im Cecil Hotel mit die ersten Treffen der Anonymen Alkoholiker an der Westküste abgehalten wurden, wie die Historikerin Kim Cooper, die in Los Angeles die Bustour HorrorHotels von EsotouricBus Adventures anbietet, TRAVELBOOK erzählt. 

Ziehen heute viele Touristen an: die Universal Studios von Hollywood
Ziehen heute viele Touristen an: die Universal Studios von Hollywood Foto: dpa picture alliance

Serie von tragischen Todesfällen im Cecil Hotel

So mancher Gast musste zwischen den tristen Hotelwänden nicht nur seine Träume begraben, sondern gab sich gleich ganz auf. So gab es mit Helen Gurnee im Oktober 1954, mit Julia Moore im Februar 1962 und mit Pauline Otton im Oktober desselben Jahres mehrere Suizide in kürzerer Zeit. Besonders tragisch: Bei Ottons Suizid starb auch ein Passant, George Gianinni, der mit in den Tod gerissen wurde. Später wurde bekannt, dass der 65-Jährige der einzige Fußgänger weit und breit war.*

Mit Gewalt ins Jenseits befördert wurde auch Goldie Osgood, die man zwei Jahre nach dem Freitod der Otton tot in ihrem durchwühlten Zimmer fand. Die alte Dame war stranguliert, vergewaltigt und verstümmelt worden. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. „Tauben Goldie“ hatte man die Rentnerin genannt, weil sie täglich im Park die Vögel fütterte. Neben ihrer Leiche fand man denn auch eine Tüte mit Vogelfutter. Dieser Mord ist für Historikerin Kim Cooper einer der interessantesten. Dafür nennt sie zwei Gründe: „Zum einen war sie eine Langezeitbewohnerin. Deswegen kannten sie die Bewohner des Hotels und ich bin mir sicher, dass es für ihre Freunde sehr traumatisch war. Zum anderen ist der Mord bis heute nicht aufgeklärt.“ Das zeige, wie schwierig es ist, in einer so dicht besiedelten Gegend wie Downtown Los Angeles Verbrechen aufzuklären.

Blick auf die Downtown von L.A.
Blick auf die Downtown von L.A. Foto: Getty Images

1984 checkte ein Serienmörder im Cecil Hotel ein

Der Mörder von Goldie Osgood sollte nicht der letzte Mörder gewesen sein, den das Hotel sah. Im Jahr 1984 zog Richard Ramirez in ein Zimmer des 14. Stocks ein, für 14 Dollar die Nacht und etwa 6 Wochen. Ramirez war das jüngste von 5 Kindern und erlebt eine traumatische Kindheit, in der er mutmaßlich sexuell missbraucht wird und von einem Verwandten, der als Soldat im Vietnamkrieg war und mutmaßlich hochtraumatisiert war, Erzählungen hört, wie er vietnamesische Frauen vergewaltigte, misshandelte, quälte und verstümmelte. Zu dem Zeitpunkt ist Richard Ramirez 12 Jahre alt.

Der neue TRAVELBOOK-Podcast „Tatort Reise“ – hier finden Sie alle spannenden Folgen:
Der Bikini-Killer auf dem Hippie-Trail
Das Cecil-Hotel – Hollywoods Horror-Haus
Das Axtmörder-Haus von Villisca
Beelitz-Heilstätten – Deutschlands gruseligste Klinik

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Ramirez wurde früh alkohol- und drogenabhängig, suchte Halt im Satanismus und verübte schon bald Gewaltverbrechen. 1984 verübte Ramirez seinen ersten Mord – damals war er 24 Jahre alt. Sein Mordopfer: ein 9-Jähriges Mädchen. Insgesamt 13 Morde und zahlreiche Vergewaltigungen gehen auf das Konto des „Night Stalkers“, wie Ramirez bald genannt wurde. Zu einigen seiner Taten brach er offenbar vom Cecil Hotel aus auf. Es gibt zudem auch Berichte, dass er nach den Taten zum Beispiel mit blutverschmierter Kleidung durch die Lobby gelaufen sein soll. 

Ramirez wird im August 1985 gefasst und drei Jahre später, nach einem wirklich langwierigen Strafverfahren, für dreizehnfachen Mord zum Tode verurteilt. Ein Urteil, das nie vollstreckt wurde, denn er starb dann nach vielen Jahren in Haft an Leberversagen. Doch Ramirez wird nicht der einzige Serienmörder sein. Wenig später checkt der nächste Killer im Cecil Hotel ein: Jack Unterweger. 

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Tatort Cecil Hotel in der Mainstreet
Tatort Cecil Hotel in der Mainstreet Foto: Getty Images

Der zweite Serienmörder, der im Cecil Hotel absteigt

Der gebürtige Österreicher, Sohn eines amerikanischen Soldaten, wächst in einem kleinen Dorf in Österreich bei seinem Großvater auf. Das Umfeld ist von Alkohol und Straftaten geprägt. So wird auch Unterweger schnell straffällig und landet mit 16 Jahren zum ersten Mal in einer Erziehungsanstalt. Er wird immer wieder verhaftet, auch wegen Gewalt an Frauen und Zuhälterei. Den ersten ihm nachgewiesenen Mord verübt er 1974. Das Opfer ist eine junge Frau, eine Bekannte, die er erdrosselt. Die Mordwaffe: Ihr eigener BH. Und für diesen Mord wird Unterweger dann zu lebenslanger Haft verurteilt und kommt in die zweitgrößte Haftanstalt Österreichs. Nachdem Unterweger jedoch als Autor während seiner Haftzeit erfolgreich wird, wird er als resozialisiert betrachtet und nach 16 Jahren ohne weitere Auflagen aus dem Gefängnis entlassen.

Doch sechs Monate nach Unterwegers Entlassung beginnt eine Mordserie an Prostituierten. Zunächst in mehreren europäischen Städten und dann in Los Angeles. In L.A. werden 1991 insgesamt drei Prostituierte ermordet, auch in der Nachbarschaft des Cecil Hotels. Und wer residiert zu dieser Zeit im Cecil Hotel? Jack Unterweger. Kim Cooper hält das nicht für einen Zufall. „Wir glauben, dass Jack Unterweger in das Cecil Hotel kam, weil er sich bewusst mit Serienmördern beschäftigte, und besonders mit dem „Night Stalker“. Es reichte aus, dass in einigen Zeitungsartikeln über Richard Ramirez das Cecil Hotel erwähnt wurde, um ihn ebenfalls ins Cecil Hotel zu locken“, sagt sie im Interview mit TRAVELBOOK. 

Unterweger wird ein Jahr später festgenommen und 1994 wegen neunfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt – die er aber nie angetreten hat, denn in der Nacht nach der Urteilsverkündung beging er Suizid. 

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Der rätselhafte Todesfall von Elisa Lam im Wassertank

Bei der düsteren Vergangenheit verwundert es nicht, dass das Haus im Jahr 2007 einen Neustart plante: Nach der Übernahme durch neue Besitzer sollte das Cecil zu einem Touristenhotel umgewandelt werden, die Dauerbewohner weichen. Doch so einfach war das nicht. Erst nach einem langjährigen Rechtsstreit mit der Stadt, welche die Umwandlung von bezahlbarem Wohnraum in reguläre Hotelzimmer nicht akzeptieren wollte, konnte man 2011 schließlich die Hälfte der Zimmer als „Stay Hotel“ eröffnen.

Doch als läge ein Fluch auf dem Haus: Im Februar 2013 geschah hier etwas, das auf der ganzen Welt für Entsetzen und Schlagzeilen sorgen sollte. Den Gästen war zunächst aufgefallen, dass der Wasserdruck aus dem Hahn recht niedrig sei und das Wasser zudem oft schwarz sei und eigenartig süßlich schmecke. Als man der Ursache auf den Grund gehen wollte, entdeckte man die Leiche der 21-jährigen Elisa Lam im Wassertank auf dem Dach.

Als wäre das nicht schon furchtbar genug: Die Umstände ihres Todes geben bis heute Rätsel auf. Die Polizei ging zunächst von „versehentlichem Ertrinken“ als Todesursache aus, und eine bei Lam bereits zuvor diagnostizierte bipolare Persönlichkeitsstörung passte da auch ganz gut ins Konzept. Doch ein Überwachungsvideo aus dem Hotel, welches die junge Frau drei Wochen vor ihrem Tod im Aufzug zeigt, gab Anlass zu der Vermutung, dass Elisa Lam vielleicht auch verfolgt wurde. 

Unklar ist auch, wie die junge Frau in den Wassertank auf dem Hoteldach gelangen konnte. Denn dieser war nur mit einem Spezialschlüssel durch alarmgesicherte Türen zu erreichen. Auch wäre der Metalldeckel über dem Tank von der zierlichen Studentin kaum zu heben gewesen.

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Die Geschichte vom Cecil Hotel und Elisa Lam auf Netflix

Der mysteriöse Tod einer jungen Frau im Wassertank beflügelte die Fantasie von Filmemachern. Zumal Hollywood tatsächlich wirklich nahe liegt. So verwundert es fast, dass erst 2021 eine Serie über die lange Geschichte des Hotels erschienen ist. Anfang Februar kam auf Netflix die erste Staffel der Mini-Serie „Crime Scene“ raus, die sich ausschließlich dem Cecil Hotel widmet.

In vier Folgen wird, mit Fokus auf den mysteriösen Fall von Elisa Lam, die Geschichte des Cecils erzählt. Zu Wort kommen neben ehemaligen Hotelangestellten auch Gäste, die zur Zeit von Elisa Lams Tod im Hotel eingecheckt hatten und über ihre schaurigen Erfahrungen berichten. Eine von ihnen ist auch Kim Cooper. Dabei sieht sie das Cecil Hotel mitnichten als einen Ort, der außergewöhnlich schrecklich ist – trotz all der Vorfälle. „Jedes Hotel hat eine ähnliche Geschichte und es ist nicht einmal das einzige Hotel in Downtown, in dem mehrere Serienmörder lebten“, betont Cooper. Ihrer Meinung nach sei es angesichts der langen Geschichte des Hotels und der vielen Gäste sogar erstaunlich, dass es nicht noch mehr ungewöhnliche Vorfälle gegeben habe. 

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So oder so: Die bestehenden Fälle reichten aus, um dem Cecil Hotel ein Ende zu bereiten. Denn Gäste gibt es schon lange keine mehr. Seit dem 1. Januar 2017 ist das Horror-Hotel geschlossen. 

*TRAVELBOOK berichtet in der Regel nicht über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

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